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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Schattenbringers, durchfuhr es Gorian. Die Sonnensichel war so schmal geworden, dass sie kaum noch Licht zur Erde sandte. Zudem verwandelte sie sich gerade in einen Lichtkranz, denn auf der anderen Seite des nahezu kreisförmigen Schattens, den Morygors Macht vor die Sonne zerrte, drang mittlerweile ebenfalls ein wenig Sonnenlicht hervor. Aber das war nichts weiter als ein schwacher Schimmer, keineswegs ein Grund für Hoffnung.
    »Du verschließt deine Gedanken?«, fragte Sheera.
    »Nur soweit ich muss«, antwortete er.
    »Wenn wir Nelbar erreichen, würde ich gern meine Eltern besuchen.«
    »Natürlich.«
    »Begleitest du mich?«

    Gorian nickte. »Wenn du möchtest.«
    »Ich wüsste gern, wie es ihnen geht.«
    »Hast du keine gedankliche Verbindung zu ihnen?«, wunderte sich Gorian, denn das hatte er eigentlich angenommen.
    Sheera schüttelte den Kopf. »Momentan nicht, und sie war ohnehin nur schwach und lediglich sporadisch vorhanden. Schon in der Zeit auf der Ordensburg war das so. Und irgendwann ist sie ganz abgerissen.«
    »Wann genau?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das kann ich nicht so genau sagen. Vielleicht war es in dem Moment, als Torbas mich zwang, ihm zu folgen, und ich jeden freien Willen verlor. Zuvor hatte ich zumindest immer das Gefühl, zu wissen, dass es ihnen gutgeht, auch wenn wir keine Gedanken austauschten, so wie wir das tun. Aber jetzt habe ich dieses Gefühl nicht mehr. Ich hoffe nur, dass ihnen in all den Wirren nichts zugestoßen ist.«
    Als die Hoffnung des Himmels Nelbar erreichte, schickte sich der schmale Leuchtkranz, zu dem die Sonne geworden war, gerade an, hinter dem Horizont zu versinken. Die Stadt platzte noch viel mehr aus den Nähten als Oque. Sieben Burgen gab es in Nelbar, alle von einer Mauer umschlossen. Jede dieser Burgen hatte einen sehr hohen Turm im Zentrum, dessen Durchmesser so groß war, dass man ihn als kleine Festung für sich betrachten konnte. Die Burghöfe waren übervölkert. Überall kampierten Flüchtlinge und Soldaten. Gleiches galt für die Straßen und Marktplätze von Nelbar.
    Im Hafen dümpelten sicherlich zwanzig Mal mehr Schiffe, als Anlegestellen vorhanden waren. Sie ankerten noch in einem mehrere Meilen weiten Bereich vor dem Hafen, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft sich der Bar ins Laramontische Meer ergoss. Gorian machte westreichische Galeeren
ebenso wie heiligreichische Koggen aus und auch Segler aus Margorea. Eine Flotte caladranischer Himmelschiffe konzentrierte sich im Westteil des Hafens, während es nördlich der Stadt einen ausgedehnten Landeplatz für die Gondeln der Greifenreiter gab. Viele kriegswichtigen Güter, die in Nelbar mit Schiffen anlandeten, wurden hier umgeschlagen und zum Teil mithilfe der Greifen nach Norden geschafft, wo sie unter anderem im Heerlager von Oque gebraucht wurden.
    Auch Nelbar war augenscheinlich von Flüchtlingen und Kriegsmeuten überlaufen. Vor den Toren der Stadt gab es mehrere große Heerlager, deren Ausmaße jenes von Oque noch bei weitem überstiegen. Gorian fielen vor allem die Flaggen und Banner des Herzogs von Eldosien auf, was insofern kein Wunder war, da er in Personalunion auch Herzog von Oquitonien und Baronea war, was ihn mächtiger machte als den Kaiser, dessen Einfluss sich inzwischen mehr oder weniger auf Laramont beschränkte.
    Dementsprechend war das Banner des Kaisers sehr viel seltener in den Heerlagern zu entdecken. Im Hafen waren einige Kriegskoggen damit beflaggt, die darüber hinaus das Banner Laramonts und das Hauswappen des Kaisergeschlechts der Laramonteser gehisst hatten.
    Steuermann Lendaris ließ die Hoffnung des Himmels in einem weiten Bogen auf das Meer hinausfliegen, und die Begleitflotte folgte dem Manöver, um irgendwo ein Seegebiet in Hafennähe zu finden, das ausreichend Platz bot, um dort zu wassern.
    Schließlich fand sich ein solcher Bereich, und die Schiffe sanken eines nach dem anderen nieder und setzten auf den Wellen auf. Von dort aus mussten sie durch die vielen vor Anker gegangenen Koggen und Galeeren hindurchsteuern. Allerdings war das für ein caladranisches Himmelschiff viel
leichter als für jeden von Windkraft getriebenen Segler, deren Besatzungen zumeist die Ruder ausfahren oder sich von kleinen, mit Ogern bemannten Schlepp-Barkassen in den Hafen ziehen lassen mussten. Dort konnten sie allerdings nur so lange festmachen, wie sie ihre Ladung löschten oder Passagiere von Bord gingen.
    Den Schiffen der Caladran war im Hafen ein eigener Bereich

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