Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt
katholischen Kirche, Arbeitsverträge auf der Grundlage der Grundsätze abzuschließen, die Inhalt der Glaubens- und Sittenlehre sind. Ob die Arbeitsgerichte dem folgen, bleibt abzuwarten. Bisher entspricht es jedenfalls der gefestigten Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, dass die Grundsätze zum Inhalt des Arbeitsvertrages gemacht werden dürfen.«
»Mir ist es wichtig zu erklären«, sagt Ulrike Keller, »Verständnis zu wecken und für den Standpunkt der katholischen Kirche zu werben. Denn die meisten Eltern verstehen einfach nicht, dass wir als Kirche nicht der Mehrheit, sondern einem Höheren verpflichtet sind.« Die katholische Kirche könne auf bestimmte Dinge in ihren Arbeitsverträgen nicht verzichten, sonst werde sie profillos. »Sie ist einem Höheren verpflichtet. Das kann ich leider nur immer wiederholen: Die Kirche kann nicht die Ehe aufgeben, sie würde sich damit selbst auflösen.« Dann erklärt auch sie, warum gerade das Festhalten am Idealbild der Ehe für einen katholischen Christen so entscheidend ist. »Die Ehe ist für uns ein Abbild der Treue Gottes zu den Menschen. Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er für sie bis ans Kreuz gegangen ist. Er war absolut treu und diese Treue soll sich in der Ehe widerspiegeln.« Das gelte auch für Bernadette Knecht. »Wenn wir jetzt sagen, sie kann weiterhin als von ihrem Ehemann Getrennte und mit einem neuen Partner Zusammenlebende im Kindergarten arbeiten, dann widerspricht das ganz klar den Lehren der Kirche. Das ist leider nicht hinnehmbar. Sie kann so kein Vorbild mehr sein, für die Eltern nicht, für die Kinder nicht und auch nicht für ihre Kollegen. Zu sagen, Kirche muss barmherzig sein, ist das falsche Argument.« Ulrike Kellers Tonfall wird nun bestimmter. »Barmherzig hat Kirche zu sein, wenn jemand kommt und sagt, da habe ich einen Fehler begangen, das tut mir leid. Natürlich, im Johannesevangelium ist der oft zitierte Satz zu lesen: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Interessanterweise steht das gerade im Absatz zu der Ehebrecherin.« Allerdings werde dann aber immer der folgende Passus weggelassen. »Nämlich, dass Jesus, als alle weggegangen sind, zu ihr sagt: Gehe hin und sündige nicht mehr. Die Konsequenz hieraus wäre: Frau Knecht zieht sich zurück, kann ruhig getrennt von ihrem Ehepartner leben, aber eben ohne einen neuen Partner. Das wäre eine ganz andere Situation. Ich frage mich: Wenn Frau Knecht wirklich so katholisch ist, warum zieht sie dann nicht selbst die Konsequenzen?«
Die ganze Geschichte, sagt Ulrike Keller, zeige, dass man den Menschen wieder besser bewusst machen müsse, was die Ehe bedeute. »Die Kirche muss ihre Standpunkte wieder deutlicher und besser vermitteln. Regeln sind Stützen, das Rückgrat für den einzelnen Gläubigen und wenn das nicht von der breiten Masse getragen wird, ist das sehr traurig. Dann muss man sich als Kirche noch mehr ins Zeug legen, um den Glauben zu vermitteln, den Menschen zu erklären, worum es uns geht.« Sie wünsche sich jedenfalls, dass man die Türen nicht zuschlage. »Wir haben immer signalisiert: Wir sind gesprächsbereit.« Es müsse aber klar sein, dass die Kirche sich nicht auf einmal daran beteiligen könne, das Alltägliche zur Norm zu machen. Es sei das Wesen der Kirche, dass man sich einem Höheren verpflichtet fühle. »Das kann ich leider nur immer wiederholen.«
In der Stellungnahme der Kirchenvorstände an die Politik folgt auf den Teil über die Vertragsinhalte ein Wort zur Finanzierung. »Bei dieser Gelegenheit muss noch einem Vorurteil entgegengetreten werden, das die Presse aufgegriffen hat und das sich ebenfalls im Bürgerantrag findet, die Stadt Königswinter finanziere den Kindergarten mit hundertzwei Prozent. Dies würde bedeuten, dass die Kirchengemeinde einen Gewinn von zwei Prozent macht. Tatsächlich finanziert die Stadt Königswinter den Kindergarten mit hundert Prozent.« Das Missverständnis rühre daher, dass zwischen Betriebs- und Verwaltungskosten unterschieden werde und die Verwaltungskosten mit zwei Prozent der Betriebskosten geschätzt würden. »Ferner ist zu beachten, dass auch der Kirchengemeindeverband eigene Mittel für den Kindergarten Rauschendorf ausgibt. So ist seit dem letzten Sommer im Kindergarten Rauschendorf eine Praktikantin tätig, die Kosten in einer Größenordnung von 20 000 Euro trägt allein der Kirchengemeindeverband.«
»Außerdem«, sagt Ulrike Keller noch zu diesem Thema, »hat sich die
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