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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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verlosch die durchscheinende Gestalt.
    Gorian atmete tief durch, doch seine Augen blieben schwarz, denn er hielt seine Kräfte nach wie vor in Bereitschaft.
    Außerdem versuchte er mithilfe seiner magischen Sinne jeden Hauch geistiger Kräfte zu erspüren, der sich vielleicht noch nicht verflüchtigt hatte. Er wollte wissen, wer ihm da in Wirklichkeit erschienen war.
    Aber das ließ sich nicht mehr feststellen.
    »Es spielt auch keine Rolle«, wandte sich Sheera mit einem Gedanken an ihn. Sie hatte sich offenbar dieselbe Frage gestellt und war ebenfalls zu keinem Ergebnis gelangt. »Es wäre nicht das erste Mal, dass Morygor Verwirrung zu stiften versucht, indem er die Gestalten von bekannten Personen annimmt. Andererseits ist Torbas jetzt sein Geschöpf, so wie ich es auch war. Wenn er tatsächlich auf diese Weise versucht haben sollte, mit dir in Verbindung zu treten oder dich anzugreifen, dann nur, weil Morygor es wollte.«
    »Da bin ich mir nicht ganz sicher«, widersprach Gorian und steckte das Schwert zurück in seine Rückenscheide.
    Sheera erhob sich und löste ihren mit schwarzem Blut getränkten Verband. Darunter kam eine gut verheilte Narbe zum Vorschein, die schon beinahe verblasst war.
    »Die Heilmagie dieser Säule scheint wirklich außerordentlich gut zu sein«, stellte Gorian fest.
    »Ja«, murmelte sie, nachdem sie die Narbe ungläubig mit den Fingern berührt hatte.

    Sie durchschritten die mittlere Wurzelhalle. Durch seinen Aufenthalt im Reich des Geistes kannte Gorian den Grundriss, der allen Stadtbäumen zugrunde lag. »Vielleicht gelangen wir über die Verzweigungen der Tiefenwurzeln zu einem der Notausgänge, über die jeder Caladran-Stadtbaum verfügt«, erklärte er Sheera. »Allerdings müssen wir damit rechnen, dass auch der unter einer dicken Eisschicht liegt.«
    »Und was wird dann?«, fragte Sheera. »Torbas – oder Morygor – weiß zweifellos, wo wir sind. Wir wären allein in der Kälte, ganz auf uns gestellt. Ein paar Nächte, und wir erfrieren trotz aller Magie. Oder Morygors Aura schwächt uns so sehr, dass wir zu seinen Geschöpfen werden, so wie Torbas, bereit, unsere Freunde und uns gegenseitig zu verraten und zu ermorden.«
    »Ich glaube nicht, dass es einen anderen Weg gibt«, befürchtete Gorian. »Mit einer Horde Maladran hier in diesem verwundeten Stadtbaum, das würde alles andere als angenehm werden.«
    »Du glaubst, sie kehren hierher zurück?«
    »Sie wurden innerhalb dieses Baumes beschworen«, war sich Gorian sicher. »Wie genau das vonstattenging, weiß ich nicht. Aber ich nehme an, dass es in der Halle der Versenkung geschah, wo sich die Schamanen der Caladran zu versammeln pflegen.«
    »Aber die Maladran haben doch in gewisser Weise auf unserer Seite gekämpft und uns das Leben gerettet.«
    »Das muss nichts heißen«, antwortete Gorian. »Überhaupt nichts.«
    Sie durchschritten einen der breiten, hohen Gänge, die innerhalb der ausgedehnten Wurzeln des Stadtbaums verliefen, und stießen auf Vorratskammern, in denen Nahrungsund Heilmittel lagerten, wobei die Caladran beides nicht
strickt voneinander unterschieden. Außerdem waren sie Meister der Konservierung und konnten Speisen über Jahrhunderte haltbar machen, anders als so manche Gastwirte in den Menschenreichen, die verdorbene Waren durch starkes Würzen wieder genießbar erscheinen ließen.
    In gläsernen Behältern lagerten Fleisch, Fisch und getrocknetes Gemüse. Bei anderen Gläsern war äußerlich nicht zu erkennen, worum es sich bei deren Inhalt handelte, die Runen auf den kleinen Schildern, die darauf anbracht waren, behaupteten jedoch, dass es sich ebenfalls um Speisen handelte, allerdings in einer verwandelten Form, die mehr Kraft gab als gewöhnliche Speisen und auch noch weitaus länger aufbewahrt werden konnten.
    »Vielleicht handelt es sich um Vorräte für eine generationenlange Sternenreise mit einem Himmelsschiff«, überlegte Sheera. »Aber ich weiß nicht, ob ich davon kosten möchte.«
    In der Zeit, in der sie im Stadtbaum von Caladrania gelebt hatten, hatten sie durchaus die Speisen dieses Volkes genossen. Allerdings hatte man bei der Auswahl darauf geachtet, dass man ihnen nichts Ungewöhnliches oder gar Unverträgliches vorsetzte.
    Gorian und Sheera nahmen sich hier und da etwas von den Nahrungsmitteln, die sie wiederzuerkennen glaubten. Sie schmeckten fade und schienen vollkommen ohne Würze zu sein, was aber angesichts der Tatsache, dass bei den Caladran alle Sinne sehr viel stärker

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