Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
Union Square ab, versuchen etwas Schatten unter den Bäumen zu finden. Die Kids spielen auf der nahen Schaukel, die Augustsonne knallt erbarmungslos vom Himmel, und die vorbeitippelnden Tauben verrecken fast in der Mittagsglut. Meg zittert - ungeachtet der Hitze. Ihr strähniges blondes Haar steckt unter einer schmutzigen Wollmütze, mit dem Ärmel wischt sie sich die triefende Nase ab. Sie ist jetzt seit einigen Tagen auf Entzug, versucht durchzustehen, was Becky vor ihr durchgestanden hat, und ihrem wächsernen Gesicht sieht man deutlich an, wie dreckig es ihr geht.
    »Als da wäre?«, fragt Morgan.
    »Wer kümmert sich um Gus und Dotty?« Jesus deutet zu den beiden hinüber, die wenige Meter entfernt auf einer Bank im Schatten liegen und sich eine Flasche Fusel teilen. »Na? Oder Bob? Oder Meg hier ...«
    »Ich komm schon klar«, sagt Meg. »Das Gröbste hab ich hinter mir.«
    »Wir kriegen das schon geregelt, solange du weg bist.« Morgan nickt Kris zu.

    »Ähem«, räuspert sich Kris.
    »Was?«, fragt Morgan.
    »Ich hatte mir überlegt, mit nach L. A. zu kommen.« Kris murmelt das eher, die Augen mehr als nur ein wenig beschämt zu Boden gerichtet, während er mit seinem löchrigen Turnschuh Linien in den Sand malt.
    »Oh ja?« Morgan runzelt die Stirn. »Und weswegen, wenn ich fragen darf?«
    »Als ... Unterstützung.«
    »Pass mal auf, du Spacko, hier gibt’s reichlich Leute, die Unterstützung brauchen. Zum Beispiel dabei, die Miete zu zahlen.«
    »Mann, ist das heiß«, stöhnt Jesus.
    »Wie willst du eigentlich dorthin kommen?«, möchte Kris von Jesus wissen.
    »Die Leute von der Show haben mir das hier gegeben«, sagt er, gräbt in seinen Taschen, zieht einen zerknitterten Umschlag heraus und reicht ihn Kris.
    »Ach du Scheiße, Mann«, staunt der nach einem kurzen Moment. »Weißt du, was du da hast?«
    Jesus, Morgan und Becky blicken ihn an. »Ähm, ich nehme mal an, ein Flugticket«, sagt Jesus.
    »Das«, erklärt Kris und hält das Ticket in die Höhe, »ist ein unbefristetes Rückflugticket erster Klasse nach Los Angeles. Hast du ’ne Ahnung, was das Ding wert ist?«
    »Äh«, sagt Jesus, der offensichtlich keine Ahnung hat, »vielleicht fünfhundert Dollar?«
    »Wohl eher fünftausend, mein Freund.«
    »Und?«, fragt Morgan.
    »Wann musst du in L. A. sein?«
    »Einen Tag vor Labor Day. In ein paar Wochen?«
    Kris grinst. »Du willst unsere Leute doch nicht sich selbst überlassen, während du in L. A. bist, richtig?«
    »Richtig.«
    »Wie wär’s also, wenn der Berg zum Propheten kommt?«
    »Wovon redest du da, Fettsack?«, fragt Morgan.
    »Ich rede von einem Roadtrip ...«
    Kris erklärt es ihnen: Sie versetzen das Flugticket und kaufen von dem Geld einen Minibus, irgendeine alte Schrottmühle, für tausend Dollar, wie es sie in Brooklyn zu Dutzenden gibt. Sie quetschen sich alle hinein und fahren quer durchs Land. Zwei Wochen sollten locker reichen, um rechtzeitig in L. A. anzukommen. Dann hätten sie immer noch viertausend Dollar übrig: Genug Geld, um damit allen einen weiteren Monat lang die Miete zu zahlen, und für Benzin, Motelzimmer, Essen und was sie unterwegs sonst noch so brauchten. Wie sich herausstellt, hat man Jesus in einem Hotel namens The Chateau Marmont in Hollywood einquartiert. »Das wird wie Urlaub«, sagt Kris und hüpft von einem Fuß auf den anderen. »Raus aus der Stadt, Sommer in L. A. Am Strand rumhängen. Was gibt’s dagegen zu sagen?«
    »Scheiße, das könnte ein verdammt kurzer Trip werden«, gibt Jesus zu bedenken. »Ich bin vermutlich in Nullkommanix wieder raus aus der Show.«
    »Hey Kids«, ruft Becky aufgeregt in Richtung der Schaukeln, »wir fahren in Urlaub!«
    »Juchu!«, jubeln die Jungs im Chor.
    »Oh Mann«, stöhnt Morgan.

DRITTER TEIL
ROADTRIP

    »Wenn du geboren wirst, kriegst du ein Ticket für die Freakshow. Wenn du in Amerika geboren wirst, kriegst du einen Platz in der ersten Reihe.«
    GEORGE CARLIN

1
    M IT QUIETSCHENDEN BREMSEN UND PLATTEN REIFEN kommt der Bus vor dem Haus zum Stehen. Morgan, der draußen auf der Treppe sitzt, lupft seine Sonnenbrille und sagt: »Ich glaub, ich spinne ...« Nach einem letzten Aufjaulen des Motors öffnet sich ratternd die altertümliche Falttür, und der dicke Kris stolziert die Alustufen hinab - mit einem Gesicht, als hätte er soeben im Lotto gewonnen.
    »Du wirst nicht glauben, was ich dafür bezahlt habe, Alter.«
    »JC«, ruft Morgan über seine Schulter in das dunkle Treppenhaus, wo Jesus gerade sein

Weitere Kostenlose Bücher