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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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der das Leben der Benz-Sippe zeigte: die tadellos gekleidete Familie beim Spaziergang über ihr großzügiges Anwesen in Westchester, beim Skilaufen in Aspen, Volleyball spielend am Strand von Malibu, garniert mit Selbsteinschätzungen ä la »Das Leben meint es gut mit uns.«. Bilder, die beim Zuschauer eine ganz andere Reaktion hervorriefen: »Ehrgeiz«, sagte Stelfox. »Gib den Pissern zu Hause irgendwas, dem sie sich überlegen fühlen, aber auch etwas, zu dem sie aufblicken können.«
    Garry hatte ein freundliches, eher schüchternes Auftreten und ein Riesentalent: eine mächtige, kraftvolle Soulstimme, glockenrein und lebendig im oberen Bereich, ein bisschen wie Aaron Neville, obwohl Jesus und die Jungs die Songauswahl beklagten, die Darcy DeAngelo dem Jungen unterjubelte. Stelfox-freundliche Balladen und überzuckerte Popsongs. »Mann«, sagte Morgan einmal, als er hörte, wie Garry sich durch »Money’s Too Tight To Mention« jammerte, das wie viele seiner Nummern offenbar passend zu seiner häuslichen Situation ausgewählt worden war, »man würde doch gern mal hören, dass der Junge richtig loslegt und Eier zeigt, oder?«

    »Heute Abend sind es nur noch drei.« Aus den Studiolautsprechern in Burbank hört sich die Stimme des Moderators feierlich an, aus den Fernsehempfängern im ganzen Land klingt sie unheilvoll. »Heute Abend entscheiden Sie, wer die beiden Finalisten sein werden. Heute Abend, live aus Hollywood, Kalifornien. Hier kommt ... AMERICAN POP STAR!«
    Meine Fresse, denkt Jesus, der sich durch den schmalen Gang hinter der Bühne schiebt und aufpassen muss, dass er den Hals seiner Gitarre hoch genug hält, damit keiner der vielen Techniker dagegenstößt und sie verstimmt, während er in der anderen Hand einen kleinen 5-Watt-Fender-Übungs-Amp hält. Man könnte meinen, die aus den Lautsprechern tönende Stimme des Moderators verkünde das Ende der Welt.
    »Hey Mann, solltest du nicht in der Maske sein?«, pflaumt ihn ein Headset mit Klemmbrett im Vorbeigehen an.
    »Ja, ja.«
    Er kommt ans Ende des Korridors, biegt links ab und klopft an die blaue Tür. »Herein«, sagt eine dumpfe Stimme.
    Jesus tritt in die Garderobe und sieht, dass Familie MacDonald sich gerade zum Gehen bereitmacht: Mom und die ganzen vielen kleinen Brüder und Schwestern. »Hi Garry, was geht?«
    »Hi, JC. Das ist meine Familie.«
    »Nett, euch kennenzulernen, Kids ... Mrs. MacDonald«, sagt Jesus, grinst die Kinder an, reicht Garrys Mom die Hand, die sie eher argwöhnisch entgegennimmt.
    »Du bist also der, der sich für Gottes Sohn hält?«
    »Äh, ja, Ma’am.«
    »Ist das dein Ernst, Junge?«
    »So leid es mir tut.«
    Einen Moment lang blickt sie ihm in die Augen. »Mmmhmmmm. « Dann dreht sie sich zu Garry um, gibt ihm einen Kuss auf die Wange und sagt: »Viel Glück heute Abend, mein Sohn. Gib einfach dein Bestes.«

    »Ja, Mama.«
    »Und iss nicht alle Sandwiches auf, hörst du?« Sie deutet auf das Tablett mit Schnittchen, das auf dem Tresen steht. »Nur weil sie da sind, muss man sie nicht aufessen.«
    »Ja, Mama.«
    »Na, dann wollen mir mal ...«
    Sie schiebt die Kinder hinaus. Jesus schließt die Tür hinter ihnen und sagt zu Garry: »Hör zu, Mann. Könntest du mir heute Abend einen Gefallen tun?«
    Er stöpselt die Gitarre in den kleinen Übungsverstärker und spielt Garry einen Song vor.
    »Mann, ich weiß nicht, JC«, sagt Garry. »Wir sollen so was nicht machen. Wir könnten Ärger kriegen.«
    »Was denn für Ärger? Komm schon, was kann uns schlimmstenfalls passieren?«
    »Dass sie uns aus der Show werfen. Ich weiß, dir ist das egal. Aber ich brauch das hier, Mann.«
    »Für so was können sie uns nicht live aus der Sendung werfen. Vertrau mir! Die Leute zu Hause werden begeistert sein. So was muss man einfach machen. Was ist mit dir ... magst du den Song nicht?«
    »Ich liebe diesen Song, Mann. Ich wollte die ganze Zeit schon was machen, das eher in diese Richtung geht. Darcy lässt mich aber nicht.«
    »Darcy. Scheiß auf Darcy. Komm schon, Alter. Dann sehen die Leute endlich, dass du zur Abwechslung auch mal richtig loslegen kannst.«
    »Scheiße, ich weiß nicht, Mann.«
    »Garry, vertrau mir.« Garry blickt in diese großen, strahlenden Augen.
    »Fünf Minuten bis zur Sendung ...« Die Stimme kommt blechern aus dem Lautsprecher an der Wand. »Alle Kandidaten bitte...«
    »Irgendwas ist mit diesen Augen, denkt Garry. Einmal war er über den Ausdruck »Führungsqualität« gestolpert, als er
kurz vor

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