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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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eine Gänsehaut. Das Shampoo roch nach Apfel.
    Alle an einem Tisch. Das war tatsächlich eine Ewigkeit her. Alles andere war gelogen. Begriff sie überhaupt, was sie da sagte? Hörte sie sich selbst? Nie, niemals wieder würden sie alle an einem Tisch sitzen. Elin rieb sich über Kopf und Gesicht, als wolle sie die Gedanken abkratzen. Dann ließ sie das kühle Wasser darüberrinnen.
    Ein schönes Gefühl, wenn das Wasser ganz dicht an einen herankam, einen sanft umhüllte und nicht abprallte wie das harte Wasser auf Gotland.
    Lag es in der Natur von Müttern, dass sie immer alles heilen wollten? Um jeden Preis? Es war bestimmt gut gemeint, aber was waren gute Absichten wert, wenn sie einen blind machten?
    Elin hatte einen Schreck bekommen, als sie hörte, dass ihr Vater nach Hause kommen würde. Wirklich nach Hause. Sie überlegte, was ihre Mutter dachte. Sie wagte nicht zu fragen. Kein Zwischenton, keine Pause und kein Atemzug gaben einen Hinweis auf die wahren Gefühle ihrer Mutter.
    Als ihr Vater immer länger in Tokio blieb, hatte sie sich wie viele andere Jugendliche, die in Visby aufs Gymnasium gingen, ein Zimmer dort gesucht. Ihr Vater hatte keine Einwände. Vielleicht wusste er gar nichts davon.
    Mit achtzehn hielt sie nichts mehr zurück. Sie zog nach Stockholm. Ein Jahr lang jobbte sie in einem Café im Zentrum. Ein fürchterlicher Arbeitsplatz mit täglich neuen, gestressten Kunden und einem barschen und manchmal geradezu fiesen Chef, der die Angestellten vergraulte. Keiner ihrer Kollegen blieb so lange wie sie. Nach einem Jahr flog sie nach Thailand, fuhr mit dem Bus nach Kambodscha und besichtigte Angkor Wat. Sie hatte Sex am Strand, bekam Blasen an den Füßen, kam zurück nach Stockholm und begann mit dem Studium. Zwei Semester Französisch. Sie konnte nicht behaupten, dass sie es bereute, sie sprach jetzt fließend Französisch, aber es war trotzdem eine Art Zeitverschwendung gewesen und definitiv ein Ausdruck von Feigheit. Sie hatte nicht den Mut gehabt, von Anfang an Ernst zu machen, und nun reichten ihre Mittel nicht mehr für das fünfjährige Studium. Sie hatte zwar gehört, dass manchmal Ausnahmen gemacht wurden, aber sie war sich nicht sicher. Es wurde viel geredet. Seit sechs Wochen studierte sie Psychologie, und ihre Studienförderung würde erst in fünf Jahren versiegen. Ein Semester ohne Darlehen würde sie schon irgendwie schaffen. Kein Grund zur Verzweiflung.
    Ihr Vater hätte ihr bestimmt Geld gegeben, aber er war der Letzte auf der Welt, den sie darum bitten wollte.
    Sie drehte das Wasser ab. Sie stand schon viel zu lange unter der Dusche, und ihre Haut spannte. Sie cremte sich ein, wickelte sich in das Handtuch und räumte das Weinglas mit der eingetrockneten Rotweinpfütze weg, das seit gestern Abend auf dem Wohnzimmertisch stand.
    Sie und Molly hatten ein paar Gläser Wein im El Mundo getrunken, bevor Molly sich mit ihrem Freund traf. Elin hatte sich gleich in der ersten Studienwoche mit Molly angefreundet. Sie war ihre engste Freundin in Stockholm, und sie trafen sich mehrmals in der Woche, wenn auch etwas seltener, seit Molly einen Freund hatte. Oder nicht mehr so lange. Dann musste Elin, wie gestern, den Abend alleine vor dem Fernseher beschließen.
    Sie warf ein bisschen Wechselwäsche, ihren Kulturbeutel und zwei Lehrbücher in die schwarze Schultertasche von Prada. Ihr Vater hatte sie ihr vor einem Jahr als verspätetes Geburtstagsgeschenk aus Tokio mitgebracht. Es war das dritte Mal, dass sie sie benutzte.
    Immer wenn sie auf die Fähre ging oder sich ins Flugzeug setzte, streifte sie ihre Haut ab. Sie zog die Kleider an, die ihre Eltern von ihr erwarteten, und trug Taschen und Schmuckstücke, die sie sonst nie benutzte. Und sie sprach wieder Gotländisch.
    Sie würde höchstens zwei Nächte bleiben.
    Den geöffneten Weinkarton steckte sie in die Plastiktüte vom staatlichen Weinhandel und ging los.
    Der junge Mann, der die Tür aufriss, hatte kurz geschnittene blonde Haare und hellblaue Augen. Er war groß und breitschultrig, und sein leicht sonnengebräuntes Gesicht hatte einen perfekten Teint. Schön, dachte Sara Oskarsson. Das dachte sie nicht oft von Männern. Gut aussehend, attraktiv, aber selten schön. Gleichzeitig hatte er etwas Schweres an sich. Als hätte er zu viel gefeiert oder vielleicht nur schlecht geschlafen.
    Die Tatsache, dass zwei Polizisten vor seiner Tür standen, machte Ricky Traneus ein kleines bisschen munterer.
    Leider haben wir keine erfreulichen
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