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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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benutzt. Er scrollt mit zitterndem Daumen durch sein Adressbuch, bis er die Nummer seines Vetters Daniel findet.
    Scheiß auf Sheriff Ike.

6
    D AS FBI FÜHRTE BEREITS EINE AKTE ÜBER JESUS. EIN Prominenter mit extremen, linken Ansichten? Jemand, der Amerika live im Fernsehen anprangerte und dann seine eigene Großkommune in der texanischen Wildnis gründete? Es wäre ein Wunder, wenn es da keine Akte gäbe.
    In den großen, längst vergangenen Tagen von J. Edgar Hoover hätte diese Akte aus mehreren dicken Ordnern bestanden, vollgepackt mit Abschriften von Telefonabhöraktionen und tintenfleckigen Durchschlägen von Agentenberichten, alles gespickt mit unscharfen, schwarz-weißen Hochglanzfotos, aufgenommen mit ellenlangen Teleobjektiven. Heutzutage bestand sie aus einer einzigen digitalen Datei auf dem Zentralserver des FBI-Hauptquartiers in Langley, Virginia - zugänglich für jeden Agenten im Land, solange er der nötigen Sicherheitsstufe angehörte.
    Special Agent Melanie Bruckheimer beendet an ihrem Schreibtisch im FBI-Büro Austin gerade ein Telefonat mit einem Texas Ranger namens Daniel Glass, tippt ihr Passwort in den Rechner und ruft die Akte auf. Sie öffnet eine Reihe von Dateien, diverse JPEGs und Word-Dokumente, darunter eine Kurzbiografie mit Lebenslauf, Fotos von Jesus am Set von AMERICAN POP STAR und wie er die Melrose Avenue in L. A. entlangläuft. Der Ordner über »Personen des engeren
Umfelds« enthält Fotos von Kris, wie er im Chateau am Pool liegt, und Bob, der auf einem Polizeifoto des NYPD ein finsteres Gesicht macht. Schließlich sind da noch die Luftaufnahmen des Geländes in Bruntsville, aufgenommen bei mehreren Überflügen während der Sommermonate. Diese Fotos interessieren sie ganz besonders. Sie schreibt eine E-Mail an ihren Freund Gerry Cauldwell bei der Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen drüben in Houston und hängt eine der Luftaufnahmen an. Sie tippt »Ruf mich an« in das Feld für Mitteilungen, und in die Betreffzeile schreibt sie die Worte »BRUNTSVILLE-AREAL«.
    Sie ist der erste Mensch, der es so nennt.

7
    I N DER RICHTIGEN UMGEBUNG GEDIEHEN BESTIMMTE Sorten von Marihuana - ganz wie von Gott vorgesehen -, ohne dass sie ständiger Pflege bedurften. Ihr Feld befand sich auf einer Anhöhe drüben an der Südgrenze des Geländes. Von den umstehenden Felsen vor Wind geschützt, nach Süden gewandt und fast den ganzen Tag dem warmen, texanischen Sonnenschein ausgesetzt, lag es nur eine Viertelstunde Fußmarsch vom Mittelpunkt des Lagers entfernt: ein hübscher Spaziergang, ein Stück am Bach entlang, dann bergauf durch einen Eichenhain, dessen Bäume jetzt, in den letzten Oktobertagen, fast kahl waren.
    »October, the trees are stripped bare ...« Jesus singt schon wieder, während er mit Morgan durchs Unterholz stiefelt, ein paar Jutesäcke locker über die Schulter geworfen.
    »Mann, ich hasse U2«, sagt Morgan. »Den Scheiß krieg ich jetzt den ganzen Tag nicht mehr aus der Birne.«
    »Siehst du?«, sagt JC. »Ein guter Song.«
    »Apropos Messiaskomplex. Der Typ ist auch einer von der Sorte.«
    »Verdammt, Morgs. Manchmal bist du so ein richtig bornierter Indie-Nerd, weißt du das?«
    »Ich bin ein Indie-Nerd? Wer von uns beiden besitzt denn sämtliche Platten von The Field Mice?«

    »Gute Band, Mann«, sagt Jesus, als sie zwischen Felsen hindurch auf die kleine Lichtung hinaustreten und sich das Marihuanafeld vor ihnen ausbreitet: etwa fünfundzwanzig Quadratmeter voller Pflanzen, die sich in der einsetzenden Kälte allmählich gelb färben. »Okay, ich fang links an, du übernimmst die rechte Seite. Dann treffen wir uns in der Mitte.«
    »Machen wir das eigentlich, weil dieses Arschloch von einem Priester vor ein paar Tagen hier rumgeschnüffelt hat?« Das träge Brummen eines Kleinflugzeugs weht mit dem Wind heran. Die Propellermaschine bewegt sich langsam am Himmel entlang und wirft ihren Schatten auf die Felder.
    »Also«, sagt Jesus, bückt sich und pflückt los. Dabei nimmt er nur die grünlichen Blätter, die es wert sind, getrocknet zu werden. »Sagen wir einfach, ich fand es eine gute Idee, ein bisschen, äh, aufzuräumen ...«

8
    D IE GRÜNEN FARNE ZWISCHEN DEN AKTENSCHRÄNKEN und grauen Bürowaben des BATF in Houston sehen der Marihuanapflanze bemerkenswert ähnlich. In der klimatisierten Luft des Konferenzraums beobachtet Special Agent Gerry Cauldwell, achtundzwanzig und überaus dienstbeflissen, wie sein Chef, Section Chief Don Gerber, dreiundvierzig

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