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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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antwortet er und lächelt krampfhaft, wie jemand, der die Luft anhält, während er durch einen stinkenden, gasigen Sumpf watet.
    »Kann ich Ihnen was bringen? Kaffee? Was Kaltes?«
    »Oh, nein. Dennoch vielen Dank.«
    Sein Blick folgt ihr, als sie wieder in die Küche geht, quer durch den Raum bis zum Herd, an dem eine andere Frau steht - kleiner, schlanker, ebenso gekleidet - und in einem großen Kochtopf rührt. Die Dicke nimmt die Köchin in den Arm, als sie ihr das Sieb reicht, und küsst sie auf die Wange. Der Pastor wendet sich wieder der kühlen Oktobersonne zu.
    Ein Homo, ein Zurückgebliebener und ein gottverfluchtes Lesbenpärchen. Jeder Schuss ein Treffer, kann er gerade noch denken, als die Schwuchtel wieder um die Ecke kommt, mit einem ungekämmten, blonden Mann im Schlepptau, den er aus der Zeitung und aus seiner Internetrecherche kennt.
    »Hab ihn!«, ruft der Homosexuelle, als sie die Veranda betreten. Der Pastor erhebt sich, immer noch bemüht lächelnd, als der Blonde die Hand ausstreckt und sagt: »Hi, ich bin JC. Was geht ab, Mann?«

    »Es gibt noch viel zu tun, Pastor, aber wir kommen gut voran. Hier sollten bis zu dreißig Kinder reinpassen. Pete meint, bis Weihnachten dürften wir damit fertig sein.« Sie durchqueren das halbfertige Klassenzimmer, denn Jesus macht mit dem Pastor eine kleine Führung. Eine herbstliche
Brise weht durch die Plastikplanen, mit denen die großen, viereckigen Löcher in den Holzwänden abgedeckt sind, in die die Fenster erst noch eingesetzt werden müssen. Ihre Schritte hallen dumpf durch den leeren Raum, JCs durchgelatschte Converse und die Sechshundert-Dollar-Krokoleder-Slipper des Kirchenmannes. Holzplanken lehnen an Arbeitstischen, graue Stromkabel ragen aus Löchern und Hohlräumen in der Trockenmauer. Dazwischen stehen Farbeimer und Zementsäcke.
    »Pete?«, fragt der Pastor.
    »Unser Zimmermann. Der Junge, der Sie reingelassen hat? Pete haben wir drüben in - äh - Kansas, glaube ich, aufgesammelt. Er ist HIV-positiv, und einige Ihrer — nun ja - Glaubensbrüder haben sich ihm gegenüber nicht gerade christlich benommen.« Pastor Glass nickt, erinnert sich mit Schaudern daran, dass er diesem Mann die Hand gegeben hat, und fürchtet, sein Gesicht könnte demnächst an diesem gottverdammten Lächeln zerbrechen. »Jedenfalls«, sagt Jesus gerade, »geht es hier durch ...«, der Pastor folgt ihm hinaus durch einen schmalen, windschiefen Korridor, »und dieser Durchgang - wir haben ihn übrigens selbst angebaut - führt wieder ins Haupthaus zurück. Hier drinnen haben wir ein paar Büros ...« Sie bleiben stehen, um hineinzusehen: ein Schreibtisch mit einem Computer darauf, den meist Becky benutzt, ein paar zerfledderte, alte Poster von Morrissey und Shellac an der Wand. Und dort in der Ecke, in die der Pastor starrt, der Waffenschrank: stabile Eiche mit Drahtgeflecht und dahinter das schwere, schwarze Metall von Gewehren.
    »Wie ich sehe«, sagt er und betritt den Raum, »haben Sie bei allem Gerede über Frieden und Liebe doch eine Waffenkammer? «
    Was ist an Frieden, Liebe und Verständnis denn so lächerlich?, fragt sich Jesus und folgt dem Mann hinein. »Das ist eigentlich keine Waffenkammer. Wir haben die Gewehre für die Jagd, und die Handfeuerwaffen und so ...«, Jesus lenkt
den Blick des Besuchers zum untersten Regal des Schranks, auf dem über ein Dutzend Pistolen willkürlich gestapelt liegen. Der Pastor, ein Waffenliebhaber, erkennt die meisten davon: Sig Sauers, Smith & Wessons und Glocks. Revolver und halbautomatische Waffen. 9mm und .38er, Saturday Night Specials und eine deutsche Walther für achthundert Dollar. Auch das halbautomatische Sturmgewehr, das sie den Rennet-Brüdern abgenommen haben, ist da drinnen, außerdem Kartons mit Munition unterschiedlichsten Kalibers. »Tja, immer wieder kommen Leute damit her. Wir konfiszieren sie. Niemand darf auf dem Gelände eine eigene Waffe bei sich tragen, und wenn — falls — sie abreisen, kriegen sie sie zurück. Wir halten die Waffen Tag und Nacht unter Verschluss. Es ist nur ...« Jesus kommt ins Stocken, betrachtet den hässlichen Stapel von schwarzem und verchromtem Metall. »Wozu? Wissen Sie? Was soll dieser Scheiß? Um es mal in aller Deutlichkeit zu sagen.«
    »Die Verfassung gibt uns das Recht, uns zu verteidigen«, sagt der Pastor. »Und wie Sie sicher wissen, lehrt uns die Bibel dasselbe. >Bewahre die Festung! Gib Acht auf die Straße, rüste dich aufs Beste und stärke dich

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