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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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kaum noch etwas sehen konnte. Er holte tief Luft und ging durch die Nacht davon.

    Als Nächstes war Eddies Buchmacher dran – wer das war, hatte Lee ebenfalls von Diesel und Rhino erfahren. Was er dort herauszufinden hoffte, wusste er selbst nicht, aber er schuldete es Eddie, dass er nichts unversucht ließ.
    Die Wohnung des Buchmachers befand sich in Clinton, im Erdgeschoss eines simplen fünfstöckigen Gebäudes, in dem auf engstem Raum arme Einwandererfamilien und seit dem Imagewandel des Viertels auch erfolglose Schauspieler und Schriftsteller wohnten.
    Der Zustand des Hauses verriet die Gleichgültigkeit des Vermieters gegenüber diesen Leuten. Auf dem schlecht beleuchteten Korridor zog es. Die Wände waren blassgelb und hatten seit Jahren keine frische Farbe gesehen. Die Kacheln auf dem Boden waren fleckig und abgeplatzt. Lee klopfte an die Tür der Wohnung 1c und wartete. Nach einem Moment schob jemand das Metallplättchen vor dem Spion beiseite.
    »Ja?« Die heisere Stimme des Mannes klang misstrauisch.
    »Hallo, ich bin ein Freund von Eddie Pepitone.«
    »Ach ja?«
    »Er hat kürzlich bei Ihnen auf ein Pferd namens ›Schlüssel zum Himmelreich‹ gesetzt. War eine Dreierwette.«
    »Stimmt, und sein Pferd hat gewonnen.«
    »Ich muss wissen, ob er mit Ihnen darüber gesprochen hat.«
    »Warum fragen Sie ihn das nicht selbst?«
    »Kann ich nicht.«
    »Warum?«
    »Er ist tot.«
    Es folgte ein längeres Schweigen. Lee hörte, dass in der Wohnung etwas vor sich hinbrutzelte. Ein ranziger Geruch drang auf den Flur.
    »Wer sind Sie überhaupt?«, fragte die heisere Stimme hinter Tür anklagend.
    »Ich möchte nur kurz mit Ihnen reden.«
    Lee hörte, wie diverse Schlösser geöffnet wurden. Die Tür ging einen Spalt breit auf, war aber immer noch durch eine vorgelegte Metallkette gesichert. Lee roch Schinkenspeck und Bratkartoffeln. Ein blutunterlaufenes Auge spähte hinter der Tür hervor.
    »Sind Sie ein Bulle?«
    »Nein«, log Lee. »Ich bin bloß ein Freund von Eddie und will herausfinden, wer ihn ermordet hat.«
    »Scheiße«, sagte der Mann. »Sie wollen mich echt nicht verarschen? Jemand hat Eddie kaltgemacht?«
    »Das nehme ich jedenfalls stark an. Ich muss nur eins wissen. Hat er mit Ihnen darüber gesprochen, dass sein Pferd gewonnen hat?«
    »Ja, er meinte, er kommt vorbei und holt sich sein Geld ab, aber dann ist er nicht aufgetaucht – ich dachte, ihm ist was dazwischengekommen.«
    »Wann genau haben Sie denn zum letzten Mal mit ihm telefoniert?«
    »Lassen Sie mich mal überlegen … Am Montag. Sonntag war das Rennen. Ja, genau. Montag hat er hier ganz früh angerufen und gesagt, dass er herkommt. Ist er aber nicht. Na ja, dachte mir, der wird schon auftauchen. War ja ein hübsches Sümmchen. Fünftausend Dollar. Das Pferd hatte niemand richtig auf der Rechnung.« Er kniff die Augen zusammen. »Sind Sie etwa wegen der Kohle hier?«
    »Nein, behalten Sie das Geld. Das können Sie bestimmt gebrauchen. Haben Sie eine Ahnung, wie Eddie auf das Pferd gekommen ist?«
    »Komisch, dass Sie danach fragen. Eddie war abergläubisch. Er hat immer aus ganz merkwürdigen Gründen auf irgendwelche Pferde gesetzt.«
    »Ach ja? Was denn für welche?«
    »Tja, weiß nicht so genau. Vor ein paar Jahren zum Beispiel hat meine Tochter ein Kind bekommen, und Eddie hat auf das Pferd gesetzt, das den gleichen Namen wie das Baby hatte. Solche Sachen eben. Er hat gedacht, das Universum würde ihm kleine Tipps geben. Ich weiß, das klingt irre, aber es hat gar nicht selten funktioniert.«
    Lee hielt das Rennprogramm hoch. »Und ›Schlüssel zum Himmelreich‹? Was hatte es damit auf sich?«
    »Wenn ich das nur wüsste. Aber er war sich seiner Sache äußerst sicher.«
    »Okay«, sagte Lee. »Danke für Ihre Hilfe.«
    »Aber ich habe Ihnen doch gar nicht geholfen.«
    »Oh doch, das haben Sie«, versicherte Lee und wandte sich zum Gehen.

KAPITEL 52

    »Eddie Pepitone hat sich nicht selbst umgebracht«, verkündete Lee, als er Chuck Mortons Büro betrat. Es war Montagmorgen, kurz nach acht, und Chuck saß gerade bei seiner ersten Tasse Kaffee.
    »Jetzt mal schön langsam – wer ist tot? Von wem sprichst du überhaupt?«
    Lee berichtete ihm die ganze Geschichte.
    »Dann war dein Freund auch der Informant, der dich zu dem Obdachlosen geführt hat?«, fragte Chuck.
    »Ja, genau der.«
    »Oh, Lee, das tut mir wirklich leid für dich. Aber wieso bist du so sicher, dass ihn jemand vor die U -Bahn gestoßen hat? Er könnte doch

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