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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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»›Haben im Schutz der Landzunge angelegt. Der Seewetterdienst verspricht eine ruhige Nacht. Manchmal lässt sich Stefania immer noch von ihren kleinen Geschwistern mitreißen. Heftige Wasserschlacht unter den dreien, bis sie ganz plötzlich die Lust verlor und mit einem Buch ins Bett ging. Ricky und Elin spielten stattdessen Grottenforscher. Ich habe sie begleitet. Mit ihrer roten Schwimmweste trieb Elin durchs Wasser wie ein Gummiball. Ricky hatte sie im Schlepptau.‹«
    »Östergarnsholm«, sagte Lennart. »Ich wette um hundert Kronen.«
    »Ich bin dabei«, erwiderte Sara, ohne nachzudenken.
    »Leicht verdientes Geld«, brummte Lennart.

55
     
    Er musste sehen, dass er sich warm und trocken hielt. Er hatte einen Unterstand, einen winddichten Helly-Hansen-Overall und trug darüber eine winddichte Jacke und an den Füßen wasserdichte Schuhe.
    Papa hatte ihm beigebracht, welche Kleidung und welche Lebensmittel man brauchte. Ricky hatte zwar kein Diplom, aber er konnte sich richtig anziehen.
    Abgesehen von der Kleidung hatte man auf der Insel nur zwei Möglichkeiten, sich warm zu halten: Entweder man blieb in Bewegung, oder man kroch in den Schlafsack. Im alten Leuchtturm stank es jetzt nach Spiritus. Er war zum neuen Leuchtturm im Osten gewandert. Zuerst war der abgelegene Turm immer größer geworden, und irgendwann hatte er den Kopf in den Nacken legen müssen, um die Spitze mit dem Leuchtfeuer und der aufgesetzten Antenne erkennen zu können. Auf dem Rückweg zog er die Jacke und den dicken Troyer oben auf.
    Von dem Würstchen, das er zu Mittag gegessen hatte, war ihm der fettige und verkohlte Geschmack im Mund geblieben.
    Warum war er hierhergekommen? Weil er keinen Ausweg mehr sah? Weil er in sich selbst gefangen war?
    Das Tageslicht half nicht mehr aus. Es nützte auch nichts, dass die Sonne sich ihren Weg durch die Risse in der Wolkendecke bahnte. Die Bilder in seinem Kopf ließen ihm keine Ruhe. Die Helligkeit konnte nicht verhindern, dass blutige Augen ihn in die Dunkelheit lockten. Mit jedem Tropfen Blut, der aus den Augenhöhlen tropfte, wurde ihm klarer, dass es keinen Weg zurück mehr gab. Er war nun so, wie er es nie von sich erwartet hätte, und er würde es für immer bleiben.
    Als diese Einsicht über ihn hereinbrach, wollte er sich am liebsten sofort von der Klippe stürzen. Aber er tat es nicht.
    Würde er es wagen? Fasste er noch den Mut, um die letzten Erinnerungen an Elin und Stefania zu überwinden, die leuchtend weißen Vogelskelette und die lästigen Ameisen, die letzten bruchstückhaften Erinnerungen an einige schöne Sommertage, die ihm nun so fern erschienen, als gehörten sie jemand anderem?
    Vielleicht stimmte das ja auch. Er war jetzt ein anderer, ein vollkommen neuer Mensch, der sich so weit von einem unschuldigen Kind auf sommerlicher Abenteuersuche entfernt hatte, wie es nur irgend möglich war. Über ihm ging die Sonne nicht mehr auf. Kein Lichtstrahl fand mehr den Weg in seine Finsternis.
    Der Kopf seines Vaters stieg aus einem Erdloch auf und starrte ihn mit leeren Augenhöhlen an. Die Augäpfel waren von Würmern und Insekten gefressen worden. Die weiße Haut roch nach Bratwurst.
    Man hatte seinen Vater für einen Mörder gehalten. Aber der Fund seiner Leiche hatte seine Ehre wiederhergestellt. Erst als sein Schädel ans Tageslicht kam, war er rehabilitiert.

56
     
    »Du hättest ihm nicht widersprechen sollen«, sagte Fredrik, als sie im Auto saßen.
    »Ich ertrage es einfach nicht, wenn er sich so bombensicher gibt.«
    Sara schielte zu Fredrik hinüber.
    »Meinst du, er zahlt es mir heim?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Fredrik, »aber ich hoffe es.«
    Von Lennarts Haus brauchten sie nur zwanzig Minuten bis nach Herrvik. Der kleine Fischerhafen unterhalb von Grogarnsberget wirkte verlassen. Es war kein Mensch zu sehen, aber die vielen Fischkisten, Netze und anderen Utensilien verrieten, dass der kleine Hafen noch genutzt wurde. Ein Kutter mit grün schimmerndem Rumpf lag an einem der Betonkais, und am Anleger beim Parkplatz waren zwei ältere Freizeitboote und ein kleines Fischerboot ohne Ausrüstung vertäut. Die roten Bootshäuser waren verrammelt, bis auf eines, an dem ein Schild mit der Aufschrift »Hafenbüro« hing.
    Fredrik stellte den Wagen mitten auf der großen asphaltierten Fläche ab, auf der nur noch zwei andere Autos parkten. Auch das Restaurant, das etwas oberhalb des Parkplatzes lag, war geschlossen. Dort hatte Eva Karlén an einem Sonntag im Juli vor gut

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