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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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Füße bekam. Dabei versuchte er, die Stimme der Mutter aus seinem Kopf zu verbannen, doch wieder einmal gelang es ihm nicht.
    Samuel! Sam-u-el! Hörst du mich? Sie werden dir das Fleisch von den Knochen fressen, und du wirst für immer verdammt sein – gefangen in ewiger Pein! Dann kannst du Jesus nie wiedersehen und bist für immer aus Seiner Gegenwart verbannt. Vergiss das nicht, Samuel!
    Nein, er vergaß es nicht. Wahrscheinlich wäre das wirklich schlimm, nahm er an. Andererseits könnte es auch eine Erleichterung sein. Jesu Blick war so traurig und voller Leid. Samuel fühlte sich immer schlecht, wenn er den Gekreuzigten über dem Bett seiner Mutter betrachtete, das gemalte Blut, das aus seinen Wunden tropfte. Dabei kam es ihm jedes Mal so vor, als würde Jesus ihn um Erlösung anflehen, aber das ging doch nicht. Er hätte es so gern getan, aber Jesus war längst tot – man hatte Ihn vor langer Zeit umgebracht. Und dennoch hing Er dort über dem Bett seiner Mutter, und Seine schönen Augen flehten um Gnade – flehten ihn an, ihn, Samuel, dass er den Gekreuzigten von seinen Qualen erlösen möge.
    Samuel konnte zwar Jesus nicht mehr helfen, wohl aber diesen Mädchen. Er konnte sie befreien von ihren Sünden, damit sie auf immer gerettet waren.
    Er lächelte. Was er tat, musste einfach richtig sein, weil es ihn so glücklich machte. Er erlöste diese Mädchen aus der Sünde und bewahrte sie vor der Versuchung – und dem Bösen. Erlöse uns. Erlöse uns . Die Worte hallten in seinem Kopf wider. Vergib uns unsere Schuld . Heute Nacht würde er wieder an sein Werk gehen.

KAPITEL 44

    Sophia brauchte eine Zigarette. Sie wusste, dass Rauchen schädlich war, aber sie hätte jetzt alles gegeben für eine Zigarette. Sie saß an ihrem Schreibtisch im Wohnheim und versuchte, sich auf das aufgeschlagene Lehrbuch zu konzentrieren.
    Ihre Mutter hatte gesagt, sie solle sich bloß nicht einbilden, dass sie mit diesem »Hollywood-Quatsch« Geld verdienen könne, aber ihr Vater war stolz gewesen, als die New York University sie zum Filmstudium zugelassen hatte.
    »Sie hat Talent, Loretta, wart’s nur ab«, hatte er zu seiner Frau gesagt. »Und außerdem solltest du froh sein, dass sie ganz in der Nähe bleibt. So kann sie uns abends in Queens zum Essen besuchen.«
    Sophia hätte lieber weiter weg studiert, aber die NYU hatte einen guten Ruf, und sie war dankbar, dass man sie dort in ihrem Fach zugelassen hatte.
    Die meisten der anderen Studentinnen im Wohnheim schliefen bereits, während sie noch lernte. Sie versuchte sich auf ihr Buch zu konzentrieren, aber die Wörter und Buchstaben tanzten ihr vor den Augen. Sie konnte nur noch ans Rauchen denken.
    Schließlich gab sie auf. Leise, um ihre Mitbewohnerin nicht zu wecken, nahm sie ihre Zigaretten, zog Stiefel und Mantel an und schlüpfte aus dem Zimmer.
    Der frische Schnee glitzerte still auf der Straße, weich und weiß und unberührt, unbefleckt von den Abgasen der Motoren und dem Schmutz der Stadt. Als sie sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob, bemerkte sie, dass sie ihre Streichhölzer vergessen hatte. Sie fröstelte, zog den Mantel fester um sich und machte sich auf den Weg zum Laden an der Ecke LaGuardia Place.
    Die Straße lag verlassen da, dicke Schneeflocken wirbelten und tanzten im Schein der Straßenlaternen. Gefesselt von der magischen Stimmung der Nacht, hätte Sophia den Mann im Schatten des Wohnheims fast gar nicht bemerkt. Als er sie erblickte, trat er einen Schritt auf sie zu.
    »Brauchst du Feuer?« Seine Stimme war sanft, sein Gesicht noch halb im Schatten.
    »Ja, danke.«
    Es war das Letzte, was sie jemals sagen sollte.

KAPITEL 45

    Als das Telefon um sieben Uhr morgens schrillte, war Lee sofort wach. Er griff nach dem Hörer.
    »Hallo?«
    »Lee, Chuck hier.«
    »Oh Gott – noch eine?«
    »Ja.«
    »Wo diesmal?«
    »Old St. Patrick’s. Weißt du, wo das ist?«
    »An der Mulberry Street?«
    »Genau.«
    Die Kirche Old St. Patrick’s war ein wunderschönes denkmalgeschütztes Gebäude an der Ecke Mott und Mulberry Street, am Übergang von Chinatown zu Little Italy. Lee hatte das Gebäude zwar noch nie betreten, war jedoch schon unzählige Male daran vorbeigelaufen. Es lag fünfzehn Minuten Fußweg von seiner Wohnung entfernt.
    »Ich weiß, wo das ist«, sagte Lee.
    »Ich bin schon auf dem Weg«, sagte Chuck, »aber du wirst wahrscheinlich eher da sein.«
    »Okay. Irgendwelche Anweisungen?«
    »Nein, aber keiner soll etwas anfassen, bevor ich da

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