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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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schimmern im Studiolicht. Sein Gesichtsausdruck ist unmöglich zu lesen. »Das ist Steven.« Becky flüstert den Namen fast ehrfürchtig, und die Tatsache, dass es keines Nachnamens bedarf, könnte ein Hinweis darauf sein, welche Macht dieser Mann hat.
    »Ist er nett oder gemein?«, fragt Jesus. Becky sieht ihn nur an und schüttelt den Kopf.
    Als Erstes zeigt die Kamera Herb Stutz, der mit starkem New Yorker Akzent spricht, so stark, dass Jesus vermutet, dass er irgendwo aus dem Mittelwesten stammt. »Also, Simone, Schätzchen, hörst du mir zu? Du hast doch Spaß gehabt heute Abend, stimmt’s?« Simone kichert, nickt enthusiastisch, immer noch ganz aufgedreht von ihrem Auftritt. »Schön, das ist gut, dann erinnere dich immer daran, denn ich schätze, weiter als bis hier wirst du in dieser Show nicht mehr kommen.«
    Simone sieht geknickt aus, als Darcy DeAngelo zu reden beginnt. »Simone, tut mir leid, du weißt, wie ich es hasse, mit Herb einer Meinung zu sein. Doch ich glaube nicht, dass du hierfür schon bereit bist. Aber du wirst weiter singen, versprichst du mir das? An deiner Stimme musst du noch arbeiten, aber deine Performance? Alle Achtung, Süße! Du hast wirklich alles gegeben!« Das Publikum bejubelt und beklatscht diese freundlich verpackte Absage, während Simone erleichtert lächelt, ein kaum hörbares »Dankeschön« haucht und sich den Schweiß von der Stirn wischt. Die Kamera schwenkt nun zu diesem Steven, der Jesus mit der Dunkelheit
in seinen Augen - selbst auf diesem beschissenen Tape, diesem beschissenen Fernseher ist sie zu erkennen - und der unterkühlten Förmlichkeit seines britischen Akzents überrascht.
    »Oh ja, danke schön, Darcy«, sagt er. »Unglücklicherweise hat es keinen Zweck, >alles zu geben<, wenn man außer einem dampfenden Haufen Scheiße nichts zu geben hat.« Darcy DeAngelo schüttelt den Kopf, das Publikum buht verhalten, Simone setzt an, etwas zu sagen, aber dieser Steven-Typ hebt die Hand. »Bitte — Simone war dein Name? Bitte, lass mich ausreden. Ich musste dir zuhören, da ist es doch das mindeste, dass du mir ebenfalls eine Minute zuhörst, findest du nicht auch? Ich meine, wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne etwas sagen.«
    »Nur zu. Ich werde Sie nicht davon abhalten«, erwidert Simone, jetzt trotzig, mit verschränkten Armen.
    »Eigentlich ist es eine Zumutung«, fährt er fort, »dass wir hier sitzen und uns so etwas bieten lassen müssen. Das ist dir doch auch klar, oder? Ich meine, was machst du? Womit verdienst du deinen Lebensunterhalt?«
    »Ich arbeite bei In & Out Burger in ...«
    »Na schön, wenn ich also dort reinkomme, fünfzehn Burger bestelle, dir bei der Zubereitung zusehe und dann zu dir sagen würde: >Eigentlich mag ich gar keine Hamburger<, dann wärst du doch zu Recht ziemlich sauer auf mich, weil ich deine Zeit verschwendet habe, oder etwa nicht?«
    »Hören Sie«, sagt Simone, nun einen leichten Ghetto-Touch in der Stimme, »ich weiß, dass ich si...«
    »Du weißt überhaupt nichts, Schätzchen. Null. Nada. Du bist überflüssig.« Das Publikum schnappt nach Luft. »Hau ab. Hör auf, mir meine Zeit zu stehlen.«
    Simone kämpft mit den Tränen.
    »Jetzt reicht es«, sagt Darcy, die sich nun ihrerseits ihm erbost zuwendet. »Schön und gut, dir gefällt nicht, wie das Mädchen singt. Das ist aber noch lange kein Grund, gleich ...«
    »Och, Darcy, husch, zurück ins Körbchen«, erwidert Steven. »Ich tue ihr einen Gefallen. Was hätte es denn für einen Sinn, sie auch noch zu ermutigen?«
    »Hör nicht auf ihn«, fordert Darcy Simone auf.
    »Oh doch, du hörst mir jetzt zu, Simone«, kontert Steven. »Genieß es, den Burgern was vorzusingen, während du sie wendest, denn ein dankbareres Publikum wirst du niemals haben.«
    Nun bricht Simone in Tränen aus.
    »Ich höre mir das nicht länger an«, sagt Darcy und steht auf.
    »Jetzt kommt schon, Leute«, versucht Herb zu schlichten.
    »Na toll, die Nummer schon wieder«, seufzt Steven. »Darcys großer Abgang. Langweilig. Mach’s gut, Darcy. Tschüss, Simone. « Als er dem weinenden Mädchen hinterherwinkt - es ist kaum ein Winken, bloß ein leichtes Wackeln der Finger —, wird das Buhen des Publikums lauter.
    »Du bist ein mieser Arsch«, ruft Simone unter Tränen, während sie die Bühne verlässt.
    »Richtig erkannt«, sagt Steven. »Ich bin ein mieser Arsch. Der Nächste!«
    »Könntest du hier mal stoppen?«, bittet Jesus.
    Becky beugt sich vor und drückt auf die Pause-Taste.

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