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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Schwule aufzuknüpfen und zu steinigen. Und ein anderer, ebenfalls nicht unbedeutender Haufen betet einen Clown in Rom an, der allen Ernstes dazu beigetragen hat, Kindesmissbrauch zu vertuschen.
Er sitzt im Vatikan. Scheiße, er sollte im Gefängnis sitzen!«
    Im Publikum sitzen Morgan, Kris und Becky mit offenen Mündern da. Es ist das erste Mal, dass sie Jesus wütend sehen, als hätte er sein Leben lang auf diesen Augenblick gewartet. Becky sieht sich unter den Zuschauern um. Alle glotzen ungläubig, fast hypnotisiert, und diese Corona scheint das ganze Studio auszufüllen, jeden zu umfangen, jeden in ihren Bann zu ziehen ...
    »Und wir hier in Amerika, unter allen Nationen der sogenannten Ersten Welt das Land mit den meisten Menschen, die sich als Christen bezeichnen, lassen diese ganze Scheiße zu! Ich meine, was glaubt ihr eigentlich, was Er davon hält? Ihr seid gerade mal fünf Minuten auf diesem Planeten und habt ihn in eine Latrine verwandelt. Ihr müsstet ...«
    Außerhalb des Studios reagiert das amerikanische Samstagabendpublikum auf unterschiedlichste Weise.
    Fernsehgeräte werden abgestellt.
    Menschen jubeln.
    Kinder werden aus den Wohnzimmern verbannt.
    Telefonhörer werden in die Hand genommen.
    Wütend werden E-Mails und Blogbeiträge getippt.
    Leute schreien: »Geh zurück nach Russland, du Arsch!«
    Andere klatschen und pfeifen und rufen: »Ganz genau, Mann!«
    Wieder andere fummeln an der Aufnahmetaste ihrer Fernbedienung herum.
    Da gibt es einige zu Hause, die - wie Stelfox und das Studiopublikum - gebannt, fast katatonisch, die Bühne anstarren, das schimmernde, pulsierende Licht sehen, das alles um und hinter Jesus verblassen lässt, während er sich der Kamera nähert und von Denver bis Detroit, von Florida bis Seattle Fernsehbildschirme ausfüllt. Es endlich tut. Lehrt, lenkt, inspiriert. Einige auch erzürnt, ja, aber man kann nicht alles haben.

    »... Christen gegen Schwule, Christen gegen Abtreibung, Christen gegen Sozialismus. Christen für Schusswaffen, Christen für Atomwaffen. Ich meine, das denke ich mir doch nicht aus! Was ist mit eurem Gemeinschaftssinn passiert? Begreift ihr es nicht? SEID SCHEISSE NOCHMAL LIEB ZUEINANDER!« Jetzt steht er ganz vorn am Bühnenrand und blickt direkt in die Kamera.
    »Egal, ich bin hier so gut wie fertig. Sollte es da draußen jemanden geben, der versuchen möchte, ein anderes Leben zu leben, bei dem er niemanden über den Tisch ziehen muss, bei dem er nicht um fünf Uhr morgens aufstehen und den halben Tag in irgendeinem Zug oder Auto rumsitzen muss, bei dem er seine Kinder nicht nur zwei Stunden am Tag sieht und sich dann Jahre später umguckt und sich wundert, wieso er keine Beziehung zu ihnen hat, bei dem es nicht normal ist, dass sein Alltag die Lebenserwartung des Planeten um Jahre verkürzt, dann kommt zu mir. Ihr werdet mich schon finden. Es wird in sämtlichen Zeitungen stehen. Danke für eure Aufmerksamkeit. Gute Nacht.«
    Er lässt das Mikro fallen - ein dumpfer Schlag, ein Kreischen von Feedback - und verlässt die Bühne.
    Das Feedback reißt Stelfox aus seiner Trance. Er blickt auf und sieht das Set wie zum ersten Mal an diesem Abend: das leere Podium, auf dem Jesus stand. Jennifer Benz und Garry stehen da, mit offenen Mündern. Stutz und DeAngelo starren ihn an, das Publikum ist seltsam still, als der Aufnahmeleiter ruft: »WERBUNG! WIR SIND RAUS!«, und ein Mädchen mit Klemmbrett und Headset an Stelfox’ Ellbogen zupft. Dann bricht die Hölle los.

12
    J ESUS VERBRINGT DIE NÄCHSTEN VIER TAGE - DEN Rest der ersten Dezemberwoche - durchgehend im Bungalow des Chateau. Er gibt Interviews und lässt sich für jede Publikation ablichten, die bereit ist, für dieses Privileg zu zahlen. Davon gibt es so einige: alle vom Enquirer über Harper’s bis hin zu Celebrity Lifestyle. Er ist auf dem Cover sämtlicher englischsprachiger Tageszeitungen der westlichen Welt. In vier Tagen nimmt er fast eine Million Dollar ein.
    Am dritten Tag erscheint Steven Stelfox im Chateau. Majestätisch quietscht sein schwarzer Cadillac Escalade SUV mit Chauffeur über die Steinplatten der Auffahrt.
    »Hey Mann«, sagt Jesus zu Stelfox, der gegenüber von Jesus und Morgan Platz nimmt und angewidert das Chaos betrachtet. Tabletts vom Zimmerservice, Unterwäsche auf den Heizkörpern. Es sieht aus, als lägen auf der Terrasse zwei ohnmächtige Obdachlose. »Scheiße, was ist denn mit den beiden da draußen los?«, fragt Stelfox.
    »Ach, das sind nur Gus und

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