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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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weiter wie bisher. Sie wissen, dass Sie auf mich zählen können.«
     
    Arkadi zog sich langsam an und verließ das Bad. Der Regen hatte sich in Nebel verwandelt. Er marschierte die Petrowka-Strasse entlang zu Oberst Ljudins warmem forensischen Labor und gab dort Osbornes feuchtes Handtuch ab.
    »Ihre Leute versuchen schon den ganzen Nachmittag, Sie zu erreichen«, sagte Ljudin, bevor er sich das Handtuch zur Untersuchung geben ließ.
    Arkadi rief im Hotel Ukraina an. Pascha meldete sich und berichtete stolz, Fet und er hätten das Telefon des Schwarzhändlers Golodkin abgehört und mitbekommen, wie er von einem Mann aufgefordert wurde, sich mit ihm im Gorki-Park zu treffen. Pascha glaubte, der Anrufer sei Amerikaner oder Este gewesen.
    »Amerikaner oder Este?«
    »Ich meine, er hat fließend Russisch gesprochen - aber irgendwie mit Akzent.«
    »Das ist eine strafbare Verletzung der Privatsphäre, Pascha! In den Artikeln zwölf und hundertvierunddreißig steht ausdrücklich, dass … «
    »Aber wir hören doch schon tagelang Tonbänder mit Telefongesprächen ab!«
    »Das sind KGB-Bänder!« Am anderen Ende herrschte gekränktes Schweigen, bis Arkadi schließlich sagte: »Schon gut.«
    »Ich bin kein Theoretiker wie du«, stellte Pascha fest. »Und ich kann nicht ständig mit dem Strafgesetzbuch unter dem Arm rumlaufen.«
    »Gut, du bist also bei der Arbeit geblieben, und Fet hat den Treff beobachtet. Hat er eine Kamera mitgenommen?« fragte Arkadi.
    »Damit hat er kostbare Zeit vertan - mit der Suche nach einer Kamera. Er hat die beiden nämlich verpasst. Obwohl er kreuz und quer durch den Park gelaufen ist, hat er sie nicht gefunden.«
    »Na ja, zumindest haben wir ein Tonband, das wir …«
    »Welches Tonband?«
    »Pascha, soll das etwa heißen, dass ihr euch bei eurer gesetzwidrigen Abhöraktion gegen Golodkin nicht die Mühe gemacht habt, das Gespräch auf Band aufzunehmen?«
    »Ah … nein.«
    Arkadi legte auf.
    Oberst Ljudin winkte ihn zu sich heran. »Hier, sehen Sie sich das an, Chefinspektor. Ich habe ein halbes Dutzend Haare an dem Handtuch gefunden und von einem einen Schnitt hergestellt, um es mit einem Haar von der Innenseite der von Ihnen gefundenen Mütze vergleichen zu können. Das Haar aus der Mütze ist grauweiß und hat einen ovalen Querschnitt, der auf lockige Haare schließen lässt. Das neue Haar vom Handtuch ist eher silbergrau und im Querschnitt völlig rund, was glatte Haare bedeutet. Ich kann noch eine Proteinanalyse vornehmen, aber ich garantiere Ihnen schon jetzt, dass diese Haare nicht vom gleichen Kopf stammen. Hier, überzeugen Sie sich selbst.«
    Arkadi sah durchs Mikroskop. Osborne war nicht der Mann, der »Son of a bitch.« gesagt hatte.
    »Prima Ware.« Ljudin prüfte das Frotteehandtuch zwischen Daumen und Zeigefinger. »Brauchen Sie’s noch?«
    Arkadi schüttelte den Kopf. Das Kodein, der Wodka und der Sekt machten ihn benommen, so dass er in die Kantine ging, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Als er allein an einem Tisch saß, hätte er am liebsten laut gelacht. Schöne Kriminalbeamte, die eine Kamera suchten, während ein Verdächtiger (Este oder Amerikaner!) im Gorki-Park spazieren ging. Ein schöner Chefinspektor, der ein Handtuch stahl, das seinen einzigen Verdächtigen entlastete. Er wäre am liebsten heimgefahren, wenn er ein Heim gehabt hätte.
    »Chefinspektor Renko?« fragte ein Mann in Uniform. »Ein Anruf für Sie aus Sibirien.«
    »Schon?«
    Der Anruf kam von einem Miliz-Kriminalbeamten namens Jakutski in Ust-Kut, 4000 Kilometer östlich von Moskau. Auf die auch in Sibirien verbreitete Fahndungsmeldung hin berichtete Jakutski, dass eine Valeria Semjenowna Dawidowa, 19, aus Ust-Kut wegen Diebstahls von Staatseigentum gesucht werde. Sie befinde sich in Gesellschaft von Konstantin Iljitsch Borodin, 24, nach dem wegen der gleichen Straftat gefahndet werde.
    Arkadi sah sich nach einem Atlas um. Wo lag dieses Ust-Kut, verdammt noch mal?
    Nach Jakutskis Schilderung war Borodin ein mit allen Wassern gewaschener Ganove. Eigentlich war er Pelztierjäger. Aber er betrieb einen schwunghaften Schwarzhandel mit Radioteilen, die sehr gefragt waren. Außerdem wurde er verdächtigt, illegal Gold geschürft zu haben. Beim Bau der Baikal-Amur-Magistrale hatte Borodin ein Vermögen mit dem Verkauf von auf den Baustellen gestohlenen LKW-Ersatzteilen verdient. Als die Miliz nach ihm und der Dawidowa gefahndet hatte, waren die beiden spurlos verschwunden. Jakutskis Überzeugung nach hatten

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