Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
zu lassen. Zwanzig Minuten bevor sie fortgesetzt wird, schließen die Leitungen. Jesus liegt wie üblich ausgestreckt auf dem Boden, schwitzend, ausgepowert (Mann, wie hat Bruce das bloß immer hingekriegt, vierzig Abende nacheinander?). Garry MacDonald sitzt vorn auf dem Rand seines Stuhls, mit gesenktem Blick, dreht nervös eine Plastikflasche Evian mit beiden Händen. Samantha Jansen und Trellick halten sich zurück, während Stelfox tobt.
»Ach, komm runter, Mann«, sagt Jesus. »Was ist dein Problem? Wir haben gerockt, und die Leute sind abgegangen.«
Irgendwie besiegt Stelfox den Drang, aufzuspringen und Jesus voll ins Gesicht zu treten.
Jansen schüttelt den Kopf. »Mit der Aufführung eines unerlaubten Duetts und dem unfairen Vorteil, den du dir
dadurch gegenüber anderen Kandidaten verschafft hast, verstößt du gegen deinen Vertrag, und es steht uns ohne weiteres zu, dich zu disqualifizieren. Egal, wie die Zuschauer abstimmen. «
»Ach du Scheiße, Mann«, sagt Garry. »Ich wusste es.«
»Bist du völlig geistesgestört?«, sagt Stelfox. Es dauert einen Moment, bis alle begreifen, dass er mit Jansen spricht. »Die beiden rausschmeißen? Nächste Woche haben wir das Finale, du unterbelichtete Kuh - was soll das werden? Eine Fünf-Minuten-Show, in der wir allen erklären: ›Hey, hier ist Jennifer Benz. Sie hat gewonnen. Vielen Dank und gute Nacht, ihr Arschgeigen ...‹? Benutz dein blödes Eliteuni-Hirn!«
»Hey«, sagt Jesus, »es gibt keinen Grund, so mit ihr zu reden, Mann.«
»Hör zu, du mieses Stück Scheiße«, sagt Stelfox und wendet sich Jesus zu. »Es läuft folgendermaßen: Speckbacke hier ...«, er deutet auf Garry, »... ist fertig. Raus. Heute Abend. Wir sagen, er ist während deiner Nummer einfach auf die Bühne gerannt. Was konntest du dagegen schon tun? Nichts.«
»Schwachsinn«, sagt Jesus. »Das war alles meine Idee.«
»Ist mir kackegal. Er badet es aus und geht heute Abend nach Hause. Und du gehst nächste Woche mit Jennifer ins Finale, mit einem beschissenen Lächeln im Gesicht. Spiel mit, oder du bist raus. Ich werde dafür sorgen, dass dich garantiert keine Plattenfirma nimmt. Und ins Fernsehen kommst du erst wieder, wenn die Nachrichten deinen Selbstmord melden.«
Jesus lacht. »›In dieser Stadt kriegst du nie wieder ein Bein auf den Boden ...‹«?
»Ganz genau.«
»Ach Quatsch ...«, sagt Jesus.
»Bitte?«
»Echt nicht ... Garry, krieg ich mal einen Schluck Wasser, Mann? Danke ... das wird nichts werden. Was habt ihr noch so drauf?«
Stelfox und Trellick starren Jesus an, wie dieser im Schneidersitz auf dem Boden hockt und Evian trinkt.
»Na, wie wäre es damit?«, sagt Trellick. »Wir verklagen dich wegen Vertragsbruch. Für den Schaden, den die Show nimmt, falls das Finale in irgendeiner Weise betroffen ist, für den Verlust an Werbeeinnahmen ... und wir fordern jeden einzelnen Cent dieser Hotelrechnung zurück, die übrigens mittlerweile sechsstellig ist.«
»Wir reden hier von mehreren zehn Millionen Dollar, du mieser, kleiner Indie-Pisser«, wirft Stelfox ein. »Und das ist nu... «
»Okay, okay.« Jesus zuckt mit den Schultern. »Tut, was ihr nicht lassen könnt.«
Ihn verklagen, denken Stelfox und Trellick gleichzeitig. Was gibt es da zu holen? Eine Sammlung Vintage-T-Shirts?
»Unautorisierte, unverhältnismäßige Hotelrechnung«, fährt Trellick fort. »Betrügerische Hotelrechnung. Die der Sender nicht begleichen wird. Das Hotel verklagt dich, und du gehst ins Gefängnis, mein Freund.«
»Dann gehe ich eben ins Gefängnis. Meinetwegen.«
Stelfox merkt, wie seine Schultern nachgeben. Er setzt sich, reibt an seinen Schläfen herum. Wie soll man mit jemandem verhandeln, der sich nicht einschüchtern lässt? Dem es schlicht egal ist?
Da klopft es laut an der Tür. »Herein«, ruft Stelfox. Die Tür geht auf - Stimmengewirr von draußen, Benz’ Vater wettert: »Das ist ungeheuerlich!« –, und Regieassistentin Jamie kommt herein, mit Zetteln unterm Arm. »Wir kriegen so viele Anrufe wie noch nie. Die Telefondrähte laufen heiß.«
»Was sagen die?«, fragt Stelfox.
»Die sagen: ›Wer zum Teufel ist Jennifer Benz?!‹ Die Jungs hier lassen die Kleine spielend hinter sich, SS.«
»SCHEISSE!«, schreit Stelfox. Er hatte alles bis ins kleinste Detail durchgeplant: Jennifers Nummer-eins-Single, das Weihnachtsalbum, Jennifer mit Weichzeichner und Nikolausmütze
auf dem Cover, ein bisschen Dekolleté. Für einen kurzen Moment ist im Green Room alles
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