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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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genauso gut gestolpert und auf die Schienen gefallen sein? Passiert nicht selten.«
    »Nein«, widersprach Lee. »Eddie hatte Angst vor Zügen. Er hätte nie so dicht an den Gleisen gestanden.«
    »Und du meinst, Selbstmord kommt nicht infrage, weil er kurz zuvor noch beim Pferderennen gewonnen hatte?«
    »Exakt. Aber es geht noch weiter. Ich glaube, dass der Schlitzer etwas mit diesem Mord zu tun hatte und dass der Name des Pferdes, auf das Eddie gesetzt hat, des Rätsels Lösung ist.«
    »Von welchem Rätsel?«
    »Kurz vor seinem Tod hat Eddie mich noch angerufen und angekündigt, dass er etwas herausgefunden habe, was für unseren Fall relevant sei. So, wie Eddie tickte, habe ich Grund zu der Annahme, dass der Name des Pferdes uns einen Hinweis darauf geben kann.«
    »Und was sollen wir deiner Meinung nach jetzt machen?«
    »Als Erstes kannst du der Liste der Opfer ein weiteres hinzufügen, wenn wir den Schlitzer endlich geschnappt haben. Und wenn wir herausfinden, was Eddie wusste, könnte uns das diesem Ziel ein ganzes Stück näher bringen.«
    Chuck rieb sich das makellos rasierte Kinn. »Vielleicht wusste er ja gar nichts. Falls der Tod deines Freundes wirklich auf das Konto des Schlitzers geht, hat er ihn vielleicht nur deinetwegen umgebracht, als eine Art Botschaft an dich.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht, aber das glaube ich nicht.«
    »Er ist ein kranker Dreckskerl, zuzutrauen wäre es ihm.« Chuck legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. »Hör mal, mir ist es genauso ein Anliegen, ihn zu schnappen, wie dir. Aber du siehst aus, als hättest du die ganze Nacht nicht geschlafen. Geh nach Hause, und ruh dich ein wenig aus. Heute Nachmittag kommst du wieder her, dann trommel ich alle zu einer Besprechung zusammen. Und sollte ich vorher etwas herausfinden, rufe ich dich sofort an, okay?«
    Wie gewöhnlich hatte Chuck recht. Lee war nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, weil er die halbe Nacht versucht hatte, das Rätsel um Eddies Entdeckung zu lösen. Also ging er nach Hause, schluckte eine Schlaftablette und schlief sofort ein.
    Das Geheul der Alarmanlage von irgendeinem Auto draußen weckte ihn. Das Geräusch schlug ihm direkt auf den seit einiger Zeit empfindlichen Magen, und er spürte die alten Depressionssymptome wieder. Ihm war schwindelig, er konnte nicht klar denken, und seine Atmung ging flach und schnell. Seit Tagen wachte er nun morgens mit Magenkrämpfen und Verspannungen auf, die sich erst im Laufe des Tages lösten. Außerdem litt er unter Kopfschmerzen und einem steifen Nacken, der sich anfühlte, als hätte er sich dort etwas gezerrt.
    Reiß dich zusammen , befahl er sich selbst und versuchte, ruhig zu atmen. Dabei sah er auf den Kalender an der Wand gegenüber von seinem Bett. Fünfzehnter März. Hüte dich vor den Iden des März . Es war auf den Tag genau fünf Jahre her, dass seine Schwester spurlos verschwunden war.
    Falsch, natürlich musste Laura eine Spur hinterlassen haben, bisher war die nur nie gefunden worden. Aber das würde sich eines Tages ändern – zumindest musste er fest daran glauben. Und dennoch sank seine Hoffnung, wann immer sich ihr Verschwinden wieder jährte.
    Es klingelte an der Tür. Lee warf die Bettdecke zurück und sprang aus dem Bett. Sein Nacken war so steif, dass er kaum den Kopf drehen konnte. Auf dem Weg zur Tür wurde ihm grässlich übel. Er spürte, wie sich Dunkelheit über ihn senkte, rief aber noch: »Wer ist da?«
    Die Antwort kam ihm schon so vor, als würde er sie träumen.
    »Butts.«
    Dann verschlang die Schwärze ihn vollkommen, und er brach zusammen. Erst wehrte er sich noch dagegen, das Bewusstsein zu verlieren, dann aber trat er hinüber ins Reich des Vergessens.

KAPITEL 53

    Gedämpfte, weit entfernte Stimmen weckten ihn. Die Luft roch nach Franzbranntwein und Desinfektionsmitteln mit Zitronenduft. Er hörte das Summen von Geräten, und draußen im Flur hallten Schritte – das leise Quietschen von Gummisohlen auf gebohnerten Böden, das lautere Klacken von Lederabsätzen, vermischt mit dem Klappern von Essenswagen und gelegentlichem Gelächter. Ein Stück weiter den Korridor hinunter klingelte sehr beharrlich ein Telefon.
    Selbst mit geschlossenen Augen wusste Lee, dass er sich in einem Krankenhaus befand. Er zögerte noch, das Bewusstsein vollends wiederzuerlangen, weil er mit niemandem sprechen wollte.
    Er hatte das seltsame Gefühl, dass etwas auf seiner Brust hockte. Ein großes Tier – ein Bär vielleicht. Ja,

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