Gott im Unglück
mögliche Konfrontation auf die Mittagspause verschieben. Teri war sich nicht sicher, ob Janet an ihrem üblichen Tisch warten würde, aber sie war tatsächlich da und blickte unschuldig drein.
»Hi, Süße.«
Teri knallte ihr Tablett auf den Tisch. »Du hattest Geschlechtsverkehr mit meinem Gott!«
»Ja?«, sagte Janet. »Und?«
»Sex. Mit meinem Gott.«
»Ist das ein Problem?«
Teri fiel der Unterkiefer herunter.
»Ich versteh nicht, wo das Problem sein soll«, sagte Janet.
Teri versuchte, es in Worten auszudrücken, aber ihr wurde klar, dass sie selbst nicht wusste, was das Problem war.
»Ich halte es einfach nicht für eine gute Idee«, sagte sie schließlich.
»Warum?«
»Weil er mein Gott ist. Das könnte die Sache verkomplizieren.«
Janet lachte. »Oh, Süße, du bist wirklich neu im Geschäft, oder? Es ist nicht kompliziert. Das ist eines der Dinge, die ich an Sex mit Göttern liebe: keine Verpflichtungen.«
»Warte mal.« Teri senkte die Stimme. »Du hast das schon mal gemacht?«
»Klar. Ständig.«
»Ständig?«
»Na ja, nicht ständig.« Janet zählte an den Fingern ab. »Sechs Mal.«
Teri beugte sich vor. »Ist das nicht gefährlich?«
»Ich bin vorsichtig. Ich schütze mich. Es ist mir egal, ob Yochipilli höchstpersönlich mir erscheint, von oben bis unten eingeölt und bereit für eine Nacht sinnlicher Genüsse – ohne Gummi keine Liebe. Das ist mein Grundsatz.
Aber wenn du dich dann besser fühlst, verspreche ich, ihn nicht wiederzusehen«, erklärte Janet.
»Danke.«
Teri hatte Mühe, das alles zu erfassen.
»Was, wenn er dich wiedersehen will?«
»Da musst du dir keine Sorgen machen, Süße«, sagte Janet. »Götter beherrschen die Kunst des Gelegenheitssex schon seit Tausenden von Jahren. Lucky war eine einmalige Sache. Er sagte zwar, er werde anrufen, aber das tun sie nie.«
Ihr Handy klingelte. Janet entschuldigte sich, um ranzugehen. Zwei Minuten später kam sie zurück und setzte sich.
»Also, das ist jetzt unangenehm.«
»Was?«, fragte Teri. »Was ist los?«
Janet schlürfte mit einem schuldbewussten Blick ihre Limo.
»O nein«, sagte Teri. »Das war er! Er war es, oder?«
Janet wandte den Blick ab und nickte.
»Du hast eben gesagt, sie rufen nie an! Eben hast du es gesagt! Sie rufen nie an!«
»Tun sie auch nicht.«
Teri sah sie wütend an.
»Tun sie nicht! Normalerweise nicht. Bis jetzt noch nie.« Janet lächelte. »Ich bin genauso überrascht wie du.«
»Meinetwegen. Ist ja egal«, sagte Teri. »Was hast du ihm gesagt? Ich hoffe, du hattest eine gute Ausrede parat.«
Janet kaute auf ihrer Unterlippe.
»Du hast ihm gesagt, du kannst ihn nicht wiedersehen, oder?«, fragte Teri. »Oder?«
»Na ja …«
»Du hast dich noch einmal mit ihm verabredet?«
Janet nickte. Einmal. Sie schlürfte an ihrer leeren Limo.
»Ich fass es nicht. Du hast versprochen, ihn nicht wiederzusehen. Du hast es versprochen!«
»Und ich habe es ernst gemeint«, sagte Janet, »aber dann habe ich darüber nachgedacht. Wäre es nicht besser, wenn ich noch ein- oder zweimal mit ihm ausgehe, bis er gelangweilt von mir ist, statt zu riskieren, ihn zu beleidigen? Schau, was dir gestern passiert ist. Wir wollen doch nicht, dass ich schuld bin, wenn du noch mehr Pech hast, oder?«
»Das hat nichts mit mir zu tun«, sagte Teri. »Wenn du an mich dächtest, hättest du von vornherein nicht mit Lucky geschlafen.«
»Na, na. Fangen wir nicht an, Dinge zu sagen, die wir am Ende bereuen könnten. Um genau zu sein – und das wollte ich dir eigentlich nicht sagen – habe ich mit Lucky geschlafen, um seine Stimmung etwas aufzuhellen, nachdem du ihn beleidigt hattest. Eigentlich solltest du mir dankbar sein. Ich glaube, ein bisschen Dankbarkeit wäre durchaus angebracht.«
Teri und Janet starrten einander an.
»Das ist Schwachsinn, und das weißt du auch«, sagte Teri.
»Okay, dann ist es also Schwachsinn. Du hast mich erwischt, Süße. Aber so wie ich es sehe, haben wir jetzt zwei Möglichkeiten. Ich kann entweder Lucky zurückrufen und ihm sagen, dass ich mir die Haare waschen muss und hoffen, dass kein göttlicher Zorn, absichtlich oder versehentlich, auf uns niedergeht. Oder ich kann noch ein- oder zweimal mit ihm ausgehen, bis es ihm langweilig wird.« Sie holte ihr Handy heraus. »Er ist dein Gott. Ich mache, was immer du entscheidest.«
Teri ließ es sich schweigend durch den Kopf gehen, während sie ihr Mittagessen beendeten und mit dem Aufzug zurück zur Arbeit fuhren.
»Also
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