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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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nicht auf! Ich werde hier nicht herumsitzen und zulassen, dass du mich umbringst!«
    Überrascht riss Syph die Augen auf. Es war das erste Mal, dass Bonnie Syph irgendwie anders als deprimierend resigniert erlebte.
    »Es muss einen Weg geben, das in Ordnung zu bringen«, sagte Bonnie. »Sterbliche haben auch früher schon erfolgreich die Götter herausgefordert.«
    »Nicht sehr lange. Das Zeitalter der Sagen ist schon eine Weile vorbei. Ein Jammer. Das waren noch Zeiten.«
    Syph lächelte und seufzte wehmütig. Bonnie wappnete sich gegen einen weiteren toten Vogel oder den eisigen Wind oder eine symbolische spontane Selbstentzündung. Stattdessen bewegte sich die dunkle Wolke, die die Sonne verbarg, zur Seite und erlaubte es ein paar warmen Strahlen, auf Bonnie und ihre Göttin herabzuscheinen. Der Augenblick dauerte nicht lange. Die Wolke sprang sofort wieder an ihren Platz vor der Sonne, und eine Küchenschabe kroch unter Bonnies Burgerbrötchen hervor.
    Sie schnippte sie weg. »Was ist gerade passiert?«
    »Hmmm?«
    »Ich fühle mich plötzlich besser.« Bonnie biss von einer Fritte ab. Es war immer noch geschmacksneutral, aber da war jetzt doch ein kleines bisschen Knusprigkeit. »Und du auch. Leugne es nicht. Ich habe dich lächeln sehen.«
    »Vielleicht habe ich das getan. Darf ich nicht ab und zu mal lächeln? Muss ich immer mürrisch sein?«
    »Ich weiß nicht, musst du? Du bist die Göttin der Tragik und Hoffnungslosigkeit, oder nicht?«
    »Das war ich nicht immer.« Syph sprach leise und peinlich berührt. »Vor langer Zeit … na ja, das ist wohl jetzt nicht mehr wichtig.« Sie sank in sich zusammen, und ein Riss erschien in der Scheibe. »Ist nicht der Rede wert.«
    Da war sich Bonnie nicht so sicher.
    »Götter können ihren Zuständigkeitsbereich ändern?«, fragte sie. »Ich hätte nicht gedacht, dass ihr das könnt.«
    Syph nickte.
    »Warum änderst du dich dann nicht einfach? Du bist doch offensichtlich nicht besonders glücklich als Göttin der Tragik.«
    »So läuft das nicht. Ich kann nicht beschließen, mich zu ändern. Ich kontrolliere das nicht.«
    »Wie?«
    »Es ist nicht wichtig. Ich möchte lieber nicht darüber sprechen.«
    »O nein. So leicht kommst du mir nicht davon!«
    Überrascht zog Syph die Augenbrauen hoch.
    »Das ist so lange her, ich erinnere mich kaum noch daran, als ich nicht die war, die ich jetzt bin.« Ein widerstrebendes Lächeln ging über Syphs Gesicht. Die Wolke rückte beiseite und ließ die halbe Sonne scheinen.
    Bonnie biss in ihren Burger, nachdem sie ihn auf Schaben untersucht hatte, und entdeckte, dass er nicht absolut furchtbar war. Er war zwar nicht gut, aber sie hatte auch nicht das Bedürfnis, ihn auszuspucken. Sie klammerte sich an jede mögliche Lösung ihres Göttinnenproblems. Zumindest linderte es ihr Leiden, wenn sie Syph dazu brachte, darüber zu sprechen. Das musste etwas zu bedeuten haben.
    »Du hast mich da hineingezogen«, sagte Bonnie. »Du schuldest mir was.«
    »Ich wüsste nicht, warum das relevant sein sollte.«
    Bonnie lächelte freudlos. »Sei so nett.«
    Syph dachte kurz darüber nach. Es musste ihren Tag versüßt haben, denn die Wolke verpuffte.
    »Das ist lustig. Bis jetzt hat mich noch nie jemand danach gefragt. Es hat keinen jemals interessiert.«
    Bonnie interessierte es auch nicht. Zumindest die Göttin selbst nicht. Aber wenn Syph sich dadurch besser fühlte und Bonnies Leben dabei besser machte, war sie absolut bereit mitzuspielen. Sie tätschelte über den Tisch hinweg Syphs Hand. Die war kalt, aber nicht mehr so kalt wie vorher.
    »Du würdest es mir nicht zutrauen, wenn du mich jetzt siehst«, sagte Syph, »aber einst war ich die Göttin der Liebe. Ich brachte allen um mich herum nur Freude und Hoffnung, machte die Welt zu einem schöneren Ort. Alles, was ich berührte, wurde durch meine Anwesenheit erhellt, und meine Gunst wurde von Königen und Bauern gleichermaßen begehrt.
    Doch mein Einfluss endete nicht bei den Sterblichen. Mir wurde von den besten Göttern der Hof gemacht. Die mächtigsten Gottheiten suchten meine Gesellschaft. Es gab keinen Gott, den ich nicht allein mit einem prüden Lächeln und einem koketten Seitenblick verführen konnte.«
    Bonnie musterte die farblose, eisige Göttin, die ihr da gegenübersaß. Es war schwer vorstellbar.
    »Und ich bin mit ihnen allen ausgegangen«, sagte Syph. »Vom unbedeutendsten Sterblichen bis zum mächtigsten der Göttlichen. Ich habe meine Freude fröhlich und sorglos über

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