Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
Vielen Dank, Dad.
    »Wie bitte?«, sagt Stelfox.
    »Jesus. Christus.«
    Darcy hält die Hand vors Gesicht, um ihr Kichern zu ersticken. Das Publikum lacht lauter.

    »Na, viel höher kann die Latte ja wohl nicht hängen, was?«, sagt Stelfox.
    »Wo kommst du her, mein Sohn?«, fragt Stutz.
    »Oh, New York City.«
    »Dann mal los«, sagt Stelfox und fügt hinzu: »... äh ... Jesus.«
    Das Publikum lacht immer noch, als Jesus die vereinbarte Nummer anstimmt - denselben Song, den er bei seiner Audition vorgetragen hat. »The Only Living Boy in New York«, nur er allein mit seiner elektrischen Gitarre.
    Das Gelächter erstirbt ziemlich bald. Stutz und DeAngelo sind entzückt. Ersterer widerstrebend, Letztere uneingeschränkt. Stelfox’ Miene ist undurchschaubar. Man hört spontanes Juchzen und Jubeln, als JC in der Mitte ein kurzes, flüssiges Solo einbaut. Mit dem Verklingen des letzten Akkords bricht das Publikum in aufrichtigen, langanhaltenden Beifall aus.
    »Oh, mein Gott!«, sagt Darcy. »Das war so was von sensationell! «
    »Wie lange spielst du schon Gitarre, mein Sohn?«, fragt Herb Stutz.
    »Solange ich denken kann.«
    »Du kannst echt spielen. Das will ich dir mal sagen. Und ich hab schon mit den besten Gitarristen der Branche gearbeitet. « Er sieht am Tisch entlang zu Stelfox, der etwas notiert, und sagt: »Steven?«
    »Okay«, sagt Stelfox und blickt auf, als hätte er nichts mitbekommen. »Im Gegensatz zu meinen Kollegen hier mache ich mir nicht gleich ins Hemd, nur weil du die Scheißgitarre da spielen kannst. Wenn ich auf dem Hollywood Boulevard einen Stock werfe, treffe ich zehn Leute, die genauso gut Gitarre spielen. Dass du dein Instrument beherrschst, bedeutet nicht notwendigerweise, dass du das Zeug zum Star hast. Und darum geht es bei dieser Show - wir suchen einen Star . Und sieh dich mal an ...« Er macht eine Pause, weil er an diesem Punkt Widerstand erwartet. Doch nein, Jesus steht nur da, nickt und wirkt ein wenig abgelenkt. Betretenes Schweigen.
Nervöses Lachen aus dem Publikum. »Entschuldige«, sagt Stelfox, »langweile ich dich, Jesus?« Noch mehr Gelächter bei dem Namen, der schon jetzt ein Running Gag ist.
    »Ja. Ein bisschen.« Jesus lacht, total entspannt. Das Publikum stöhnt auf und lacht noch lauter.
    »Ich langweile dich?«, sagt Stelfox. »Na, das ist ja mal was Neues. Mal sehen, ob du dich gleich auch noch langweilst ... ja, du kannst Gitarre spielen, gut gemacht. Ja, du kannst eine Melodie halten. Und ja, du siehst gut aus, aber ich sehe bei dir keine Starqualitäten, und ich finde deine Songauswahl voll daneben. Simon & Garfunkel? Ich bitte dich. So was von unoriginell.«
    »Ja? Wissen Sie, ich wollte eigentlich was von Hendrix bringen, aber die Leute meinten ...«
    »Jimi Hendrix?«, sagt Stelfox. »Also echt jetzt, das ist doch was für Straßenmusikanten.«
    »Okay, es reicht«, sagt Jesus mit leiser, aber fester Stimme.
    »Wie bitte?«, fragt Stelfox.
    »Du hast mich schon verstanden, Alter. Hör auf, Jimi zu dissen.«
    Jubel und Juchzer aus dem Publikum, denn so was hat man in den zwei bisherigen Staffeln noch nicht erlebt. Die Kandidaten widersprechen Stelfox zwar, aber normalerweise mit bebendem Unterkiefer und geballten Fäusten, weil sie glauben, dass man sich in ihnen täuscht. Gelegentlich laut und zickig, aber nie so. Ruhig. Gefasst. Nicht nur die Zuschauer merken, dass etwas anders ist.
    Stelfox beugt sich über den Tisch und mustert Jesus. »Manche Menschen sind der Ansicht, dass ich ein bisschen was von Talentsuche verstehe«, sagt er. »Und für mich kommst du nicht weiter. Mädels?«
    »Das soll ein Witz sein, oder?«, sagt Herb Stutz. »Er ist einer der talentiertesten Jungs, die wir hier je hatten.«
    »Junge?«, sagt Stelfox. »Entschuldige, wie alt bist du, Jesus? Ich glaube, du bist ...« Er sucht in seinen Unterlagen.

    »Einunddreißig.«
    »Also wohl kaum mehr ein Junge.«
    »Na und?«, sagt Stutz. »Mich hat er überzeugt. Darcy? Sieht so aus, als würde deine Stimme hier entscheiden.«
    DeAngelo, die dem Gespräch gelauscht und dabei Jesus mit einem leisen Lächeln beobachtet hat, blickt von Stelfox zu Stutz und schüttelt den Kopf. »Ich liebe es, wenn ihr zwei euch streitet. Jesus, von mir kriegst du ein Ja, Baby. Ich sage, du bist weiter!«
    Riesenjubel brandet auf, noch bevor die roten APPLAUS-Zeichen leuchten. Von Jesus gibt es keine Siegerfaust, kein Hüpfen oder Heulen. Nur ein kaum wahrnehmbares Nicken.
    »Ach du Schande«, sagt Stelfox

Weitere Kostenlose Bücher