Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
ganze Zeit über freundlich behandelt und sogar einen Filmproduzenten vor die Tür gesetzt hat, der sich darüber beschwerte, dass Gus eines Tages komatös am Pool lag. Es gibt zwei orte, wo alle gleich behandelt werden, dachte Jesus, im Himmel und in richtig, richtig guten Hotels.
»Mann«, sagt Kris, als der neue Bus die Auffahrt zum Sunset Strip hinunterrollt, »es fällt mir schwer, hier auszuziehen. «
Das Finale von AMERICAN POP STAR findet an diesem Samstag ohne seinen größten Star statt. So viele Zuschauer wie noch nie schalten ein und erleben, wie Garry über Jennifer Benz triumphiert (größtenteils wegen seines bemerkenswerten Auftritts mit Jesus in der vergangenen Woche). Doch angesichts der Ereignisse in der vergangenen Woche gilt die Show als »eine der größten Enttäuschungen der Fernsehgeschichte. Buchstäblich Hamlet ohne den Prinzen.« Jesus freut sich für Garry und darüber, was das Geld für seine Familie bedeutet. Und bei dem Gedanken daran, wie Stelfox sein Büro kurz und klein schlägt, weil er jetzt die Pläne für
Jennifers Weihnachtsalbum vergessen kann, muss Jesus still in sich hineinlachen. Unterdessen sind sie bereits auf dem Weg gen Osten. Los Angeles verschwindet hinter ihnen unter seiner schwitzenden Smogkuppel. Kris sitzt am Steuer und singt mit Willie Nelson »On The Road Again«, das aus der erstklassigen, neuen Anlage schallt. Sie fahren Richtung Arizona - auf der Suche nach dem weiten flachen Land.
»Hey«, sagt Morgan. »Was ist das Letzte, das man hören will, wenn man Willie Nelson einen geblasen hat?«
»Keine Ahnung«, sagt Kris über die Schulter hinweg und behält die Straße im Auge.
»Ich bin nicht Willie Nelson«, sagt Morgan.
FÜNFTER TEIL
PARADISE, TEXAS
»Had enough of all this concrete Gonna get me some dirt-road backstreet.«
GUY CLARK
1
N A LEUTE, IST DAS WAS? DAS NENN ICH EINE AUSSICHT! « Das waren die Worte des Maklers gewesen, als sie vor fast einem Jahr auf diesem Felsvorsprung gestanden und einen Blick hinunter ins Tal geworfen hatten. Schon damals, an jenem Dezembermorgen, konnte man die Aussicht nicht weniger als spektakulär nennen. Jetzt, in der schwelenden Hitze eines frühen Septembernachmittags, ist sie sogar ... nun ...
»Heilige Scheiße, Dad«, sagt Jesus und prostet mit seinem Bier dem Tal zu. »Du hast den Dreh echt raus.« Das kalte Bier schmeckt metallisch. Er zündet sich einen Joint an. Mann, diese Ernte - ihre erste - war ... also, natürlich nichts gegen das Gras im Himmel, aber trotzdem, diese Ernte war »der Hammer«, wie Morgan es formuliert hatte. Jesus schiebt sich seinen Hut über die Augen, streckt sich auf dem Felsen aus und denkt nach. Wie Dad sagte: Wenn man ständig im Büro sitzt, spielt man immer bloß Feuerwehr. Es ist wichtig, regelmäßig vor die Tür zu kommen, um den Kopf freizukriegen, oder besser noch, ihn mal so richtig durchzupusten und den Ideen freien Lauf zu lassen. Genau deshalb kam JC auf diesen Felsen mit Blick gen Westen.
Der Collard Creek schlängelt sich von ihm weg, ganz bis zu den Feuchtwiesen am westlichen Ende ihres Grundstücks, fast drei Meilen entfernt. Am Ufer des kleinen Flusses wachsen
Wacholder, Buscheichen, Lebenseichen, Mesquitebäume und Steinkiefern. Der Wald da unten bei den Wiesen ist ein gutes Jagdgebiet. Es gibt dort Weißwedelhirsche, Schuppenwachteln, Wasservögel, hin und wieder ausgewilderte Hausschweine und Truthähne. Claude hatte ihnen gezeigt, wie man Truthähne fangen konnte, und inzwischen hielten sie eine Handvoll in einem kleinen Stall drüben bei der Farm. »Die Viecher sind lecker«, hatte Claude versprochen. Und als er einen der Vögel in einem Erdloch gegart hatte, konnten sie sich davon überzeugen. Sie schlemmten den Braten unter den Sternen mit ein paar Kartoffeln.
Zu seiner Linken, an der südlichen Grenze ihres Besitzes, befindet sich der »Big Lake«, wie der kleine Miles den über drei Kilometer langen und etwa vierhundert Meter breiten See von der Form eines geknickten Arms originellerweise getauft hat. In der kühlen Tiefe unter seiner silbrig in der Nachmittagssonne schimmernden Oberfläche kreisen die fetten Barsche und Welse. Big Bob und Morgan - begeisterte Angler - wandern oft schon frühmorgens mit ihren Ruten und Ködern hinüber. Der Big Lake ist so groß, dass man darauf Wasserski laufen kann, auch wenn JC es selbst noch nicht probiert hat. Manchmal hört man am Nachmittag Beckys vergnügtes Quietschen, wenn sie sich von Pete oder Kris mit
Weitere Kostenlose Bücher