Gotland: Kriminalroman (German Edition)
geführt wurde, damit man diesen ekelhaften sauren Geschmack hinunterspülen konnte. Aber Stefania kotzte allein im Keller. Wenn er die Geräusche aus der Sauna hörte, konnte er sich nichts Schlimmeres vorstellen, als alleine zu kotzen.
Irgendetwas knatterte, hackte und lärmte sich durch Fredriks Träume. Er versuchte sich, so lange es ging, gegen die Störung zu wehren und so zu tun, als könnte nichts auf der Welt ihn vom Schlafen abhalten, aber schließlich lag er mit geschlossenen Augen hellwach da. Stöhnend drehte er sich auf die andere Seite und warf einen Blick auf den knallroten Wecker von IKEA. Fünf nach halb acht. Göran hatte gesagt, er solle in Ruhe ausschlafen, nach zwei Wochen verbissener Arbeit brauchten sie alle dringend ein bisschen Erholung. Er hatte Fredrik ausdrücklich verboten, vor elf zur Arbeit zu kommen, und jetzt das. Der hektische Rasenmähermotor rauschte irgendwo ganz in der Nähe an ihm vorbei, ließ die Fensterscheiben in den alten Rahmen klirren und erinnerte ihn daran, dass er neuen Fensterkitt besorgen musste.
Erst als er sich den Bademantel übergestreift hatte, wurde ihm klar, dass es wahrscheinlich Jocke war, der da draußen herumfuhrwerkte. Er selbst hatte ihn gebeten und ihm sogar fünfzig Kronen versprochen. Das Geld war für Joakim dann offenbar der entscheidende Anreiz gewesen, allerdings hatte Fredrik nicht gemeint, dass der Rasen morgens um halb acht gemäht werden sollte.
Er knotete seinen Morgenmantel zu und ging die Treppe hinunter. In der Küche hörte er Ninni Simon zur Eile antreiben. Plötzlich gab der Rasenmäher ein kreischendes Geräusch von sich, dass man fast Zahnschmerzen davon bekam. Und dann wurde es still.
»Scheißding«, fluchte Jocke draußen im Garten so laut, dass ihre einzigen Nachbarn es mit Sicherheit hören konnten.
Fredrik öffnete die Haustür und sah hinaus, konnte Jocke aber nicht entdecken. Wahrscheinlich war er hinten bei den Beeten. Fredrik zog die Tür wieder hinter sich zu und ging in das Zimmer gegenüber der Küche, das nach langem Überlegen ihr gemeinsames Arbeitszimmer geworden war. Meistens benutzte er es allerdings allein.
Durch das Fenster sah er Jocke, der den Rasenmäher auf die Seite gelegt hatte und sich darüberbeugte. Fredrik machte das Fenster auf.
»Wie läuft’s?«
Joakim zeigte auf das Messer des umgedrehten Rasenmähers.
»Nicht so gut.«
Er musste die Kurve um das eingefasste Beet zu scharf genommen haben. Das lange schwarze Messer war völlig verbogen.
»Vergiss nicht, den Stecker herauszuziehen, bevor du daran herumschraubst.« Es deprimierte ihn ein wenig, dass er immer mit Ermahnungen kam, aber was sollte man machen, wenn das eigene Kind kurz davor war, die Finger in ein Rasenmähermesser zu stecken, das ihm im Bruchteil einer Sekunde die ganze Hand abschlagen konnte?
»Hab ich schon«, sagte Jocke.
Fredrik nickte und musste über sich selbst lächeln.
»Das ist gut. Das Ding können wir wohl in die Tonne hauen.«
Sein Blick blieb an dem verbogenen Messer hängen, das an den Stellen, die nicht mit dem Stein zusammengestoßen waren, immer noch scharf wie eine Rasierklinge aussah. Ein Rasenmähermesser. Warum nicht? Allerdings musste man es mit einem Handschuh anfassen, um sich nicht selbst zu schneiden. Suchten sie vielleicht einen Mörder mit einer verletzten Hand?
»Lass ihn da stehen, ich reparier ihn später.« Er machte das Fenster wieder zu.
Sein Handy lag oben. Wenn sie in einem Mordfall ermittelten, schlief er immer mit dem Handy auf dem Nachttisch. Er rannte die Treppe hinauf, hielt aber auf halbem Weg inne. Er hatte keine Lust, Eva von zu Hause aus anzurufen.
»Das ist doch vollkommen verrückt. Du bist total auf dem Holzweg.
Ricky sah Elin kühl an, sein Blick war eher distanziert als angriffslustig. Das erschreckte sie, und sie fühlte sich plötzlich furchtbar einsam. Beinahe hätte sie alles wieder zurückgenommen und um Entschuldigung gebeten, damit diese Kälte wieder aus seinen Augen verschwand. Aber es ging nicht. Als sie den Mund aufmachen wollte, um zu lügen oder zumindest ihrer festen Überzeugung zu widersprechen, schaffte sie es nicht.
Sie hatte sich nicht zurückhalten können, das war alles. Es war ihre eigene Schuld. Der Alkohol hatte wohl das Seine dazu beigetragen. Als sie es satt hatte, die Reste aus Rickys alten Flaschen zu trinken, war sie zur staatlichen Weinhandlung gefahren und hatte einen neuen Weinkarton gekauft.
Sie kam sich dumm vor. Nach drei Gläsern
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