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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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einen sich immer weiter entfernenden Hintergrund zu. Er war grau im Gesicht.
    »Ricky!« Elin schleuderte die karierte Wolldecke weg und sprang auf. Mit beiden Händen packte sie seinen Arm.
    »Setz dich hin, und hör mir zu!«
    Als sie ihn anstupste, gaben seine Beine nach. Mit dumpfem Krachen landete er rückwärts auf dem Sofa.
    »Jetzt hörst du mir zu, Ricky. Hör mir zu.«
    Fünf Minuten später hatte er sich ein wenig beruhigt. Er atmete fast wieder normal.
    »Im schlimmsten Fall muss man in eine Tüte atmen, aber ich glaube, du schaffst es auch so.«
    »Was?«
    »Ganz ruhig, du bist in guten Händen. Ich weiß alles über Panikattacken.«
    Sie schnitt eine Grimasse, die mehr als deutlich machte, dass sie diese Kenntnisse nicht im Psychologiestudium erworben hatte.
    »Aber das ist jetzt scheißegal. Ich will wissen, wer angerufen hat.«
    Sie saß zu ihm gewendet auf der Sofakante. Die Augen funkelten dunkel und entschlossen, und auf ihren Wangen waren rote Flecke. Noch vor Kurzem hatte sie unter einer Wolldecke gelegen und an die Decke gestarrt, doch nun waren die Trauer und der Schock zumindest vorübergehend von etwas viel Stärkerem weggefegt worden.
    »Ich weiß nicht«, sagte er.
    Er gab, so gut er konnte, die Drohungen wieder, die durchs Telefon gebrüllt worden waren.
    Lange sah sie ihn schweigend an, ihre Stirn war von tiefen Furchen durchzogen.
    »Das war alles?«
    Ricky nickte.
    »Hat er gleich so angefangen?«
    »Ja. Ich werde deinen verfluchten Vater umbringen. «
    »Du hast die Stimme nicht erkannt?«
    »Kein bisschen.«
    »Unheimlich.«
    Elin versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgewühlt sie war. Sie wusste, dass man einer Panikattacke nur dann Paroli bieten konnte, wenn man selbst ruhig war. Oder zumindest so tat.
    »Es muss jemand gewesen sein, der denkt, dass Papa etwas damit zu tun hat.«
    Vielleicht hätte sie über etwas ganz anderes reden sollen, aber das konnte sie nicht. Sie spürte, dass sie der Sache jetzt sofort auf den Grund gehen musste, wenn sie nicht selbst durchdrehen wollte.
    »Vielleicht sollten wir die Polizei rufen«, sagte sie.
    »Ich habe eine Karte bekommen. Oder zwei. Eine sollte ich dir geben. Wo habe ich sie bloß hingelegt?«
    »Eine Karte?«
    »Von den Polizisten, die hier waren.«

20
     
    Das Fernlicht schlug Schneisen in die Dunkelheit und ließ die Reflektoren auf den Begrenzungspfählen neben der Straße aufblitzen.
    »Meinst du, man bekommt etwas Vernünftiges aus diesem Rune heraus? Er hörte sich an, als wäre Arvid Traneus eine Art Dämon«, sagte Gustav.
    »Vielleicht ist er verkalkt«, gab Fredrik zurück, der am Steuer saß.
    »Wahrscheinlich steht er einfach unter Schock.«
    »Oder er ist verkalkt und geschockt.«
    Lena, Ninni und die Kinder hatten vor Stunden ohne ihre Ehemänner und Väter gegessen. Ninni hatte angerufen und gesagt, dass sie nicht länger auf sie warten würden.
    »Ich habe Hunger«, sagte Gustav.
    Kaum hatte er das gesagt, spürte auch Fredrik ein Ziehen im Magen. Nach dem Verhör von Inger Traneus hatten sie ein schnelles Mittagessen hinuntergeschlungen, aber das war schon lange her.
    Auf dem Heimweg hatten sie versucht, sich einen Überblick zu verschaffen. Vieles sprach dafür, dass Arvid Traneus der Täter war. Ein Zeuge hatte angedeutet, dass er seine Frau schlug. Er war lange Zeit im Ausland gewesen, seine Frau hatte eine heimliche Affäre mit seinem Cousin. Arvid hatte die beiden ertappt und konnte seinen Zorn nicht zügeln. Dann hatte er den Cousin bis zur Unkenntlichkeit massakriert und war geflohen. Vielleicht war er bereits wieder in Japan. Ein Land mit fast einhundertdreißig Millionen Einwohnern, zwanzig Millionen Menschen allein in Tokio – einer Stadt, die Arvid Traneus nach all den Jahren gut kannte. Außerdem schien er über reichlich liquide Mittel zu verfügen.
    Es wurde im ganzen Land und via Interpol nach ihm gefahndet, aber falls er bereits bis Japan gekommen war, würde es nicht leicht werden, ihn zu verhaften.
    »Aber würdest du dich als Kristinas Liebhaber nicht tunlichst vom Gutshaus ferngehalten, wenn du weißt, dass dein Widersacher zurückgekehrt ist?«, fragte Fredrik. »Wieso war Anders Traneus überhaupt im Haus?«
    Gustav richtete sich in seinem Sitz auf und strich sein Hemd unter dem Jackett glatt.
    »Wieso nicht? Es könnte ja etwas passiert sein. Arvid Traneus hat sich vielleicht auf seine Frau gestürzt und hat sie geschlagen oder bedroht, und sie hat Anders angerufen, damit er ihr

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