Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
Vom Netzwerk:
Neuigkeiten für ihn, dachte Sara.
    Göran hatte bereits seinen Namen genannt, nun stellte er Sara vor. Sara nickte und sagte Hallo. Sie versuchte sich zu konzentrieren. In Anbetracht der Umstände hätte das kein Problem sein dürfen, aber alles war anders als sonst. Sie war nach den Ferien immer noch nicht richtig gelandet und musste über vieles nachdenken. Vor allem über Douglas aus Vancouver, der ihr Gefühlsleben auf den Kopf gestellt hatte, obwohl sie seit Kurzem etwas mit einem Mann in Visby hatte. Noch keine richtige Beziehung, aber es war ein vorsichtiger Anfang. Was hatte es für einen Sinn, an einen Kanadier zu denken, der nicht die geringste Absicht hatte, sich auf einer Insel in der Ostsee niederzulassen. Sie wollte schließlich auch nicht auswandern.
    Nur ein paar Nächte, ein Urlaubsflirt. Konnte sie es nicht dabei belassen und die Sache als nette kleine Erinnerung abhaken? Was Douglas anbelangte, hätte sie das wohl auch getan. Aber da waren noch die Konsequenzen … und die Tatsache, dass sie nicht wusste, wer der Vater war, der Kanadier oder der Gotländer. Spielte das eine Rolle? Ihre Entscheidung war bereits gefallen, es fehlte nur noch ein Anruf. Warum hatte sie es nicht längst hinter sich gebracht? Spukten da bereits irgendwelche Hormone herum?
    Sie hatte die Kontrolle verloren und sich … verantwortungslos verhalten. Konnte man es so ausdrücken? Eigentlich trug sie nur die Verantwortung für sich selbst. Sie hatte das Steuer aus der Hand gegeben und sich mitreißen lassen. Berauscht im wörtlichen, aber auch im übertragenen Sinne, war sie losgestürmt und ihren Gefühlen gefolgt, nein, sie hatte ihnen nachgejagt, sie eingeholt, die Distanz zu ihnen verloren, nicht mehr überlegt. Es war herrlich gewesen.
    Gefährlich? Geradezu dumm. Die Sorgen rieben sie auf. War es das wirklich wert gewesen?
    Und nun steckte sie mitten in den Ermittlungen in einem Doppelmord und musste eine Todesnachricht überbringen.
    Reiß dich zusammen, Sara, dachte sie.
    Der schöne junge Mann erwiderte irgendetwas auf eine Frage von Göran und bat sie herein. Sara meinte, im Flur Weihnachtsschmuck gesehen zu haben, nahm aber an, dass dahinter irgendeine Ironie steckte. Es war doch erst Oktober.
    Unentschlossen blieb Ricky Traneus vor der Küchentür stehen.
    »Dürfen wir uns setzen?«, fragte Göran.
    »Natürlich.« Ricky ließ ihnen den Vortritt.
    Das Haus lag fünf Kilometer von Rickys Elternhaus entfernt. Der Vermieter war der Gutsbesitzer, der in der Nähe im neuen Hauptgebäude des Gutshofs wohnte. Neu bedeutete, dass es etwa hundert Jahre alt war.
    Das Haus, das Ricky Traneus gemietet hatte, war bestimmt zweihundert Jahre alt, aber seine Möbel und die Einrichtungsgegenstände waren keineswegs neunzehntes Jahrhundert. Sie setzten sich auf schwarze Arne-Jacobsen-Stühle an einem schwarzen Superellipse-Tisch. In der Mitte stand eine hohe rote Glasvase, und an der Wand hing ein großes Gemälde, das drei undeutliche Figuren an einem gedeckten Tisch darstellte.
    »Ich fürchte, wir haben schlechte Nachrichten«, sagte Sara. »Es geht um Kristina Traneus, Ihre Mutter.«
    Rickys Augen weiteten sich.
    »Sie ist heute Morgen in ihrem Haus tot aufgefunden worden.«
    Ricky verzog keine Miene. Er ließ sich nicht anmerken, ob er Saras Worte verstanden hatte.
    »Ich bedaure wirklich, Ihnen das sagen zu müssen.«
    »Tot?«
    »Ja, so ist es. Es tut mir leid.«
    Rickys Augen füllten sich mit Tränen. Er hob hastig die Hand vor das Gesicht und senkte den Kopf.
    »Mein Gott, das ist nicht wahr«, sagte er leise.
    Sara wartete ab.
    »Warum?« Ricky blickte auf. »Wieso? Sie ist doch gesund, noch nicht mal fünfzig. Oder ist ein Unglück passiert?«
    »Ihre Mutter ist keines natürlichen Todes gestorben«, schaltete sich Göran ein.
    Er saß vornübergebeugt da. Seine Unterarme ruhten auf der metallenen Tischkante, und seine Hände waren locker gefaltet.
    Ricky erstarrte.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie ermordet wurde«, fuhr Göran fort. »Wir wissen nicht genau, was passiert ist, aber wir tun unser Bestes, um es herauszufinden.«
    Ricky nahm die Hand vom Gesicht. Er war unfähig, etwas zu sagen, und schüttelte nur den Kopf.
    »Im Haus befand sich eine weitere Leiche. Ein Mann. Wir haben ihn noch nicht identifiziert, aber es besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass es sich um Ihren Vater handelt, Arvid Traneus.«
    »Nein, nein, nein.«
    Mit einem Ruck stand Ricky Traneus auf und entfernte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher