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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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nichts mehr. Ich verstehe. Zögern ist ja in Ordnung. Es zeigt, dass sie clever ist. Ich vertraue Sterblichen nie, wenn sie mir zu eifrig nachfolgen. Das heißt, sie nehmen die Verantwortung nicht ernst.«
    »Dann ist das also okay?«
    »Kommt drauf an. Habe ich ihre Erlaubnis, bei euch zu pennen?«
    »Ja.«
    »Hervorragend, aber nur um das Ganze offiziell zu machen, muss ich es auch von ihr hören. Hast du dein Handy greifbar?«
    »Der Akku ist leer.«
    »Schau noch mal nach.«
    Phil war nicht überrascht zu sehen, dass das Telefon inzwischen voll aufgeladen war. Er wählte und fragte nach Teri. Lucky nahm ihm das Handy ab, bevor sie abhob. Das machte Phil nervös. Sie wollte das Pech loswerden, aber er war sich dennoch nicht sicher, dass sie dieser Sache zustimmen würde. Ihr Verhalten war im Lauf der ganzen Angelegenheit unvorhersehbar gewesen. Erst dagegen, dann dafür. Dann dagegen. Wenn er ihr alles erklärte, war er sich sicher, sie würde Lucky in ihr Haus einladen. Deshalb wollte er zuerst mit ihr reden.
    »Teri«, sagte Lucky. »Wie geht’s?«
    Er wandte Phil den Rücken zu und ging außer Hörweite. Der knabberte an einem Stück Pizza und wartete. Das Gespräch dauerte länger als ein einfaches Ja gedauert hätte. Die meiste Zeit redete Lucky.
    Dann kam er zurück. »Super Neuigkeiten. Sie ist dabei.«
    Lucky überredete Phil, die Arbeit sausen zu lassen und den restlichen Nachmittag freizunehmen. Das sah Phil zwar nicht ähnlich, aber der Gott zwinkerte lächelnd, gefolgt von seiner typischen Fingerschnipp-Pistolenimitation, und Phil ertappte sich dabei, wie er zustimmte. Sie beendeten ihre Mahlzeit, dann spielten sie Videospiele.
    Für einen Gott wirkte Lucky ziemlich entspannt. Ein Teenager drängelte sich beim Wack-A-Mole vor. Lucky sagte nichts, aber Phil bemerkte, dass die Automaten danach die Spielmarken des Jungen schluckten. Phil fragte sich, ob das eine absichtliche Heimsuchung war oder nur ein Nebeneffekt des Unmuts, den der Wohlstandsgott empfand. So oder so war es nicht so schlimm, wie es hätte sein können – ein kleiner Kummer für eine kleine Verfehlung.
    Als sie gingen, sagte Lucky: »Das hätte ich fast vergessen. Macht es dir was aus, wenn ich dein Telefon benutze, um Tom zu sagen, dass ich ausziehe?«
    »Wird er aufgebracht sein?«, fragte Phil. »Nimmst du nicht sein Glück mit, wenn du gehst?«
    »Das mag ich an dir, Junge. Du denkst an die anderen. Die meisten anderen würden nicht einmal auf die Idee kommen. Ihr seid gute Menschen.«
    Phil lächelte. Es war nett, ein Kompliment zu bekommen, und da es von seinem Gott kam, gab das bestimmt ein paar Extra-Karmapunkte.
    »Mach dir keine Sorgen um Tom«, sagte Lucky. »Er wird einen Altar aufstellen. Ich ziehe aus, aber ich verlasse ihn nicht. Nicht im metaphorischen Sinn.«
    »Warum willst du überhaupt ausziehen?«
    »Tom ist ein guter Kerl«, erwiderte Lucky, »aber er wohnt in Varney, Wisconsin. Schon mal von Varney gehört?«
    »Nein.«
    »Eben. Das hat keiner. Es ist kein guter Ort für einen Gott, wenn man seine Popularität wiedergewinnen will. Außerdem gibt es dort nichts zu tun. Und der Käse … nicht so gut, wie man meinen möchte.«
    Lucky entfernte sich ein Stück, um seinen Anruf zu erledigen.
    Phil schlenderte hinaus und wartete, bis Lucky fertig war. Der Tag war schön. Er hatte ein gutes Gefühl, was die Zukunft anging. Sein Gott war zwar nicht glanzvoll oder allmächtig, aber Lucky schien ihm ein guter Gott zu sein. Weder richtend noch ein Schwächling, sondern lässig und pflegeleicht.
    Er trat in einen Kaugummi. Zuerst glaubte er, das Glück habe ihn verlassen, doch dann merkte er, dass ein Hundert-Dollar-Schein daran klebte. Er zog ihn ab. Der Kaugummi ließ sich auch leicht ablösen. Es ging bergauf.
    Ein Eichhörnchen huschte vor ihn hin. Das seltsame Tier war dunkelrot mit schwarzen Punkten. Es hatte große, blaue Augen. Ungewöhnlich groß, wie ihm schien. Aber Phil wusste nicht genug über Eichhörnchen, als dass er sich sicher gewesen wäre.
    Es klimperte mit den Wimpern und neigte den Kopf liebenswert schräg.
    »Hallo, Kleiner. Du bist aber ein netter Kerl!«
    Das Eichhörnchen stellte sich auf die Hinterbeine, lehnte sich an sein Bein und stellte die Ohren auf. Er beugte sich nieder, um seinen Kopf zu streicheln. Das Eichhörnchen biss ihm in den Finger, dass es blutete. Phil sprang zurück, und das winzige, gepunktete Raubtier kauerte sich nieder. Die Ohren angelegt. Den Schwanz gesträubt. Es knurrte

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