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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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machen.«
    »Und aufhören, Fragen zu stellen«, warf Wesley ein.
    »Richtig«, stimmte Rurik zu. »Sie müssen aufhören, ständig Fragen zu stellen.«
    »Ich möchte Sie daran erinnern«, sagte Nicky, »dass Sie kein Chefinspektor mehr sind. Sie sind ein sowjetischer Verbrecher, der nur noch lebt, weil wir Gnade vor Recht haben ergehen lassen. Wir sind Ihre einzigen Freunde.«
    »Wo ist Kirwill?« fragte Arkadi.
    Das Gespräch wurde unterbrochen, weil Irina in diesem Augenblick aus dem Bad kam. Sie trug einen schwarzen Gabardinerock und eine Seidenbluse mit einer dazu passenden Bernsteinkette. Ihr braunes Haar wurde auf einer Seite von einer goldenen Spange zusammengehalten, und an ihrem Handgelenk glänzte ein schweres Goldarmband. Arkadi erlitt einen doppelten Schock: weil Irina so elegant gekleidet war - und weil ihr diese elegante Aufmachung so gut stand. Dann fiel ihm auf, dass das Mal auf ihrer rechten Wange, das schwache blaue Schmerzensmal, unter einer dünnen Schicht Makeup verschwunden war. Sie war vollkommen.
    »Okay, dann können wir wohl.« Wesley stand auf, und alle Männer nahmen ihre Mäntel und Hüte vom Bett. Al holte einen langen schwarzen Pelzmantel aus dem Kleiderschrank und half Irina hinein.
    Arkadi sah, dass es ein Zobelmantel war.
    »Mach dir keine Sorgen«, flüsterte Irina ihm zu, bevor sie hinausgeführt wurde.
    »Wir schicken jemand rauf, der das repariert.« George zeigte auf das Telefon. »Lassen Sie in Zukunft gefälligst die Finger davon. Das ist Hoteleigentum.«
    »Privateigentum!« sagte Nicky, als sie den Raum verließen.
    »Das gefällt mir an einem freien Land.«
    Sobald Arkadi allein war, untersuchte er das Hotelzimmer, das ihn an einen Traum erinnerte, in dem alles ein bisschen schief war. Seine Füße versanken bei jedem Schritt in dem hochflorigen Teppichboden. Das Bett hatte ein gepolstertes Kopfende. Der Couchtisch bestand aus Plastikmaterial mit Holzmaserung, das sich mit dem Fingernagel ritzen ließ.
    Ray kam zurück und reparierte das Telefon. Als der FBIAgent gegangen war, stellte Arkadi fest, dass der Apparat nur für ankommende Gespräche eingerichtet war. Er entdeckte ein weiteres Mikrofon in der Deckenleuchte im Bad. Der Fernseher war auf einen weißen Fuß montiert, der am Boden festgeschraubt war, damit das Gerät nicht gestohlen werden konnte. Die Tür zum Gang war von außen abgesperrt.
    Die Zimmertür flog auf; von einer mächtigen Pranke gestoßen, taumelte der FBI-Agent George rückwärts herein.
    »Dieser Mann steht unter bundespolizeilichem Schutz!« protestierte George.
    »Ich bin der hiesige Verbindungsmann, ich muss kontrollieren, ob ihr den richtigen Russen habt.«
    Kirwills massive Gestalt füllte den Türrahmen.
    »Hallo«, sagte Arkadi vom Fenster aus.
    »Sie mischen sich in ein FBI-Unternehmen ein, Lieutenant«, warnte George ihn.
    »Wir sind hier in New York, du Arschloch.« Kirwill schob George beiseite. Er war so gekleidet, wie Arkadi ihn im Hotel Metropol kennen gelernt hatte, aber diesmal war sein Regenmantel nicht beige, sondern schwarz, so dass die breite Stirn und die grauen Haare sichtbar waren, der Krawattenknoten gelockert. Kirwills Gesicht war von Alkohol und Erregung gerötet. Er rieb sich zufrieden grinsend die Hände, während er alle Einzelheiten des Hotelzimmers registrierte. Im Vergleich zu den FBI-Agenten wirkte er vernachlässigt und unbeherrscht. Sein Lächeln wurde boshaft, als er sich an Arkadi wandte.
    »Verdammt noch mal, du bist’s tatsächlich!«
    »Ja.«
    Aus Kirwills Gesichtsausdruck sprach eine seltsame Mischung aus Belustigung und Bedauern. »Gib zu, dass du Mist gemacht hast, Renko! Du hättest mir nur zu sagen brauchen, dass Osborne der Mörder ist. Ich hätte ihn in Moskau erledigt. Ein Unfall, bei dem niemand in Verdacht geraten wäre. Er wäre tot, ich zufrieden und du immer noch Chefinspektor.«
    »Ja, ich geb’s zu.«
    George nahm den Telefonhörer ab und sprach hinein, ohne eine Nummer gewählt zu haben.
    »Sie halten dich für einen sehr gefährlichen Mann. Du hast deinen eigenen Boss erschossen. Du hast Hofmann erstochen. Du hast angeblich auch den Pockennarbigen am Silbersee erschlagen. Sie halten dich für einen geistesgestörten Massenmörder. Nimm dich vor ihnen in acht sie sind alle schießwütig.«
    »Aber ich werde vom FBI beschützt.«
    »Von denen rede ich ja gerade! Sie wirken harmlos wie Rotarier, bis sie einen erschießen.«
    »Rotarier?«
    »Schon gut, vergiss es.« Kirwill inspizierte das

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