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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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Allerdings hat er nichts Vernünftiges von sich gegeben.«
    »Das Auto von Anders Traneus steht da, das lässt sich nicht leugnen. Aber es könnte ebenso gut Arvid Traneus sein, der zerhackt im Haus liegt.«
    »Das ist sogar wahrscheinlicher«, gab Gustav zurück.
    »Dann deutet das Auto von Anders Traneus auf etwas ganz anderes hin.«
    Inger Traneus ähnelte ihrer Tochter. Sie war groß und schlank und hatte ihre langen Haare, die inzwischen eher grau als blond waren, zu einem straffen Pferdeschwanz zusammengebunden. Eine schöne Frau knapp über fünfzig.
    Auch diesmal schilderte Fredrik den Grund ihres Besuchs so schonend wie möglich, brauchte sich aber nicht die Mühe zu machen, die Botschaft mit Rücksicht auf eine Dreijährige zu verschlüsseln.
    Sie hatten sich in ein Büro im Amt für Kinder, Jugend und Ausbildung beim Söderport gezwängt. Fredrik kannte diese Art von Arbeitszimmern zur Genüge. Sechseinhalb Quadratmeter, Schreibtisch aus Birke und eine Glaswand mit Baumwollgardine zum Flur. Es hätte sein eigenes Büro sein können.
    »Rune Traneus ist überzeugt davon, dass Anders der tote Mann im Haus ist. Können Sie sich das erklären?«
    Inger Traneus senkte den Kopf. Fredrik erahnte ein vages Lächeln. Sie schüttelte den Kopf und sah mit einem abwesenden Blick zu ihnen auf. Sie wirkte müde und verschlossen.
    »Warum fragen Sie ihn nicht selbst?«
    »Das haben wir«, sagte Fredrik, »aber jetzt möchten wir Ihre Meinung hören.«
    Er wäre gern offener gewesen und hätte mehr Mitgefühl gezeigt, aber falls Gustav recht hatte und die Lösung tatsächlich innerhalb der Familie zu finden war, hielt er sich besser zurück.
    »Ich war zweiundzwanzig Jahre lang mit Anders zusammen. Davon waren wir zwanzig Jahre verheiratet und haben unter einem Dach gelebt, aber ich habe ihn nie richtig kennengelernt. Ich dachte, ich würde ihn kennen. Bis ich herausfand, dass ich es überhaupt nicht tat.«
    Ihr Lächeln kehrte zurück, aber es erinnerte eher an eine verkrampfte Grimasse.
    »Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen«, sagte Fredrik aufrichtig.
    »Was gibt es da zu verstehen?«, gab Inger Traneus zurück und richtete sich auf. »Ich verstehe es selbst nicht.«
    Fredrik beschloss, sie schmoren zu lassen. Die Festplatte unter dem Schreibtisch fing an zu brummen. Dann übertönte ein lautes Lachen auf dem Flur das Geräusch, Ingers Kollegen gingen zum Mittagessen.
    »Wenn Anders derjenige ist, der … Dann ist es doch nur logisch, dass Kristina sein Tod war. Und er ihrer. Romantisch, nicht wahr?« Ihr Blick glitt zwischen Fredrik und Gustav hin und her.
    Fredrik wurde nicht schlau aus dieser Bemerkung und wollte gerade fragen, was zwischen Kristina Traneus und Anders gewesen war, als Ingers Kopf nach vorne fiel und sie zu schluchzen anfing.
    Sie drückte mit Daumen und Zeigefinger gegen ihre Augenwinkel, als wollte sie die Tränen zurückdrängen. Der lange Pferdeschwanz rutschte langsam über eine Schulter nach vorn.
    »Wir wissen es ja nicht«, sagte Fredrik. »Möglicherweise habe wir Sie ohne Grund beunruhigt.«
    Sie konnten dieses Gespräch auch verschieben und sich auf das Wichtigste konzentrieren: Sie mussten herausfinden, wer aufgeschlitzt im Wohnzimmer von Kristina und Arvid Traneus lag.
    »Wir fahren zurück nach Süden. Sollen wir Sie nach Hause bringen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich weine nicht wegen Anders, sondern über all diese vergeudeten Jahre. Wie kann man nur sein Leben an jemanden verschwenden, der einen nicht haben will?«
    Es wurde still. Was sagte man da? Fredrik wünschte, ihm würde etwas einfallen. Doch Gustav durchbrach das gedrückte Schweigen.
    »Es ist auf jeden Fall besser, als darauf zu beharren, mit jemandem zu leben, den man selbst nicht will.«
    Fredrik warf seinem Kollegen einen Seitenblick zu. Manchmal überraschte er ihn. Auch Inger Traneus guckte Gustav an und lächelte matt, diesmal war es ein echtes Lächeln. Dann stand sie auf, wendete ihnen den Rücken zu und wischte sich die Tränen ab.
    »Mein Gott, wie pathetisch«, murmelte sie. Dann blickte sie Gustav über die Schulter an und fügte hinzu: »Ich meine mich selbst.«
    »Eigentlich sind wir in erster Linie gekommen, um Sie zu fragen, ob Anders irgendwelche besonderen Merkmale hat, die uns bei seiner Identifizierung behilflich sein könnten. Falls er es ist.«
    Sie brauchte nicht zu überlegen.
    »Er hat ein rotbraunes Muttermal über dem rechten Knie, ungefähr so groß wie ein
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