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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Faust statt des Schwerts in der Hand zu kämpfen, während die Welt, in der Ihr Euer kurzfristiges Leben fristet, zugrunde geht!«
    Der Blinde Schlächter hatte mit hohntriefender Stimme gesprochen. Die caladranische Sprache hatte viele Feinheiten, die denen der Menschen völlig fremd waren, wie Gorian inzwischen festgestellt hatte. Darunter war auch die Möglichkeit, durch feine Nuancierung der Wortwahl und die Benutzung bestimmter Formen unterschwellig Verachtung zum Ausdruck zu bringen, ohne dabei die Regeln der Höflichkeit zu verletzen. Genau das hatte der Blinde Schlächter soeben getan. In jener uralten Zeit, der Eldamir entstammte, schien
der Gebrauch dieser sprachlichen Feinheiten noch weitaus üblicher gewesen zu sein als unter den heute lebenden Caladran.
    »Ihr müsst wissen, was Ihr tut, mein Fürst«, fuhr er fort. »Aber bedenkt, dass wir uns auch einem anderen Lebenden anschließen könnten, wenn Ihr unsere Hoffnungen nicht erfüllt. «
    »Du willst mir drohen, dass ihr euch auf Morygors Seite stellen könntet?«, fragte Gorian, der die Gründe für das tiefe Misstrauen, das er nach wie vor für Eldamir und die Maladran in seiner Gefolgschaft empfand, bestätigt sah.
    Eldamir wog den Kopf. In seinen leeren Augenhöhlen flammte plötzlich ein Leuchten auf, das an die Lichterscheinungen beim Handlichtlesen erinnerte. Kurz waren darin Gesichter zu sehen, die einander so schnell abwechselten, dass es kaum möglich war, sie zu erkennen. Gorian kam es vor, als ob auch das Gesicht des jungen Caladran darunter war, der Morygor einst gewesen war. Aber da war er sich nicht sicher.
    Dann verschwand das Leuchten.
    »Nein«, sagte Eldamir schließlich. »Morygor nicht. Er mag einst ein Lebender gewesen sein, und vielleicht könnte man seine Existenz noch immer als Leben bezeichnen. Aber allein durch seine allgegenwärtige Aura kann ich spüren, wie sehr er sich verändert hat.«
    »In … was?«, fragte Gorian.
    Ein Lächeln huschte über die Züge des Blinden Schlächters. »In ein Wesen, das jener düsteren Existenzform, die wir gerade hinter uns gelassen haben, ähnlicher ist, als ich bisher angenommen habe.«
    »Ist das der Grund, weshalb ihr jemanden wie mich als euren Fürsten bevorzugt?«
    »Schon möglich«, murmelte Eldamir.

7
Ein Licht der Hoffnung
    Die innere Kälte wich zwar nicht aus ihren Seelen, aber sie verstärkte sich auch nicht mehr. Sheeras heilender Rauchzauber schien zu wirken.
    Zwischenzeitlich legte sie etwas Eiskraut nach und entfachte den weißen Rauch von Neuem.
    »Dieser Zauber hat offenbar auch auf uns eine Wirkung«, wandte sie sich in Gedanken an Gorian. »Aber das ist kaum verwunderlich. Schließlich sind wir beide und der Leviathan die einzigen wirklich lebendigen Wesen hier.«
    »Ich würde gern etwas für Beliak tun«, gab Gorian zurück. Und dabei achtete er so gut er konnte darauf, dass dieser Gedanke abgeschirmt blieb und nur Sheera erreichte.
    »Das wird schwierig«, antwortete sie. »Die Heilmagie ist für die Lebenden geschaffen. Sie wirkt nur bedingt auf die, die schon nicht mehr wirklich zur Welt der Diesseitigen gehören.«
    »Ich weiß.«
    »Gibt es denn in dem Wissen, das du im Reich des Geistes erlangt hast, keinen Hinweis darauf, wie man einen Untoten ins Leben zurückholen könnte?«
    »Nein. Das Problem schien sich weder den Caladran noch ihren Vorfahren in dieser Form gestellt zu haben. Und davon abgesehen ist er ein Adh.«
    »Und für die gelten ohnehin in mancherlei Hinsicht andere
Gesetze der Natur und der Magie, das ist mir sehr wohl bewusst.«
    Gorian fiel auf, dass der Adh immer nervöser wurde und unruhig durch das Innere des Leviathans streifte. Als Gorian ihn darauf ansprach, bekam er nur eine der üblichen, manchmal unwirschen und bisweilen spöttischen Antworten. »Erschlag mich, wenn du meine Gegenwart nicht ertragen kannst!«, forderte er dann, oder: »Stör bitte eine sensible Leiche nicht dabei, über dich zu wachen!«
    »Also ehrlich, du hast schon eigenartige Freunde«, kommentierte Sheera dies nur stumm in Gedanken.
    Einmal schob der Adh eine mittelgroße Springald unter Aufbietung seiner enormen adhischen Körperkräfte ein Stück zur Seite und tat dann das, was er zuvor auch schon an mehreren Dutzend anderen Stellen am Boden des Leviathanen-Bauchs getan hatte: Er legte das Ohr an und schien angestrengt zu lauschen.
    Dabei murmelte er hin und wieder einige Worte in der Sprache der Adhe vor sich hin, von denen Gorian zunächst glaubte, dass es

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