Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
bestellen?«
Satan seufzt: »Das haben wir doch gerade, Ronnie.«
»Ich ... äh«, Reagan sieht verwirrt aus.
»Eine ... Flasche ... Champagner«, wiederholt Satan die Bestellung, wobei er jedes einzelne Wort besonders langsam und deutlich artikuliert.
»Ähm ... ich ... äh ... mmmmh«, stammelt Reagan. Sein Gesicht verfärbt sich, seine Kiefer mahlen. Er wirkt angestrengt.
»Geht es dir gut, Ronnie?«, will Satan wissen.
»Oaaaahhh!«, stöhnt Reagan. Plötzlich steigt ihnen ein grässlicher Gestank in die Nase. Reagan greift sich mit der Hand ins Kreuz und schiebt sie in seine Hose. Als er sie wieder herauszieht, ist sie mit Kot bedeckt. Reagan starrt seine Hand überrascht an. Alle starren Reagan an. Schließlich bringt er ein Wort heraus.
»Mami«, nuschelt er.
»Ach du Kacke«, sagt Jesus. Gott zieht sich ein Stück weiter in die Nische zurück.
»Scheißdreck«, flucht Satan. »Also gut, Ronnie, mach ... geh einfach. Geh!«
Mit langsamen, o-beinigen Schritten stolpert Reagan davon, immer noch auf seine kotverschmierte Hand starrend.
»Entschuldigt«, kichert Satan, »der gute alte Ronnie, er ist ein wenig ... ihr wisst schon.« Satan vollführt mit dem Zeigefinger eine kreisförmige Bewegung auf der Höhe seiner Schläfe. »Ironische Bestrafung. Was soll man machen?«
»Sorry«, sagt Gott, »aber das ist nicht einmal ironisch. Nicht im Geringsten.«
»Egal, wisst ihr, was ich euch heute empfehlen kann?«, fragt Satan, Gottes Einwurf geflissentlich ignorierend. »Das Steak, ihr solltet das Steak nehmen.«
»Ich nehme den gemischten Salat«, sagt Gott.
»Ja, den nehme ich auch«, nickt Jesus.
»Ach kommt schon, Leute. Gönnt euch doch mal was.«
»Komischerweise bin ich nicht besonders hungrig«, erwidert Gott.
7
G OTT UND JESUS STOCHERN IN IHREM SALAT HERUM. Satan isst für drei und schaufelt zwei Portionen Rippchen, ein unterarmgroßes Steak mit Pommes sowie Krautsalat und Bohnenmus in sich hinein. Irgendwann erklärt Gott den Smalltalk für beendet und beschließt, zur Sache zu kommen. Er lässt seinen Blick über die rappelvollen Tische des Restaurants schweifen und sagt, indem Er die Stimme erhebt, um das gerade zum tausendsten Mal von neuem beginnende »Hip To Be Square« zu übertönen: »Nun, eines muss ich dir lassen. Du schlägst dich ziemlich gut.«
Satan lächelt huldvoll. »Ach ja, es ist in letzter Zeit recht ordentlich gelaufen für mich.«
»Aber, da unten, ich meine, da oben, auf der Erde, das ... das ist ja Irrsinn. Wie hast du ...«
»Tja«, Satan lehnt sich zurück, immer noch kauend, »tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber der gute alte freie Wille, der hat es — wie sich herausgestellt hat - faustdick hinter den Ohren.«
»Es gibt keine Alternative«, sagt Gott.
»Ob du’s glaubst oder nicht: Ich schätze, dass mir niemand eine größere Hilfe war als diese christlichen Hardliner.«
»Wie das?«
»Das Konzept der Sünde. Da gibt’s Leute, die zwar bereit sind, allem und jedem für ein paar Kröten den Arsch aufzureißen,
aber denken, um einen Freifahrtschein nach oben zu bekommen, bräuchten sie trotzdem bloß jeden Sonntag in die Kirche zu gehen und zu beteuern, dass sie an dich glauben. Gleichzeitig sind sie davon überzeugt, dass jeder hier unten landet, der ein paar Tütchen schmaucht oder sich ein wenig Marschierpulver gönnt! Dann sind da noch diese Anti-Abtreibungs-Arschlöcher ...«
»Ich vermute, du hast einige von denen hier?«, mutmaßt Gott.
»Und ob«, sagt Satan. »Wir haben James Kopp und Eric Rudolph. Ich hab sie im Keller angekettet, wo sie rund um die Uhr Abtreibungen durchführen müssen. Wie auch immer, da oben gibt’s haufenweise Leute von ihrem Schlag. Menschen, die mittellosen, ungebildeten Kids erzählen, dass sie ihre Babys kriegen müssen. Leute, die ernsthaft daran glauben, am Ende würden sie zu euch nach oben kommen, und nicht die alleinerziehenden Mütter, die - oh Wunder - mit ihren Kindern überfordert sind. Diese Leute scheinen zu denken, solange sie bloß an dich glauben, könnten sie tun und lassen, was immer sie wollen.«
»Aber dieser ganze ... Hass«, sagt Gott. »Diese Menschen, die Schwule hassen, Schwarze hassen, was weiß ich was alles hassen. Wie, warum, sollte irgendwer ...«
Während sein Vater und Satan miteinander reden, lässt Jesus den kühlen Blick seiner strahlend blauen Augen über das Restaurant schweifen und bekommt allmählich eine Vorstellung von der schieren Größe dieses Ortes, den Tausenden
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