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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Dielenbrettern, auf denen man dicke Wollsocken oder Hausschuhe brauchte, sobald es draußen kalt wurde. Lena hatte die Ellbogen auf dem Tisch abgestützt, lehnte sich nach vorn und sah Fredrik und Gustav mit neugierigen blauen Augen an. Sie hatte vor Kurzem alle schockiert, als sie sich die langen blonden Haare hatte abschneiden lassen. Nun trug sie eine strubbelige Kurzhaarfrisur, und in dem Pflegeheim, wo sie arbeitete, nannte man sie seitdem in Anspielung auf eine gewisse Ähnlichkeit mit einer bekannten Therapeutin und Bestsellerautorin »Selbstwertgefühl sofort«.
    »Ja«, stimmte Fredrik ihr zu, »so ist es wohl leider fast immer.«
    Lena wechselte den Snus. Das benutzte Tabaksäckchen legte sie in den Deckel der Dose, und ein frisches schob sie hinter die Oberlippe.
    »Und er ist abgehauen. Es liegt doch auf der Hand, dass er es war«, sagte sie, nachdem sie das Snuskissen genau an der richtigen Stelle platziert hatte.
    »Das ist deine Theorie«, sagte Gustav. »Wir haben das nicht behauptet.«
    Lena sah ihren Mann bedeutungsvoll an.
    »Ich weiß Bescheid.«
    Die Männer erzählten Ninni und Lena immer von neuen Fällen, jedenfalls wenn sie spektakulär genug waren. Allerdings verrieten sie ihnen nur das, was Göran Eide auch an die Presse weitergab. Im Großen und Ganzen. Und sie berichteten nie von den Theorien und Spekulationen, die die Kollegen untereinander austauschten.
    Fredrik räumte die Teller ab und stellte sie in die Spüle.
    »Traneus. Hatten die nicht eine Tochter, die gestorben ist?« Lena sah zuerst zu Gustav und dann zu Fredrik.
    Die beiden schauten sich fragend an.
    »Davon wissen wir nichts«, sagte Fredrik.
    »Doch, ich bin mir fast sicher.« Diesmal guckte Lena Ninni an.
    »Ich weiß von nichts. Wenn es um Dorfklatsch geht, bin ich die falsche Ansprechpartnerin.«
    Die Ermittlergruppe hatte heute auf die Lagebesprechung verzichtet. Erst morgen um acht würden sie wissen, was Lennart Svensson im Archiv in Visby rausbekommen hatte. Er war vermutlich über alle Familienkonstellationen und verstorbenen Kinder im Bilde.
    »Ich glaube, Karin kannte sie ein bisschen. Oder sie war die Freundin einer Freundin. Aber das muss ziemlich lange her sein«, sagte Lena.
    Trotz des langen Tages war Fredrik aufgedreht, ja geradezu unnatürlich wach. Er kannte dieses Gefühl an den ersten Tagen eines neuen Falls, eine Art Euphorie, die im krassen Gegensatz zu der bleiernen Müdigkeit stand, die sich in vier bis fünf Tagen einstellen würde, wenn der Mörder bis dahin nicht gefasst war.
    Er setzte sich wieder an den Tisch.
    »Woran ist sie gestorben?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Lena und fingerte an der Snusdose herum, »es gab viel Gerede und Heimlichtuerei. Ich weiß, dass sie mehrmals im Krankenhaus lag. Möglicherweise war es Krebs, vielleicht aber auch etwas Psychisches, und sie hat sich das Leben genommen.«
    Lena machte eine hilflose Geste.
    »Keine Ahnung. Es ist so lange her, aber ich erinnere mich, dass eine Kollegin mal davon erzählt hat.«
    »Wie lange ist das her?«, fragte Gustav.
    »Sieben, acht Jahre, vielleicht noch länger. Sie war kaum erwachsen, glaube ich.«
    Ninni stand auf, ging in die Küche und räumte die Teller in die Spüle. Das war ihre Art zu sagen, dass sie müde war und ins Bett wollte. Fredrik wäre gerne noch eine Weile sitzen geblieben.
    »Ist Simon noch auf?«, fragte er.
    »Ich nehme es an«, sagte Ninni, »falls er nicht vor dem Fernseher eingeschlafen ist. Du wirst wohl hinaufgehen und nachsehen müssen.«
    »Morgen ist doch keine Schule«, antwortete Fredrik.
    »Nein, aber er ist immer so quengelig, wenn er zu spät ins Bett gekommen ist.«
    Eine tote Tochter und eine ermordete Mutter, die wahrscheinlich von ihrem Mann erschlagen worden ist. Ziemlich viel Tod in der Familie, dachte Fredrik.
    »Klar, ich gehe hoch«, sagte er.

21
     
    Alles war verändert. Als Elin aufwachte, hatte sie das Gefühl, ein neues Leben hätte begonnen. Das Licht war anders, die Farben und die Luft, die sie atmete. Sie war anders. Ihre Haut und darunter ihr eigentliches Ich, wo immer es sich genau befand.
    Sie war es gewöhnt, sich zu verändern, wenn sie auf die Insel kam. Sobald sie von Bord ging, ließ sie einen Teil von sich auf der Fähre zurück. Sie machte einen großen Schritt zurück und streifte einen Overall über, in dem sie sich vor lauter alten Macken kaum bewegen konnte. Wenn sie ein paar Tage später wieder an Bord ging, fand sie sich selbst ganz hinten auf einem der

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