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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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war das alles, was Lucky in seiner Freizeit tat. Phil war zu der Erkenntnis gelangt, dass Götter bei all ihrer unglaublichen Macht eines nicht besaßen, das das Leben lebenswert machte: ein Zeitlimit.
    Schweigend schaltete Phil den Fernseher aus und setzte sich Lucky gegenüber.
    »Ich wollte das sehen«, sagte Lucky.
    Phil nahm sich einen Moment, um seine Gedanken zu sammeln. Er hatte nicht viel Zeit, bis Teri durch die Tür kam.
    »Heute ist mein Chef gestorben.«
    »Tut mir leid, das zu hören, Mann.«
    Phil hob die Hand, und ein überraschter Ausdruck ging über Luckys Gesicht.
    »Hast du ihn umgebracht?«
    Lucky setzte sich auf. »Wie bitte?«
    »Ich mache dir keinen Vorwurf«, sagte Phil. »Ich muss es nur wissen. Hast du ihn umgebracht?«
    »Ich bringe keine Leute um.«
    Phil atmete lange ein.
    »Du kannst mir die Wahrheit sagen.«
    Lucky gluckste, aber als Phil nicht mitlachte, runzelte der Gott die Stirn.
    »Ich sage das nur noch ein Mal, Junge.« Lucky nahm die Sonnenbrille ab und sah Phil in die Augen. »Ich. Bringe. Keine. Leute. Um.« Er griff nach der Fernbedienung. »Das ist nicht mein Ding.«
    Er schaltete den Fernseher ein. Phil stand auf und drückte den Aus-Knopf am Gerät.
    »Ich sage nicht, dass du ihn absichtlich umgebracht hast. Aber vielleicht war es ein Versehen.«
    »Oh, ich weiß nicht. Ist schon lange her, seit ich versehentlich jemanden umgebracht habe.« Er lachte, als wäre das ein guter Witz, aber Phil war sich da nicht so sicher.
    »Also gut, also gut. Offensichtlich treibt dich etwas um, Phil. Setz dich, dann klären wir das.«
    Phil übernahm den größten Teil des Redens. Er fasste den Vorfall im Büro rasch zusammen, zum Teil, weil er die Sache klären wollte, bevor Teri durch die Tür kam, zum Teil aber auch, weil seine Gedanken rasten. Er erwähnte die gefleckten roten Tiere, die ständig irgendwo auftauchten. Nicht immer und überall. Nicht immer offensichtlich. Aber sie waren da.
    »War’s das?«, fragte Lucky in seiner typischen lässigen Art. Dieses eine Mal wirkte es abschätzig. »Das ist alles vollkommen normal, Phil. So was kommt ständig vor. Das nennt sich Hauptzahnrad-Syndrom. Du musst dich immer noch an die Vorteile göttlicher Gunst gewöhnen. Und im Moment entwickelst du das Gefühl, das ganze Universum drehe sich um dich.«
    Phil gefiel das nicht – was sich wohl in seinem Gesicht ausgedrückt hatte.
    »Mach dir nichts draus«, sagte Lucky. »Dein Ego dreht nicht durch. Du versuchst nur, aus der ganzen Sache schlau zu werden. Ich habe vielleicht keinen kleinen Einfluss auf die Art, wie dein Leben läuft, aber ich bin auch nicht allmächtig. Du und ich, wir sind nur zwei Typen im großen Ganzen. Wir regieren nicht das Universum. Dinge werden passieren. Gute und schlechte, die mit uns beiden absolut nichts zu tun haben.«
    Phils Zweifel wurden schwächer.
    »In deinem Leben sind auch schon Leute gestorben, bevor ich eingezogen bin, stimmt’s?«, fragte Lucky.
    Phil nickte.
    »Und du hattest auch schon vorher merkwürdiges Glück, oder?«
    Er nickte wieder.
    »Na also, da hast du’s.«
    »Aber was ist mit den Tieren?«
    »Das hat vielleicht tatsächlich etwas mit mir zu tun.« Phil meinte, ein schuldbewusstes Aufblitzen in Luckys Augen gesehen zu haben, aber er war sich nicht sicher, denn Lucky hatte seine Sonnenbrille wieder aufgesetzt. »Aber ich bin mir sicher, dass es deswegen keinen Grund zur Sorge gibt.«
    Teri kam durch die Tür.
    »Hi.« Sie umarmte Phil und bemerkte seine distanzierte Reaktion. »Stimmt was nicht?«
    »Einer meiner Chefs ist gestorben.«
    »Oh, das ist schrecklich!« Sie umarmte ihn fester. »Willst du darüber reden?«
    Mit dem Kopf auf ihrer Schulter musterte er Lucky, der wieder fernsah. Er glaubte nicht, dass Lucky ihm alles sagte, aber er wollte jetzt nicht weiterbohren. Falls Lucky recht hatte, falls das alles nur Phils Einbildung war, dann würde es Teri nur wieder aufregen, wenn er ihr von seinen Bedenken erzählte. Sie hatte sich gerade erst an das neue Arrangement gewöhnt.
    Lucky hatte nicht unrecht. Es war absurd zu glauben, dass alles um ihn herum etwas mit einer großen kosmischen Verschwörung zu tun hatte. War er wirklich schon so verrückt, dass Leben und Tod anderer ihm nur noch wie Omen zu seiner eigenen Interpretation vorkamen?
    Der Gedanke daran war ihm ein bisschen peinlich.
    Teri war eine dringend benötigte Ablenkung von seinen Gedanken. »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«, fragte sie.
    »Schon okay.

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