Gott im Unglück
lassen.
Doch die Tiere blieben nicht aus.
Phil und Teri gewöhnten sich an ihren Anblick. Am Ende erschienen sie ihnen weniger bedrohlich als der tägliche Kaugummi an Phils Schuh. Deshalb bemerkten die beiden Sterblichen sie nach einer Weile fast gar nicht mehr.
Und das Leben, gesegnet von Glück und glücklichen Zufällen, war gut.
Phil sah die Supervisorin nicht zum ersten Mal durchs Büro gehen. Er hatte ihr schon ein paar Mal zugenickt. Und einmal hatte er ihr sogar die Hand geschüttelt, als er während einer Small-Talk-Runde vorbeikam. Aber sie stand viel zu weit über ihm auf der Firmenleiter, als dass er während der raren Gelegenheiten, wenn sie aus dem siebten Stock herunterkam, mehr mit ihr zu tun gehabt hätte. Üblicherweise erschien sie wie ein Geist aus einem besonderen Aufzug, sprach mit einem der Abteilungsleiter des vierten Stocks und verschwand dann wieder dorthin, wo sie hergekommen war. Deshalb war es überraschend, dass sie scharf rechts in Phils Reihe von Zellenbüros einbog. Alle hielten den Blick auf ihre Arbeit gerichtet, als sie den Gang entlangging.
Er beugte sich über seine Tastatur und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm, als hinge sein Leben davon ab. Es dauerte eine Weile, bis er merkte, dass sie neben seiner Kabine stehengeblieben war.
Er wagte einen Blick aus dem Augenwinkel, um sicherzugehen, wollte den Blick aber nicht von seiner Arbeit abwenden – aus Angst, beim Trödeln erwischt zu werden. In seinem peripheren Blickfeld war sie ein verschwommener Schatten, die Verkörperung all der lauernden nebulösen Gefahren. Man sah sie kaum und sprach nie über sie, wartete nur darauf, dass sie unvorsichtige Mitglieder der unteren Stufen des mittleren Managements auffraß, die erkennen ließen, wie überflüssig ihre Positionen waren.
Die Supervisorin sagte nichts. Sie stand nur da.
Er tippte langsamer und wandte den Kopf. Sie war nicht halb so Furcht einflößend, wie er angenommen hatte, aber er hatte sie auch noch nie zuvor direkt angesehen. Sie war eine kleine, stämmige Frau. Ihr schlichtes, graues Kostüm war faltenfrei, und ihre Haare waren zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie lächelte nicht, sah aber auch nicht zornig aus. Sie wirkte eher unergründlich.
»Phillip Robinson.« Es war keine Frage, aber ein freundlicher Ton lag in ihrer Stimme, auch wenn ihr Gesichtsausdruck neutral war. »Ich möchte gerne, dass Sie mit mir kommen.«
Er unterdrückte ein trockenes Schlucken.
Sie gab ihm gerade genug Zeit, um seine Arbeit zu speichern, bevor sie sich umdrehte und davonmarschierte. Er rannte ihr nach. Elliot warf ihm einen fragenden, leicht ängstlichen Blick zu, und Phil zuckte mit den Schultern. Sie führte ihn zu dem besonderen Aufzug, der sich nicht von einem gewöhnlichen Aufzug unterschied, ihn aber dennoch mit Furcht erfüllte.
Er fragte nicht, worum es ging, und sie sagte es ihm nicht. Er sah zu, wie die Stockwerksnummern aufleuchteten, bis der Aufzug die Sieben erreicht hatte. Zwar war es nicht ganz der neunte Stock, aber doch näher, als er ihm je gewesen war.
»Hier entlang, bitte.«
Er endete in einem Büro. Eine Sekretärin bewachte die Tür, machte aber keine Anstalten, sie am Eintreten zu hindern. Das Büro wirkte eher wie ein kleines Apartment mit all den Annehmlichkeiten einer Art-Deco-Wohnung. Nicht nach Phils Geschmack, aber beeindruckend, und sei es auch nur, weil er wusste, wie sehr andere so etwas schätzten.
Die Büroleiterin verschwand ohne ein weiteres Wort. Sie schloss die Doppeltür hinter sich und überließ ihn seinem Schicksal.
Ein korpulenter Mann saß hinter dem ausladenden Schreibtisch. Er war voluminös, aber nicht fett und strotzte vor körperlicher Kraft. Sein Haarschnitt kostete wahrscheinlich mehr, als Phil im Monat verdiente. Phil wusste nicht, wer er war, nahm aber an, dass es jemand Wichtiges sein musste.
Der Mann stand auf, breitete die Arme weit aus und begrüßte ihn ausgelassen. »Phil, wie schön, dass Sie es geschafft haben! Willkommen, willkommen!«
Phil wagte sich näher, trotz der Visionen davon, wie der riesige Schreibtisch umkippte und ihn unter sich begrub. Er beschloss, die erste Regel des Firmenüberlebens anzuwenden: den Boss bei Laune halten.
»Hallo« – er las das Namensschild auf dem Schreibtisch – »Mr Rosenquist.«
»Oh, bitte. Warum so förmlich? Nennen Sie mich Van.« Rosenquist lächelte und entblößte dabei perfekte weiße Zähne. Alles an dem Mann, von seiner
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