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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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den Tisch. Kathy goss sich scharfe Sauce auf das Huhn – eine Menge scharfe Sauce. Lee beobachtete erstaunt, wie sie den ersten Bissen nahm und ihn anstandslos herunterschluckte. Dann trank sie einen großen Schluck Bier und winkte der Kellnerin, damit sie ihr ein neues brachte.
    »Zumindest sind uns an dem Abend die Bilder erspart geblieben. Ein Glück. Keiner von uns hat danach viel geschlafen, aber wenigstens mussten wir das alles nicht sehen.«
    »Mit wem waren Sie unterwegs?«, fragte Lee und wurde leicht eifersüchtig, was ihm gar nicht gefiel.
    »Mit meinem Vater. Wir schnorcheln beide gern. Ich bin ein Einzelkind, und seit meine Mutter tot ist, haben wir ein noch engeres Verhältnis.«
    Sie sah ihn ernst an. »Finden Sie das merkwürdig?«
    »Nein, ich finde das schön.«
    Sie wollte sich etwas von dem Nudelgericht auftun und kippte dabei fast ihr Bier um. Kathy Azarian war unberechenbar, überlegte er. Trotz ihrer wissenschaftlichen Ausbildung und ihrer Professionalität, wenn es um ihren Beruf ging, war sie privat offen und lebenslustig. Was sie sagte, sagte sie mit Überzeugung und Leidenschaft. Er hätte ihr den ganzen Tag zuhören können.
    Plötzlich blitzte ein Gedanke in seinem Kopf auf: Wo Tod ist, ist auch Leben.
    Er konnte sich nicht erinnern, wo er das gehört hatte, aber als er nun in Kathy Azarians leuchtende Augen sah, begriff er, was damit gemeint war.

KAPITEL 35

    Sie blieben noch lange im Restaurant sitzen und waren schließlich die letzten Gäste. Lee spielte eher mit dem Essen auf dem Teller und bekam nur wenig herunter.
    Kathy hingegen hatte einen gesunden Appetit und wusste hervorragend mit Stäbchen umzugehen. Schließlich spießte sie ein Ananasstück auf und schob es sich zwischen die erstaunlich weißen Zähne.
    »Mmm, ich liebe frisches Obst zum Nachtisch.« Sie musterte Lees Teller. »Sie haben ja nicht viel gegessen.«
    »Ich habe nicht immer so großen Appetit.« Nach Lauras Tod hatte er sechs Monate fast gar nichts mehr gegessen und sich hauptsächlich von Proteinshakes ernährt, aber das behielt er lieber für sich.
    »Hmm«, sagte Kathy. »Wir müssen dafür sorgen, dass Sie ein bisschen zunehmen.«
    Sie findet mich zu dünn . Trotzdem, dass sie von wir sprach, war vielversprechend.
    »Nur keine Sorge, ich kann auch manchmal wahnsinnig viel auf einmal essen«, versicherte er.
    »Sie werden jetzt mir als Frau sicher nicht erzählen wollen, dass Sie essen können, was Sie wollen, ohne zuzunehmen, oder?«
    »Dass das keine gute Idee wäre, ist mir schon klar«, sagte er lachend. Er war dankbar, dass er den Abend mit ihr verbringen konnte. In ihrer Gesellschaft fühlte er sich unbeschwerter, und außerdem fand er Kathy Azarian aufregend.
    Lee schaute sich um. Die Restaurantangestellten saßen an einem Tisch zusammen und rollten Wantans. Er hatte das Gefühl, dass sie sich anstrengen mussten, um nicht zu ihm und Kathy herüberzusehen.
    »Ich glaube, diese armen Menschen sind nur noch unseretwegen hier. Wir sollten zahlen und gehen.«
    Er holte sein Portemonnaie raus, aber Kathy legte ihre Hand auf seine. »Das mache ich.«
    Unter ihrer Berührung wurde ihm heiß, und er fragte sich, ob ihr das auch so ging. Falls ja, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken, während sie ihr Portemonnaie aus dem kleinen schwarzen Rucksack holte. Sie zückte eine Kreditkarte und winkte damit nach der Kellnerin, die nickte und dann die Rechnung brachte.

    »Danke«, sagte Lee, als sie die engen schiefen Stufen zur fast vollständig verlassenen Straße hochgingen. Chinatown hatte seit den Anschlägen vom elften September gelitten. Der vorher mächtig fließende Strom von Dollars aus Touristenbörsen war zu einem schwachen Rinnsal versickert. Selbst der Bürgermeister hatte schon an die Bevölkerung appelliert, hier so viel Geld auszugeben, wie man eben erübrigen konnte.
    Draußen war es neblig. Die Temperaturen waren gestiegen während der letzten zwölf Stunden, und es nieselte. Lee und Kathy schlenderten durch den Regen zur U -Bahn.
    »Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich nicht hier war, als es passierte.«
    »Was hätten Sie denn schon ausrichten können?«
    »Zu dem Zeitpunkt wohl noch nichts. Meine Arbeit fängt gerade erst an. Ich gehöre zu dem Team, das die Toten identifiziert.« Sie seufzte tief. »Es gibt praktisch keine vollständigen Leichen – nur zerstückelte Teile.«
    Die beiden beobachteten einen Moment wortlos den Verkehr an der Canal Street. Lee schaute auf

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