Gott im Unglück
gegangen. Zum Geier, meine Generation wollte die Dinge ändern. Wir wollten die Ketten Tausender Jahre an göttlicher Co-Abhängigkeit zerreißen.«
»Ich sage es dir ungern, aber diese Bewegung ist schon vor langer Zeit ausgestorben.«
»Ich weiß.« Teri seufzte. »Wusstest du, dass die aktive Huldigung laut den neuesten Umfragen in den letzten zehn Jahren um 20 Prozent gestiegen ist?«
»Nein, wusste ich nicht«, antwortete Janet.
Teri legte ihr matschiges Sandwich ab. Ihr war der Appetit vergangen. »Meinst du nicht, ich verrate meine Ideale?«
»Oh, du verkaufst dich, das schon. Wenn es dir dann besser geht – ich habe selbst mal daran gedacht, mir ein bisschen göttliche Gunst zu besorgen. Ich hab sogar mal auf eine Anzeige in der Zeitung geantwortet.«
»Und was kam dabei heraus?«, fragte Teri mit mildem Interesse.
»Nichts. Es hat sich herausgestellt, dass AFG für afrikanische Fruchtbarkeitsgöttin steht. Sie sagte, sie könne mir fünfzig Kinder garantieren.« Janet schauderte. »Ich mag Hosenscheißer zwar, aber so sehr dann auch wieder nicht.«
Jetzt hatte Teri vollends den Appetit verloren.
»Sei nicht so hart mit dir selbst«, sagte Janet. »Du kompromittierst ein bisschen deine Prinzipien. So läuft das eben. Das ist schließlich das wahre Leben. Es ist super, eine Studentin mit Idealen zu sein, aber man muss auch leben, oder?«
»Ja.« Teri klang nicht überzeugt.
»Es ist ja nicht so, als hättest du einen großen Gott gewählt, oder? Du opferst schließlich keine Rinder oder hörst auf, Milchprodukte zu essen oder sonst etwas Verrücktes. Oder?«
»Nein, ich denke nicht.«
»Er will nur bei euch wohnen. Also lasst ihn bei euch wohnen. Ich sehe das Problem nicht.«
»Jetzt klingst du wie Phil.«
»Dann solltest du auf uns hören«, sagte Janet. »So oder so kannst du ihm folgen, ohne mit dem Herzen dabei zu sein. Den meisten Göttern ist das ziemlich egal. Sie wollen nur ein bisschen Arschkriecherei, und schon sind sie glücklich.«
»Du schlägst also vor, dass ich ihm halbherzig folge.«
»Warum nicht? Betrachte es einfach wie einen Job, der dir nicht wichtig ist. Zieh den Kopf ein, tu das Minimum und mach dir nicht zu viele Gedanken. Euer Gott wird wahrscheinlich in ein paar Wochen wieder ausziehen. Dann habt ihr nicht viel mehr zu tun, als einen Altar zu pflegen. Wie schwer kann das sein?«
Teris Stimmung hob sich. »Glaubst du wirklich, er wird so bald ausziehen wollen?«
»Ich wette darauf. Du kennst doch die Götter. Sie langweilen sich ziemlich schnell. Und ich habe dich und Phil erlebt, Süße. Ihr seid nicht gerade das aufregendste aller Paare. Ein oder zwei Wochen, höchstens drei, dann geht euer Waschbärgott die Wände hoch.«
Teri war noch nie so froh gewesen, als langweilig bezeichnet zu werden. Ihr Appetit kehrte zurück. Sie konnte die Hälfte ihres durchgeweichten Sandwichs aufessen. Nach ihrem Mittagessen mit Janet fühlte sich Teri besser, auch wenn das Pech sie weiterhin plagte. Aber sie hatte es sich selbst zuzuschreiben. Und die Tatsache, dass Lucky nicht die Erde aufriss und sie ins ewige Höllenfeuer warf, zeigte doch, dass er kein so schlechter Gott war. Sie konnte diesen Pech-Sturm überstehen, bis Phil das Problem gelöst hatte.
Als sein Anruf endlich kam, war sie erleichtert. Lucky übernahm das Reden. Er war so damit beschäftigt, sich zu verkaufen, dass es drei Minuten dauerte, bis sie endlich eine Lücke erwischte, in der sie Ja sagen konnte.
»Super«, meinte er. »Dann sehen wir uns heute Abend. Wir hängen zusammen herum, lernen uns kennen. Das wird lustig.«
»Ja, da bin ich mir sicher.«
»Hervorragend. Bis dann!«
Sobald Lucky aufgelegt hatte, fühlte sie sich erleichtert. Sie sah furchtbar aus, und sie hatte keine Zeit, ihre Notizen zu suchen. Mit jedem Schritt in Richtung Meeting wuchs ihre Zuversicht. Jetzt hatte sie eine echte Chance. Sie betrat den Konferenzraum.
Er war leer.
Janet tippte Teri auf die Schulter. »Verlegt. Hast du die E-Mail nicht bekommen?«
»Mein Computer hatte Probleme«, sagte Teri.
»Dann hast du echt Glück gehabt, was?« Janet glättete Teris zerknitterten Kragen, und jetzt blieb er glatt. »Wenn ich es richtig sehe, ist euer Gott-Problem gelöst.«
Teri nickte.
»Cool«, sagte Janet. »Also, wann bekomme ich die Gelegenheit, ihn kennenzulernen?«
»Du willst ihn kennenlernen?«
»Machst du Witze? Du weißt doch, ich liebe Götter.«
»Zunächst einmal«, sagte Teri, »wusste ich das nicht. Du hast
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