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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Sitze gedrückt worden sind. Das war’s, was hier unten falschlief: Niemand
erkannte mehr den Wert der Gemeinschaft. Gut, sie hatten ihre eigene kleine Gemeinschaft. Zwar eine, die aus Alkis, Junkies und sonstigen Freaks bestand, aber es war eine kleine Gemeinschaft. Es war seine Welt, und sie war sehr zerbrechlich. Er würde den Teufel tun, sich einfach zu verpissen, womöglich für Monate, und sie schutzlos sich selbst zu überlassen.
    »Weißt du was, Morgs«, sagt Jesus und gähnt, »manchmal muss es eben die harte Tour sein.«
    »Manchmal muss es eben die harte Tour sein?«, wiederholt Morgan langsam.
    »Jep.«
    »Sollte ich mir das aufschreiben? Es deinem Stapel wundersamer Sprüche hinzufügen, damit ich deine Lehren und den ganzen Scheiß nach deinem Abgang weitergeben kann?«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    »Scheiße, Mann. Wir werden sehen, wie cool du noch bist, wenn wir am Arsch der Welt sind, uns die Sonne aufs Dach knallt und sich die Klimaanlage in diesem wertlosen Haufen Dreck verabschiedet. Und wenn du allen Ernstes glaubst, diese Schrottmühle würde es bis ...«
    »Mmm«, brummt Jesus, nun die Baseballkappe über die Augen gezogen. Die Hitze lullt ihn ein. Morgans Stimme wird zu einem angenehmen Surren, sein Gemecker verblasst zu einem beruhigenden Gebrabbel, als Jesus schließlich wegdöst.

2
    S IE VERLASSEN NEW YORK IN DER LETZTEN AUGUSTWOCHE. Der große silberne Bus keucht und knattert quer durch die Stadt, über die Columbus Avenue und die 9 th Avenue auf die West 41 st Street, dann reihen sie sich in die Schlange zum Lincoln Tunnel ein. Unter dem Hudson, Millionen Liter Wasser über ihren Köpfen, rennen die Kleinen, Miles und Danny, schreiend und jauchzend zwischen den Sitzen auf und ab, da beide - mal abgesehen von diesem Ausflug zum Strand von Fire Island letzten Sommer - Manhattan noch nie verlassen haben. Und dann, urplötzlich, sind sie raus aus der Stadt, das Grün von New Jersey rauscht vorbei, und Jesus fallen die vielen Zu VERKAUFEN-Schilder vor den Häusern auf - verdammt viele Zu VERKAUFEN-Schilder. Dann sieht er nach, was die anderen so treiben.
    Bob sitzt ganz hinten, wo er brummelnd und zuckend aus dem Fenster starrt; Gus und Dotty öffnen um zehn Uhr morgens singend ihre erste Flasche Pennerglück; Meg verteilt schwitzend ihre schmutzigen Rotzfahnen im Bus; Becky scheucht lachend ihre quiekenden Kinder herum; Kris thront hinter dem Lenkrad und lässt das Hupen und die Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer cool von seiner verspiegelten Sonnenbrille abprallen, während Morgan versucht, ihn vom Beifahrersitz aus zu belehren, auf welcher Spur sie schneller vorankommen. Jesus lächelt sanft und schrammelt auf seiner
Gitarre herum, während die riesigen Reifen unter ihm über den Asphalt surren und er hinausblickt auf den Highway, der sie wegführt von Manhattan, dieser Insel an der Ostküste, mitten hinein ins wahre Amerika.
    Kris hatte die alte Dame Orca getauft und die letzten Tage damit verbracht, sie für ihre Reise auszustaffieren. Hinter dem Cockpit befand sich nun ein kleiner Kühlschrank. Bob hatte ihnen geholfen, ihn an die Lichtmaschine anzuschließen und so fest zu verschrauben, dass er nun nicht mehr herumrutschen konnte. Er war mit kalten Getränken, Aufschnitt und dem bisschen Methadon gefüllt, das Meg zusammenkratzen konnte, um die nächsten Tage zu überstehen. Im hinteren Teil, von einem Vorhang abgeschirmt, lagen zwei Doppelmatratzen, eine auf jeder Seite des Busses, und da sie auf Kris’ Vorschlag hin ein paar Sitze herausgenommen hatten, war nun auch reichlich Platz dafür. Eine weitere Matratze lag etwa in der Mitte des Busses, auf der rechten Seite vom Heck aus gesehen. Gus und Dotty schliefen, wie sie es gewohnt waren: auf einer Bank mit der Flasche im Arm. Bob schien ohnehin niemals zu schlafen. Blieben also sieben von ihnen, darunter zwei Kinder, für die die Matratzen völlig ausreichend waren. Es gab sogar einen alten Fernseher mit angeschlossenem Videorekorder. Morgan spekulierte darauf, dass man Videofilme an den Raststätten für einen Dollar hinterhergeschmissen bekam, jetzt, wo alle auf DVD umgestiegen waren. Kris hatte völlig Recht, dachte Jesus, als Morgan den Gang heruntergeschaukelt kam und ihm im Vorbeigehen einen dicken Joint in die Hand drückte: Es war schön, so viel Platz zu haben.
    Was machte es da schon, dass ihre Höchstgeschwindigkeit bei gerade mal sechzig Sachen lag? AMERICAN POP STAR würde erst einen Tag nach Labor Day auf

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