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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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von Kokosnussöl wahrzunehmen, was vage Erinnerungen an warme Sommertage am Strand weckte. Er und Butts standen am Rande der Menge, ganz in der Nähe des schmiedeeisernen Eingangstores zum Park.
    Der Anblick der Menschenmasse ließ Lee unwillkürlich an die sensationsgierige Meute bei öffentlichen Hinrichtungen denken. Er wusste, dass die meisten anwesenden Menschen glaubten, der Schlitzer sei keine direkte Gefahr für sie selbst, und dass sie einfach aus Spaß an der Freude hier waren. Ach, guck, Harriet, der Bürgermeister gibt eine öffentliche Pressekonferenz. Schnapp dir die Kinder, und los geht ’ s.
    »Ist das ein aufgeblasener Schaumschläger, oder was?«, fragte Butts und kaute auf seiner Laugenbrezel herum.
    »Wir werden’s gleich erfahren«, entgegnete Lee.
    Der Bürgermeister hob die Arme, und das Getöse der Menge wurde langsam leiser. Er ließ seinen Blick über die unzähligen Gesichter schweifen, die ihn erwartungsvoll ansahen, in der Hoffnung, er möge sie erneut mit wohltuenden Worten des Trostes aus der Krise führen und wieder einmal für Ruhe und Ordnung im Chaos sorgen. Dann wurde die Menschenmasse so still, dass Lee hören konnte, wie der Wind durch die Wolkenkratzerschluchten von Lower Manhattan rauschte.
    Eine Böe zerzauste das dünne Haar des Bürgermeisters. Er versuchte es mit der Hand wieder zu richten, dann gab er den Versuch auf, griff stattdessen nach dem Mikrofon, tippte mit der Fingerspitze dagegen und prüfte so die Einsatzbereitschaft des Gerätes. Nach einem lauten Knacken ertönte das enervierende Jaulen einer Rückkopplung aus der Lautsprecheranlage. Hastig fuhren die Tontechniker die Regler etwas herunter. Der Bürgermeister räusperte sich. Es schien, als rückte die Menge erwartungsvoll noch ein Stück näher an ihn heran, um auch ja keines seiner Worte zu verpassen.
    »Liebe Mitbürger«, begann er und brachte den Mikrofonständer in die richtige Position, »hinter uns liegt die größte Herausforderung in der Geschichte unserer einmaligen Stadt. Was sich vor fünf Monaten ereignet hat, war der Beweis dafür, dass New York wahrhaftig die großartigste Stadt der Welt ist.«
    Er wartete, bis die Beifallswelle verhallt war. »Nun fordert uns der Terrorismus erneut heraus, wenn auch auf andere Art – diesmal durch die grausamen und unmenschlichen Verbrechen eines einsamen, geistig gestörten Einzelgängers. Aber unsere großartige Stadt hat den heimtückischsten Angriff überlebt, der jemals auf amerikanischem Boden stattgefunden hat, und wir werden vor den üblen Taten eines Psychopathen weder zurückweichen noch ihnen wie gelähmt zusehen!«
    Wiederum ließ er eine Pause für den Applaus. »Aus diesem Grund«, fuhr er fort, »habe ich eine Sonderkommission ins Leben gerufen, die diesem sogenannten Schlitzer ein für alle Mal das Handwerk legen wird.«
    Noch mehr Applaus. Hinter dem Bürgermeister stand Chuck Morton und machte ein finsteres Gesicht. Er trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, hüstelte und ließ seinen Blick umherschweifen. Als der Bürgermeister ihm kameradschaftlich auf die Schulter klopfte, während er das Team vorstellte, versteifte Chuck sich noch mehr. Sein aufgesetztes Lächeln konnte Lee nicht täuschen. Es war offensichtlich, dass Chuck den Bürgermeister nicht mochte und ihm die Sache nicht schmeckte. Aber falls der Bürgermeister es auch bemerkte, so ging er professionell darüber hinweg.
    »Ich bin überzeugt, dass diese Eliteeinheit unter Captain Mortons Leitung diesen skrupellosen Verbrecher bald dingfest machen wird«, erklärte der Bürgermeister.
    »So, so, eine Eliteeinheit ?«, murmelte Butts kaum hörbar. »Den muss ich meiner Frau erzählen.«
    »Was bedeutet denn das jetzt für unsere Arbeit?«, wollte Lee wenig später von Chuck wissen, während sie zusammen mit Butts langsam in Richtung Downtown gingen. Die untergehende Sonne tauchte die Straßen und Plätze in ein warmes, goldenes Licht.
    »Gar nichts. Mehr Papierkram, mehr Druck vom Büro des Bürgermeisters, aber im Grunde ist es bloß ein politisches Manöver. Er will verhindern, dass das FBI sich einmischt, also plustert er die Federn auf und stolziert ein bisschen über den Hof.«
    »Kriegen wir irgendwelche Neuzugänge?«, erkundigte sich Butts.
    »Nicht, wenn ich’s verhindern kann«, entgegnete Chuck.
    »Das Einzige, was mich im Moment interessiert, ist, wo zur Hölle Nelson steckt!« Chuck schaute Lee ernst an. »Macht er das öfter, einfach so von der Bildfläche

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