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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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Art Privatklub - Sie brauchen mir also nur zu folgen. Fertig, Genosse Richter?«
    Der Richter hatte sich ein Handtuch um die Hüften geschlungen. Jamskoi nahm sein eigenes über die Schulter und wandte sich mit jovialer Vertraulichkeit, die den Alten ausschloss, augenzwinkernd an Arkadi.
    »Es gibt eben solche und solche Bäder. Manchmal hat man als Beamter das Bedürfnis, sich ein bisschen frisch zu machen, nicht wahr? Soll man da in einem öffentlichen Badehaus anstehen - womöglich mit einem Schmerbauch wie der Richter?«
    Ein gekachelter Gang, durch Heißluft beheizt, führte in einen großen Kellerraum mit einem dampfenden Heißwasserbecken. Rings um das Becken teilten geschnitzte Holzgitter byzantinische Bögen in behagliche Nischen mit niedrigen mongolischen Tischen und Diwanen.
    Jamskoi führte Arkadi zu einer Nische, in der zwei schwitzende nackte Männer vor einem Tisch saßen, auf dem Silberschalen mit Kaviar und Räucherlachs, Platten mit Weißbrot, Butter und Zitronenscheiben und Flaschen mit Mineralwasser und zwei Sorten Wodka standen.
    »Genossen Erster Sekretär des Generalstaatsanwalts und Akademiemitglied, ich möchte Ihnen Arkadi Wassiljewitsch Renko, den Leiter der Mordkommission, vorstellen.«
    »Sohn des Generals.« Der Richter setzte sich, als niemand auf ihn achtete.
    Arkadi schüttelte den beiden über den Tisch hinweg die Hand. Der Erste Sekretär war groß und behaart wie ein Affe, und das Akademiemitglied litt unter einer Ähnlichkeit mit Nikita S. Chruschtschow. Die Atmosphäre war entspannt und freundschaftlich - wie in einem Film, den Arkadi einmal gesehen hatte, in dem Zar Nikolaus mit Offizieren seines Generalstabs baden ging. Jamskoi schenkte gewürzten Pertsowka-Wodka ein - »Pfeffer ist gut gegen Regen« - und häufte Kaviar auf Arkadis Brot. Nicht Presskaviar, sondern große Rogenkugeln, wie Arkadi sie seit Jahren nicht mehr im Handel gesehen hatte. Er verschlang sein Brot mit zwei Bissen.
    »Wie Sie sich erinnern werden, Genossen, hatte Inspektor Nikitin beinahe hundertprozentige Aufklärungserfolge auf zuweisen; aber Arkadi Wassiljewitsch hat bisher noch jeden Fall aufgeklärt.
    Sie sind also gewarnt!« fügte Jamskoi spöttisch hinzu. »Falls Sie mit dem Gedanken spielen, Ihre Ehefrau zu beseitigen, suchen Sie sich lieber eine andere Stadt.«
    Die aus dem Becken aufsteigenden Dampfschwaden verliehen allen Speisen und Getränken einen leichten Schwefelgeschmack. Er war nicht einmal unangenehm - eher wie ein zusätzliches Gewürz.
    Man braucht gar nicht weit zu reisen, um eine Kur zu machen, dachte Arkadi, man braucht nur unter dem Dserschinski-Platz zu baden, wo die Helden Übergewicht haben.
    »Weißes Dynamit aus Sibirien.« Der Erste Sekretär schenkte Arkadi nach. »Reiner Alkohol.«
    Soviel Arkadi mitbekam, gehörte das Akademiemitglied diesem erlesenen Kreis nicht etwa als gewöhnlicher Geistesoder Naturwissenschaftler, sondern als Ideologe an. In dieser Eigenschaft führte er das große Wort.
    »Die Geschichte beweist uns, wie notwendig es ist, nach Westen zu blicken«, dozierte das Akademiemitglied. »Marx hat die Notwendigkeit des Internationalismus unterstrichen. Deshalb müssen wir die Deutschen, diese Schlitzohren, im Auge behalten. Sobald wir die Zügel schleifen lassen, schließen sie sich wieder zusammen - dafür garantiere ich euch!«
    »Sie sind auch die Leute, die Drogen nach Rußland schmuggeln«, stimmte der Erste Sekretär nachdrücklich zu. »Die Deutschen und die Tschechen.«
    »Lieber zehn Mörder laufen lassen als einen Drogenschmuggler«, warf der Richter ein. Er hatte Kaviar auf seinen Brusthaaren.
    Jamskoi blinzelte Arkadi grinsend zu. Die Staatsanwaltschaft wusste natürlich, dass die Georgier Haschisch nach Moskau brachten und dass Moskauer Chemiestudenten LSD herstellten. Arkadi hörte nur mit halbem Ohr zu, während er mit Dill gewürzten Räucherlachs aß, und wäre auf dem bequemen Diwan beinahe eingenickt. Auch Jamskoi gab sich damit zufrieden, schweigend zuzuhören; er aß nichts, trank nur wenig und wirkte wie ein Fels in der aus dem Wortschwall der anderen bestehenden Brandung.
     
    Einige Minuten später nahm Jamskoi Arkadi zu einem Rundgang um das Becken mit. Inzwischen waren weitere hohe Beamte eingetroffen und trieben wie Walrosse in dem heißen Schwefelwasser oder bewegten sich als weiße und rosa Schatten hinter dem Gitterwerk der Alkoventüren. Arkadi glaubte, der Staatsanwalt werde ihn zum Ausgang begleiten, aber Jamskoi führte ihn

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