Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
Lewis’ »Hip To Be Square« dudelt. »Und da wären wir auch schon«, flötet sie, als sie ihnen einen der besten Tische zuweist, eine große Sitznische an der rückwärtigen Wand, mit Blick über den Speisesaal. »Er wird jeden Moment bei Ihnen sein, meine Herren. Kann ich Ihnen was zu trinken bringen?«, fragt sie, während sie ihnen die Speisekarten reicht.
»Ähm, könnte ich bitte ein Michelob haben?«, fragt Jesus.
»Wir haben Carling und Budweiser.«
»Mist. Heineken?«
Sie lächelt verkniffen.
»Geben Sie uns eine Minute, um einen Wein auszuwählen«, sagt Gott.
»Wie Sie wünschen. Der Kellner wird Ihnen die Weinkarte bringen.« Mit einer angedeuteten Verbeugung klappert sie auf ihren hohen Absätzen davon.
»Carling oder Bud?«, wiederholt Jesus stirnrunzelnd.
»Wir sind in der Hölle, du Witzbold«, sagt Gott, ohne von der Karte aufzublicken. »So oder so: Wir essen hier zu Abend. Trink Wein. Und benimm dich nicht, als wärst du sechzehn.«
Am anderen Ende des Raums bricht Unruhe aus, und sie recken ihre Hälse, um zu sehen, was da vor sich geht. Ein großer, lauter Tisch voller Rabbis versucht eine komplizierte Bestellung bei einem Kellner aufzugeben, einem kleinen Mann
mit schwarzem Schnäuzer und Seitenscheitel, dem sein verschwitzter Pony in der Stirn klebt. »Ja, ja«, sagt er und hebt seine Hand, bemüht, die aufgebrachten Rabbis zu beruhigen, »also, drrrei gefilte Fisch, ein Pastrrrami-Sandwich, zwei Ochsenbrrrüste, ein gepökelterrr Lachs und zweimal Suppe mit Matzenklößchen, rrrichtig, ja?«
»Nein, zwei Pastrami-Sandwiches, eine Ochsenbrust!«, sagt einer der Rabbis.
»Und als Beilage Zwiebelrollen.«
»Wissen Sie was, ich nehme auch eine Suppe.«
»Das wärrren dann also ... drrrei Suppen mit Matzenklößchen? «, fragt der Kellner, während er auf seinem Block etwas durchstreicht.
»Nein, die Suppe statt des Fisches.«
»Aha. Also nurrr einmal gefilte Fisch?«
»Nein, zwei, du Schwachkopf!«
»Und einmal Salzhering!«
Jemand wirft ein Brötchen nach ihm, das mit einem dumpfen Knall vom Hinterkopf Hitlers abprallt, als der sich Richtung Küche trollt, wobei er erneut etwas auf seinem Block durchstreicht. »Hip To Be Square« ist zu Ende und beginnt sofort wieder von vorn.
Grinsend sagt Gott zu Jesus: »Eines muss man dem fetten Bastard ja lassen: Er hat Sinn für Humor.«
»Wenn man vom Teufel spricht«, erwidert Jesus und nickt Richtung Speisesaal.
Gott blickt sich um und sieht Satan auf sie zukommen. Der strahlt übers ganze Gesicht. Satan ist ein kleiner, dicker Mann mit Halbglatze - über hundert Kilo schwer und knapp eins sechzig groß. Das schüttere dunkle Haar hat er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Unter seinem schwarzen Anzug trägt er ein grelles Hawaii-Hemd, und zwischen seinen Zähnen klemmt eine unangezündete Zigarre. Er nimmt sie heraus, als er ihren Tisch erreicht. Gott und Jesus erheben sich, um ihn zu begrüßen.
»GROSSER!«, ruft Satan und knetet mit der Rechten Gottes Hand, während er Ihm den anderen Arm um die Schulter schlingt. »Gut siehst du aus! Sieh sich einer diese Arme an! Machst du Krafttraining?«
»Luzifer«, sagt Gott, »lange nicht gesehen.«
»Wem sagst du das! Und du hast den Sohnemann mitgebracht! Hey Junge, wie ist es dir ergangen?«
»Danke, gut«, sagt Jesus händeschüttelnd.
»Jetzt bist du schon so lang zurück und kommst nicht mal vorbei, um Hallo zu sagen?«
»Also, weißt du, ich ...«
»Ich mach doch nur Witze, Kleiner. Setzt euch, setzt euch.«
Sie nehmen wieder Platz, und Satan rutscht neben ihnen auf die Bank. »Leute, ihr habt ja gar nichts zu trinken. Der Service hier lässt wirklich zu wünschen übrig. Lasst mich das regeln. RONNIE!«, brüllt er nach einem Kellner.
Am Tisch erscheint Ronald Reagan in Kellner-Livree. »Äh, Ronnie, bring uns eine Flasche Champagner. Den guten Stoff, alles klar?«
»Jawohl, Meister.« Reagan verbeugt sich und verschwindet.
»Entschuldigt meine Verspätung«, sagt Satan, lümmelt sich ins Polster und zündet die Zigarre an. »Hier ist es gerade die absolute ...«
»Hölle?«, fragt Gott.
»Ganz genau! Hier unten ist die Hölle los.«
»Ich bin nicht überrascht. In doppelter Hinsicht.«
»Du hast dich über die jüngsten Entwicklungen informiert, was?«, fragt Satan.
Gott nickt.
»Was soll ich sagen?« Satan breitet die Arme aus, deutet auf das brechend volle Restaurant. »Das Geschäft brummt.«
Reagan ist zurück. »Möchten Sie gerne etwas zu trinken
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