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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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spezifisch.«
    »Könnte man sogar unverwechselbar sagen?«
    »Ja.«
    »Einspruch!«, krächzte der Verteidiger und sprang auf. »Suggestivfrage!«
    »Na schön, Mr. Passiano – Ihrem Einspruch wird stattgegeben«, erwiderte der Richter, doch sein Tonfall bestätigte, was alle im Gerichtssaal wussten – das Kind war bereits in den Brunnen gefallen. Kathy Azarian war nicht nur eine gute Zeugin, sie war die Hauptbelastungszeugin der Staatsanwaltschaft, und Lee wusste, dass die Chancen des Angeklagten gleich null waren. Er lächelte leise und stahl sich aus dem Gerichtssaal.
    Als er auf den Gang hinaustrat, klingelte sein Handy. Lee suchte sich eine abgeschiedene Ecke neben den Toiletten, bevor er ranging. Er hasste es, in der Öffentlichkeit zu telefonieren, und empfand Leute, die es taten, als »ungehobelt«, wie seine Mutter es ausdrücken würde.
    »Campbell.«
    »Lee?« Es war Chuck Morton, und er klang nervös.
    »Ja. Chuck? Was ist passiert?«
    »Bitte, Lee, reg dich jetzt nicht auf –«
    »Was? Was ist los?«
    »Und ruf deine Mutter nicht an, bevor wir mehr wissen –«
    »Es geht um Laura, stimmt’s? Was ist passiert?« Lee hörte, wie seine Stimme schrill wurde, und er begann zu hyperventilieren.
    »Lee, beruhige dich. Es könnte sich als falscher Alarm entpuppen.«
    Sterne tanzten vor Lees Augen. Er zwang sich, tief durchzuatmen, bevor er hastig weitersprach. »Was habt ihr gefunden?«
    »Zwei Kinder haben im Inwood Park Knochen gefunden.«
    Der Inwood Park war kein besonders cleveres Leichenversteck, besonders wenn Laura in der Nähe ihrer Wohnung in Greenwich Village entführt worden war, überlegte Lee.
    »Wie kommt ihr darauf, dass es Laura sein könnte?«
    »Der Pathologe denkt, Alter und, ähm, Geschlecht könnten hinkommen, aber wir möchten – ähm, sie möchten – eine DNA-Analyse machen.«
    Lee zwang sich, wieder zu atmen, und gab sich alle Mühe, professionell zu klingen.
    »Keine Kleidung oder andere identifizierbare –«
    Chuck fiel ihm ins Wort: »Nein, nichts. Aber wenn wir DNA-Proben von dir und deiner Mutter nehmen könnten, dann –«
    »Ja, ich weiß, wie das läuft. Ich bin gleich da.«
    »Warte – ich bin nicht in meinem Büro – ich bin beim Leichenbeschauer.«
    »Okay. Bin unterwegs.«
    Er schaltete sein Handy ab und steckte es in seine Tasche, doch seine Hand war klamm und zitterte, und das Handy glitt ihm aus den Fingern und fiel klappernd auf den Boden. Es schlitterte über den gebohnerten Marmorboden und blieb schließlich zu Füßen von Dr. Katherine Azarian liegen.
    »Sie haben Ihr Handy fallen lassen«, sagte sie und hob es auf.
    »Äh, danke«, murmelte Lee und nahm es von ihr entgegen.
    »Gern geschehen«, sagte sie und ging weiter Richtung Damentoilette. In einer Hand trug sie einen cremefarbenen Mantel aus Schurwolle und in der anderen einen ledernen Aktenkoffer.
    »Ähm – warten Sie mal!«, rief er ihr hinterher.
    »Wie bitte?« Sie drehte sich mit misstrauischer Miene zu ihm um.
    »Bitte – bitte nur einen Moment. Ich bin ein Cop, ich habe bloß …« Lee angelte nach seiner Dienstmarke, versuchte verzweifelt, Dr. Azarian vom Weggehen abzuhalten.
    »Das wusste ich bereits«, sagte sie. »Sie brauchen mir Ihre Dienstmarke nicht zu zeigen.« Sie lächelte und entblößte dabei übernatürlich weiße Zähne. Sie glänzten wie glasiertes Porzellan, und Lee ertappte sich dabei, dass er sie anstarrte und seinen Blick nicht losreißen konnte.
    »Woher wissen Sie denn –«
    »Oh bitte«, sagte sie. »Ich habe lange genug mit Polizisten zu tun, um einen Cop auf hundert Meter Entfernung erkennen zu können.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Lee. »Ich habe Sie gerade im Zeugenstand gesehen und –«
    »Oh? Haben Sie an dem Fall mitgearbeitet?«
    »Nein, nein. Ich musste nur etwas Zeit totschlagen – aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich wollte Sie etwas fragen.« Im Flurlicht hatten ihre Augen die Farbe von gerösteten Mandeln, umrahmt von dichten, dunklen Wimpern. »Würden Sie – wären Sie vielleicht bereit, bei der Identifizierung einer Leiche zu helfen?«
    Sie legte ihren Kopf schief. »Na, das ist doch mein Beruf. Meinen Sie jetzt gleich?«
    »Sind Sie mit Ihrer Zeugenaussage fertig?«
    »Ja.«
    »Dann jetzt gleich – sofern Sie nichts anderes vorhaben.«
    Sie lachte. »Alles andere kann warten. Sie scheinen sehr darauf zu brennen, Ihre Antwort zu erhalten. Wo ist die Leiche?«
    »In der Gerichtsmedizin.«
    »Oh, tja, ich schätze, die hätten mich über

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