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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Zahlenmagier.«
    Sheera erbrach das Siegel und öffnete den Behälter. Der Inhalt bestand aus einem zusammengerollten Dokument, das zu einer Passage auf einem Schiff mit dem Banner des Seefalken berechtigte. Sheera las den Text und erklärte dann, worum es sich handelte.
    »Ich kenne die Schiffe mit dem Banner des Seefalken«, sagte Brethenes. »Mindestens zwanzig Schiffe gehören zu dieser Linie, und du hast Glück – keine anderen verkehren so oft und regelmäßig zwischen Nelbar und Margorea wie diejenigen mit dem Seefalken. Die Dokumente anderer Linien mögen inzwischen kaum noch das Papier wert sein, auf dem sie geschrieben wurden, trotz der horrenden Preise, die dafür gefordert werden – aber für dieses gilt das ganz gewiss nicht!«
    »Ich brauche dieses Dokument nicht«, sagte Sheera mit Bestimmtheit. Sie steckte es zurück in die Schatulle, schloss sie und gab sie dem Zahlenmagier.
    »Es war der Wunsch deiner Eltern, dass du gerettet wirst!«
    »Nimm du es und segle mit dem nächsten Schiff des Seefalken nach Margorea«, forderte Sheera.
    »Hast du dir das auch gut überlegt?«, wandte sich Gorian mit einem Gedanken an sie.
    »Glaubst du, ich werde dich allein zur Frostfeste ziehen lassen?
Ich fürchte, es wird dich jemand heilen müssen, wenn wir von dort zurückkehren.«
    »Du bist sehr optimistisch. Das Schicksal wiederholt sich nicht einfach.«
    »Und wenn schon.«
    Der Zahlenmagier blickte unterdessen ungläubig auf den Schriftrollenbehälter.
    »Ich wünsche dir viel Glück, Brethenes«, sagte Sheera. »Und falls du auf Margorea meinen Eltern begegnest, richte ihnen Grüße von mir aus. Wer weiß, vielleicht führen uns unsere Wege eines Tages doch wieder zusammen.«

13
Wächter und Verräter
    Während des Wegs zum Hafen wirkte die junge Heilerin sehr nachdenklich. Für eine Weile verschloss sie sogar ihre Gedanken, wofür Gorian vollstes Verständnis hatte.
    »Nichts wird wieder so werden, wie es einst war«, sagte sie schließlich, als sie einen Platz erreichten, auf den sich die Menschen so dicht drängten, dass es kaum ein Durchkommen gab. Selbst gemessen an den gegenwärtigen Zuständen in Nelbar waren es sehr viele. Auch Oger hatten sich unter die Versammelten gemischt.
    Ein Mann im Gewand eines Priesters stand auf dem Balkon eines Hauses, hatte aber sämtliche offiziellen Insignien der Priesterschaft abgelegt und sprach mit durchdringender, gut verständlicher Stimme, die die Menschen und Oger regelrecht in den Bann geschlagen hatte. »Unser Reich und seine Priesterschaft interessiert der wahre Glaube schon lange nicht mehr!«, rief er. »Die Priesterschaft kümmert sich nur noch um ihre eigenen Belange und dient den Mächtigen des Reiches! Darum hat sich der Verborgene Gott von uns abgewandt ! Darum straft er uns! Das Unheil, das von Norden her Erdenrund erfrieren lässt, ist ebenso sein Werkzeug wie das dunkle Schattengestirn, das die Sonne verdeckt! Er lässt es geschehen, weil wir und vor allem die Priesterschaft ihn erzürnt haben. Darum ist es sinnlos, sich gegen das Kommende
zu stellen, denn der Zorn des Verborgenen Gottes wird jeden von uns treffen. Ich sage euch, es wird keinen Ort geben, an den ihr vor ihm fliehen könnt! Also kehrt um – kehrt jetzt um – und tut Buße. Denn für euren Leib ist es schon zu spät, für eure Seelen aber nicht!«
    Gorian und Sheera drängelten sich am Rand der Menge entlang, um auf die andere Seite des Platzes zu gelangen.
    »Ein Prophet der Hoffnungslosigkeit«, lautete Sheeras gedanklicher Kommentar.
    Auf einmal geschah es.
    Gorian spürte den Angriff einen knappen Moment im Voraus und wirbelte herum. Ein Schatten schnellte von einem der Hausdächer herab, der Schlag schwarzer Schwingen war zu hören, dann erkannte Gorian im Widerschein eines erleuchteten Fensters den Gargoyle.
    Mit ausgestreckten Klauen und zum tödlichen Kehlenbiss aufgerissenem Maul schnellte er auf Gorian zu. Nur seine Voraussicht rettete den jungen Schwertmeister, ließ ihn rechtzeitig zur Seite springen, und der Biss des Gargoyle verfehlte ihn.
    Das schaurige Wesen taumelte knapp in Hüfthöhe daher und versuchte wieder emporzusteigen, einen halb krächzenden, halb an das Fauchen einer Wildkatze erinnernden Laut ausstoßend. Dann verändere es sich, der Kopf schrumpfte, die Flügel wuchsen.
    Gorian riss Sternenklinge hervor und ließ das Schwert durch die Luft sausen, einen Kraftschrei auf den Lippen. Seine Augen waren vollkommen mit Finsternis gefüllt, Blitze zuckten aus

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