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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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das Leben eines Kommissars am Zenit seiner Laufbahn aus: Wasser, gesunde Süßigkeiten und Rauchverbot.
    Er bezahlte, öffnete die Flasche und verließ die Cafeteria, damit die Angestellten abschließen konnten. Vor der Tür stieß er fast mit Peter Klint zusammen. Der Staatsanwalt wirkte Unheil verkündend munter. Er schien von innen zu leuchten wie eine Glühbirne, die noch einmal besonders hell aufflackert, bevor sie für immer verlischt.
    »Unser Hauptverdächtiger ist also tot. Glaubst du immer noch, dass er es war?«
    Göran fragte sich, ob Klint nur das Gespräch suchte oder ob das Stichelei war. Von dem Gesicht des Staatsanwalts ließ sich nichts ablesen, er hatte ein klares Lächeln auf den Lippen, das wie eingemeißelt wirkte.
    »Durchaus möglich, aber es könnte auch eine vollkommen andere Erklärung geben.« Göran schüttete das Mineralwasser in sich hinein.
    Er schwitzte und hatte Durst. Sie waren länger als erwartet bei Elin Traneus geblieben, und der Nachmittag war anstrengend gewesen.
    »Könnte es sich um Raubmord handeln?«, fragte Klint, der sich in seinem bequemen hellblauen Polohemd pudelwohl zu fühlen schien.
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Die Täter kommen zum Gut in Levide und nehmen Kristina und Anders als Geiseln, während einer Arvid Traneus zwingt, Geld abzuheben«, sagte Göran.
    »Und dann geht etwas schief«, fügte Klint hinzu.
    »Mehr als schief. Allerdings ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass sich alle drei, also Mann, Ehefrau und Liebhaber, gleichzeitig im Haus befunden haben. Aber es lässt sich natürlich nicht ausschließen, dass die Täter mitten in eine Art Abrechnung geplatzt sind.«
    Klint deutete zur Treppe, und Göran trank unterwegs die Flasche leer.
    »Möglicherweise hat jemand, der es auf Arvid Traneus abgesehen hatte, irrtümlich Anders getötet«, sagte er gepresst, weil er mit der Kohlensäure zu kämpfen hatte.
    »Und dann hat er seinen Irrtum korrigiert«, ergänzte der Staatsanwalt.
    »Ja, aber unabhängig davon, welche der beiden Theorien zutrifft, stellt sich doch die Frage, warum sich der Täter die Mühe gemacht hat, Arvid Traneus zu begraben, was ebenso langwierig wie riskant ist, während er die Leichen von Anders und Kristina einfach im Haus liegen gelassen hat.«
    »Vielleicht kannte der Täter die Gerüchte, dass Traneus seine Frau geschlagen haben soll?«, schlug Peter Klint vor, der jetzt vor Göran herging.
    »Du meinst, Arvid Traneus wurde vergraben, damit es so aussieht, als hätte er Frau und Liebhaber erschlagen und dann die Insel verlassen?«, fragte Göran.
    »Genau.«
    »Gut gedacht, wie sie beim Fußball immer sagen, aber …«
    »… nicht gut gemacht. Sag es ruhig, wenn du das meinst«, grinste Klint.
    Beide begannen zu lachen. Dann öffnete Klint die Tür zum Besprechungszimmer, wo sich bereits alle versammelt hatten.
    Klints Gedanke war nicht dumm, oder besser gesagt, er war sogar sehr klug, aber genau das machte seine Theorie unwahrscheinlich. Die Versuche von Mördern, ihre Taten zu vertuschen, waren nach Görans Erfahrung selten ausgeklügelte und weit im Voraus berechnete Schachzüge, sondern Affekthandlungen, mit denen jemand verzweifelt seine Haut retten wollte. Genau wie Klint hatten er und seine Mitarbeiter die Puzzleteile falsch gedeutet. Doch nun hatte der Staatsanwalt ein Szenario entworfen, das zu ihrer Fehlinterpretation passte. Es war wohl an der Zeit, die Ermittlungen noch einmal in anderem Licht zu betrachten.
    Gleichzeitig musste er zugeben, dass auch er noch immer an der Überzeugung festhielt, Arvid Traneus habe seine Frau und deren Liebhaber umgebracht. Aber wer hatte dann ihn umgebracht? War es ein Mord oder ein Raubmord, der mit der anderen Tat nichts zu tun hatte? Hing der Mord an Arvid mit Geschäften zusammen, mit Forderungen oder mit einer Person, die in große Schwierigkeiten geraten war? Er sollte sich noch einmal nach dem Unternehmen in Tokio erkundigen, auch wenn es unwahrscheinlich schien, dass die Sache so weite Kreise zog. Oder war alles ganz einfach? Hatte irgendjemand Arvid Traneus auf frischer Tat ertappt und beschlossen, kurzen Prozess mit ihm zu machen? Etwa der Sohn, der seit vorgestern Abend nicht zu erreichen war?
    Göran hielt mitten im Gedankengang inne. War er dabei, den gleichen Fehler noch einmal zu machen? Als er sich zum letzten Mal die Abwesenheit eines Tatverdächtigen mit Schuldgefühlen und Flucht erklärt hatte, war dieser in Wahrheit tot gewesen.
    Er sah sich am Tisch um

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