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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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Chance dazu sieht - wie wir’s bei ihr auch tun würden.«
    »Vor zehn Jahren stellte das Rote Kommando die Elite der Kriminalbeamten dar.« Al wischte sich Krümel von der Hose. »Sie ermittelten gegen alles und jeden. Wisst ihr noch, wie die Juden die sowjetische UNO-Botschaft beschossen haben? Das Rote Kommando hat weitere Anschläge vereitelt. Oder die Hispano-Amerikaner, die die Freiheitsstatue sprengen wollten? Das Kommando hat sie infiltriert.«
    »Sie waren enorm erfolgreich«, stimmte Wesley zu. »Zum Beispiel war das Rote Kommando dabei, als Malcolm X ermordet wurde. Sein Leibwächter war ein Agent des Kommandos.«
    »Was ist danach mit dem Roten Kommando passiert?« erkundigte Ray sich.
    »Watergate«, sagte Wesley nur.
    »Scheiße, die auch«, murmelte George.
    »Nach Watergate war das Rote Kommando erledigt«, stellte Al fest. »Dadurch hat sich das politische Klima verändert.«
    »Ja, das politische Klima ist immer eine beschissene Sache«, bestätigte George.
    »Sind wir Gefangene?« fragte Arkadi. »Haben Sie Angst vor uns?«
    »Was tut das Rote Kommando jetzt?« warf Ray ein, als das Schweigen peinlich zu werden drohte.
    »Es macht Jagd auf illegal eingewanderte Ausländer.« Wesley sah zu Arkadi hinüber. »Haitianer, Jamaikaner, alles, was sie kriegen können.«
    »Haitianer und Jamaikaner? Recht kümmerlich«, meinte George. »Wenn man überlegt, wie das Kommando früher gearbeitet hat … «
    Wesley seufzte. »Wenn man überlegt, dass es Millionen von Namen in seiner Kartei hatte, ein eigenes Hauptquartier in der Park Avenue besaß und seine Agenten heimlich von der CIA ausbilden ließ … «
    »Von der CIA?« fragte George. »Das ist illegal.«
     
    Nicky und Rurik, zwei Angehörige der sowjetischen Botschaft, bestanden darauf, mit Arkadi zu sprechen. Sie sahen ganz anders aus als sämtliche KGB-Agenten, die er bisher erlebt hatte. Sie trugen gutgeschnittene Anzüge - elegantere als die FBI-Agenten, die sie freundlich begrüßten -, hatten ausgezeichnete Umgangsformen und bewegten sich mit amerikanischer Lässigkeit. Auf den ersten Blick waren sie amerikanischer als die Amerikaner. Nur ihre starke Taille, ein bleibendes Andenken an eine Kindheit mit zu vielen Kartoffeln, verriet sie.
    »Ich spreche Englisch, damit die Karten offen auf dem Tisch liegen.«
    Nicky gab Arkadi Feuer für seine Zigarette. »Dies ist ein Fall von praktischer Entspannungspolitik.
    Unsere beiden Staaten arbeiten durch die jeweils zuständigen Stellen zusammen, um einen mehrfachen Mörder seiner gerechten Strafe zuzuführen. Dieser Verrückte muss bestraft werden, und Sie können uns dabei helfen.«
    »Warum habt ihr sie hierher gebracht?« fragte Arkadi auf Russisch. Irina war noch immer außer Hörweite.
    »Reden wir doch Englisch, wenn ich bitten darf«, forderte Rurik ihn auf. Er war größer als Nicky und sein rotes Haar elegant geschnitten. Die FBI-Agenten nannten ihn »Rick«. Jetzt räusperte er sich gewichtig. »Sie ist auf Wunsch unserer Freunde hier im Büro in die Vereinigten Staaten gebracht worden. Sie haben ihr viele Fragen zu stellen. Wie Sie sich vielleicht denken können, sind Amerikaner nicht an Schauergeschichten von korrupten Kommunisten und sibirischen Banditen gewöhnt. Wir haben es hier mit einem schwierigen Fall zu tun.«
    »Vor allem deshalb, weil der Täter ein reicher Mann mit guten Verbindungen ist.« Nicky sah schnell zu Wesley hinüber. »Stimmt’s, Wes?«
    »Er hat hier fast so viele Freunde, wie er drüben gehabt hat, glaube ich.« Mit dieser Feststellung brachte Wesley alle sowjetischen und amerikanischen Agenten zum Lachen.
    »Nehmen wir einmal an, Sie seien hier zufrieden«, sagte Rurik zu Arkadi. »Unsere Kollegen behandeln Sie gut? Sie haben ein hübsches Hotelzimmer in einer der besten Lagen New Yorks. Von Ihrem Fenster aus sehe ich gerade noch die Spitze des Empire State Buildings. Ausgezeichnet! Wir gehen davon aus, dass Sie die junge Frau glücklich machen. Ruhiger, umgänglicher? Das sollte eine angenehme Aufgabe sein.«
    »Sie können von Glück sagen, dass Sie diese zweite Chance gekriegt haben«, fügte Nicky hinzu.
    »Wenn Sie sich bewähren, kommt zu Hause alles wieder in Ordnung. In ein paar Tagen können Sie in Ihre Wohnung zurück und kriegen einen neuen Job - vielleicht sogar beim Zentralkomitee. Sie haben unverschämtes Glück gehabt!«
    »Was muss ich dafür tun?« fragte Arkadi.
    »Was ich gesagt habe«, antwortete Rurik. »Sie sollen sie glücklich

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