Gott im Unglück
es sein mochte – es war besser als der ständige Ennui , der sonst von ihr abstrahlte.
So oder so machte sich Bonnie Sorgen, dass es enden könnte, wenn sie Syph darauf aufmerksam machte.
»Ja, warum nicht?«, sagte sie.
Normalerweise ließ sich Janet nicht von den Göttern einschüchtern. Sie hatte inzwischen so viel Erfahrung mit Mächten, dass vom Geheimnisvollen und Romantischen des Göttlichen nicht mehr viel blieb. Sie hatte Umgang mit Göttern gehabt. Mit einigen geflirtet. Ein paar gevögelt. Aber sie hatte noch kein Date mit einem Gott gehabt. Kein echtes Date.
Das wurde ihr auf der Fahrt zum Restaurant klar, und zum ersten Mal überhaupt wusste sie nicht recht, was sie sagen sollte.
»Also …«, begann sie, ohne einen Plan für den restlichen Satz zu haben. Ihre Improvisationsgabe verließ sie.
»Also …« antwortete Lucky.
Sie schwiegen ein paar Minuten. Das Radio besaß nicht einmal das Taktgefühl, das Schweigen mit Musik zu füllen. Es spielte Werbung. Janet schaltete durch die Sender, aber das Radio weigerte sich mitzuspielen. Schließlich gab sie auf und blieb bei einer Werbung für ein Netzwerk für Orakelfreunde hängen.
Lucky schnaubte. »Das ist so ein Beschiss!«
»Wirklich?«
»Ich verrate dir mal ein kleines Geheimnis.« Er beugte sich zu ihr herüber. »Seit tausend Jahren hatte keiner mehr ein Schicksal. Jedenfalls kein offizielles. Das wurde schon vor sehr langer Zeit zu groß. Es war viel einfacher, die Wege der Vorsehung vorher festzulegen, als auf der Erde noch nicht so verdammt viele von euch Sterblichen herumrannten. Jetzt ist es so ungefähr unmöglich. Ich glaube, der letzte Typ, den die Schicksalsgöttinnen zu leiten versucht haben, war Gary Hamelin. Und wir wissen ja alle, wie das ausging.«
»Hab nie von ihm gehört«, sagte sie.
»Eben.«
»Tja, meine Mom schwört auf sie. Sagt, sie hätten ihr einmal geholfen, einen verlorenen Schlüsselbund zu finden.«
»O ja, für solches Zeug sind sie wohl gut. Man darf nur nicht erwarten, dass sie unfehlbar sind. Das wäre ein guter Weg, um lebenslang in einem peruanischen Gefängnis zu landen.«
»Gary Hamelin?«, fragte sie.
»Glaub mir, das willst du nicht wissen.«
Sie kicherten gemeinsam, und einen Moment lang glaubte Janet, das Eis sei gebrochen. Sie hatten schon zusammen gefeiert, auch schon miteinander geschlafen. Dennoch umfing eine unbehagliche Aura dieses Date.
»Warum hast du mich gefragt, ob ich mit dir ausgehe?« Die Frage ging ihr schon eine ganze Weile durch den Kopf, sie hatte aber eigentlich nicht vorgehabt, sie zu stellen. Doch jetzt suchte sie verzweifelt nach einem Gesprächsthema, und dieses kam ihr spontan in den Sinn.
»Oh, einfach so. Warum hast du Ja gesagt?«
»Ich hatte also eine Wahl? Ich dachte, wenn ich ablehne, verwandelst du mich in eine Spinne oder eine Blume oder so was.«
»Obstkorb.«
»Was?«
»Ich verwandle Leute normalerweise in Obstkörbe.«
Sie sah ihn aus dem Augenwinkel prüfend an und bemerkte ein leichtes Grinsen auf seiner Schnauze.
»Oh, du redest so eine Scheiße«, sagte sie. »Das tust du nicht!«
»Erwischt. Und du redest auch Müll. Du hast nicht Ja gesagt, weil du Angst hattest, von einem enttäuschten Gott gestraft zu werden.«
»Okay, du hast mich auch erwischt«, gab sie zu. »Und wärst du enttäuscht gewesen, wenn ich Nein gesagt hätte?«
»Natürlich.«
»Ich bin nur überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass Götter heute noch groß mit Sterblichen ausgehen. Nicht im Sinne von offiziellen Date-Dates. Wenn du weißt, was ich meine.«
»Ist ein bisschen aus der Mode gekommen«, gab er zu. »Macht es dir was aus, wenn ich das Radio lauter stelle?«
Dancing Queen schallte aus dem Radio. Lucky legte die Ohren an. »O Tiamat, ich hasse diesen Song!«
»Du kannst gern einen anderen Sender einstellen.«
»Danke.« Er drehte am Knopf, bis er ein Stück fand, das ihm gefiel. »Das ist besser.«
» Waterloo ?«
»Ja«, sagte Lucky. »Super Song.«
»Aber ist Waterloo nicht von ABBA ?«
»Stimmt.«
»Und ist Dancing Queen nicht auch von ABBA ?«
» Correctamundo .«
»Und klingen sie nicht fast gleich?«, wollte Janet wissen.
»Was ist los? Magst du ABBA nicht?«
»Wer mag ABBA nicht?«, fragte Janet.
»Hekate«, antwortete Lucky. »Riesiger Bee-Gees-Fan. Aber was soll man von einer Göttin der Dunkelheit auch erwarten?«
»Lenk nicht vom Thema ab! Du wolltest mir gerade erzählen, dass du zwar Waterloo magst, Dancing Queen aber nicht. Obwohl
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