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Gott Braucht Dich Nicht

Gott Braucht Dich Nicht

Titel: Gott Braucht Dich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Maria Magnis
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reingelassen?
    Manche, nein, fast die meisten vom philosophischen Ballett sind sich einig, es könne gar keine Geschäftsleitung geben angesichts dieses Desasters.
    «Das Schauspielhaus hat sich selbst gebaut!», ruft jetzt einer, während er sich die Ohren zuhält, weil der Clown ohrenbetäubende Knackgeräusche von sich gibt, während er nickt. «Der hier», er zeigt auf den Clown, «der hat sich daraus entwickelt, das ist ganz normal, das gehört zu dem Bauwerk.»
    Für Sekunden wird es still, der Clown verwandelt sich in einen Stuhl mit rotem Samtbezug und steht unbewegt mitten auf der Bühne. «Ach so», sagen erleichtert manche in den hinteren Reihen und setzen sich wieder. Das Pausenfräulein kommt vorbei und verteilt Schnäpse. Die Scheinwerfer sind auf die Ballettdamen gerichtet. Der Stuhl steht still im Schatten. Sie tippeln auf Spitzenschuhen zu ihm. Die Erste hebt ihn hoch, hält ihn über den Kopf, macht dabei eine Pirouette, reicht ihn der Nächsten und so weiter, und alle nicken und nicken und nicken. Die Kinder, die eben noch in den ersten Reihen weinten, klatschen jetzt begeistert. Vielleicht, weil ihre Mütter sie dazu animieren. Alle sind ganz erleichtert. Nur ein Stuhl. Und dann knallt’s aber fürchterlich, weil der Stuhl geplatzt ist. Der soll nicht platzen können? Doch. Das kann er, weil er Backen hat, die er aufblasen kann, und nicht nur, weil er es kann, sondern weil er es will, weil es ihm vielleicht Freude macht, bunte Papierschnipsel durch die Luft rieseln zu lassen und wieder da zu sein.
    Die Ballettdamen haben sich sehr erschrocken darüber, dass das sich selbst bauende Theater mit seinem aus Stuhl geschlüpftem Clown sich so unvorhersehbar benahm. Ach was – benahm –, es hat ja keinen Willen. Die Ballettdamen halten kurz die Hände vor die Münder, reißen die Augen auf und klimpern mit den Lidern.
    Aber anstatt sich nun, so weit es geht, zurückzuziehen, konsequenterweise Nägel kauend in der Ecke zu sitzen und Drogen zu nehmen, bis es aufhört, fangen sie noch höher an zu springen und zeigen auf den Clown – nicht, dass sie klatschen würden, nein, sie hassen ihn ja, aber sie versuchen jetzt singend und mit viel Armeinsatz, den Leuten im Publikum zuzurufen, dass es « keine Geschäftsleitung gibt – wegen dem da» (das ist ihnen wichtig, das gibt ihnen vielleicht Sinn, wir wissen es nicht genau), und bilden einen kleinen Kreis um ihn, um auf ihn zu zeigen. Die Kinder weinen wieder, und die Mütter halten sie und beten in ihre Ohren: «Es ist doch nur ein Stuhl. Du hast dich sehr erschrocken, aber es ist doch nur ein Stuhl. Du musst nicht weinen.» Und die Kinder sagen: «Doch. Der ist gemein.»
    Ein Priester hängt im Kronleuchter – wir wissen nicht, ob er evangelisch oder katholisch ist –, einen weißen Kragen hat er, den reißt er sich vom Hals und wedelt damit in der Luft: «Was ist das für eine Geschäftsleitung, liebe Gemeinde? Was ist das für eine Geschäftsleitung, die so etwas zulässt?» Seine Stimme bebt, und pathetisch will er seine Fäuste zum Himmel richten, rutscht dabei vom Kronleuchter ab, wird aber von seiner Gemeinde da unten aufgefangen und gestreichelt.
    Das gefällt dem Clown sehr. Er pustet seine Backen auf und schielt, stemmt die Fäuste so in die Seite, dass sich alle Muskeln anspannen, und über seine Stirn läuft in neongrüner Werbeschrift «Fels». Und man hört es im Publikum, wie manche das lesen, leise: «Werner, siehst du was da steht? Watt is’ der? F-E-L-S», und es beginnt, sie zu interessieren. «Ach ja, doch. Mhm», und nicken leicht verständig.
    «Was ist das für eine Geschäftsleitung? Warum schreitet die nicht ein», flüstert der Priester in seiner Gemeinde leise kopfschüttelnd, und einer der Frömmeren unter ihnen sagt: «Vielleicht ist sie krank?» Und «Jaaa!» schreit der Priester und klettert wieder am Seil hinauf, um in seine Kronleuchtergondel zurückzukehren. «Das ist es, verehrtes Publikum!» (Jetzt spricht er schon zum ganzen Publikum, obwohl es sich gar nicht dafür interessiert, was der Mensch da oben in der Gondel sagen will.) «Das ist es! Die Geschäftsleitung ist krank! Die kann da nichts tun. Sie ist mitten unter uns, in einem jeden von uns. Im Bruder, im Nächsten. Ein Opfer wie wir. So klein hat sie sich gemacht. Ein Leidender, ein Opfer wie wir!», und viele nicken traurig und sagen es weiter, andere im Publikum wollen ihn vom Kronleuchter herunternehmen.
    Ich überlege, ob ich mich da engagieren

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