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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Machtkämpfe auf ein Minimum reduzieren sollen. Und die wichtigste ist, dass kein Gott direkt ins Leben der Anhänger eines anderen Gottes eingreift. Auch nicht ins Leben derer, die beschlossen haben, sich nicht konfessionell zu binden. Hände weg. Das ist Schadensbegrenzung. Zu viel schlechte Presse haben wir nämlich in früheren Zeiten dadurch bekommen, dass wir einfach taten, was wir wollten. Deshalb warten wir jetzt, dass wir eingeladen werden, bevor wir irgendetwas tun. Die meisten von uns jedenfalls.«
    »Aber ich habe Syph gar nicht eingeladen«, sagte Bonnie. »Sie hat mich auserwählt.«
    »Da gibt es eine gewisse Grauzone«, gab Quick zu, »aber jeder vernünftige Gott wird in solchen Fällen vermutlich auf Nummer sicher gehen. Besser ein paar unglückliche Sterbliche untergehen lassen, als sich die Hände schmutzig machen.«
    »Das ist ja super.«
    »Wir müssen doch irgendetwas tun können«, schaltete sich Teri ein.
    Quick lächelte.
    Bonnie zog ein finsteres Gesicht, weil sie glaubte, der Gott mache sich über ihre missliche Lage lustig. »Was ist daran so verdammt amüsant?«
    Quick sagte: »Es ist erstaunlich. Ehrlich. Ihr Sterblichen lebt so belanglose Leben, eingesperrt in winzige Körper, beschränkt auf winzige Universen. Eure Zeit ist so kurz, und wer könnte euch einen Vorwurf machen, wenn ihr beschließen würdet, das kurze Aufflackern eurer Existenz sämtlichen hedonistischen Impulsen zu widmen, die euch durch den Kopf gehen? Aber ihr findet trotzdem Zeit, euch umeinander zu kümmern, sogar um Fremde. Das ist inspirierend.«
    »Heißt das, du hilfst mir?«, fragte Bonnie.
    Er zögerte.
    »Du hast gerade gesagt, dass Götter ohne Konsequenzen leben.«
    Er hob die Schultern seiner Flügel. »Ich bin bestenfalls eine niedere Gottheit. Wenn ich meine Grenzen überschreite, statuieren sie wahrscheinlich ein Exempel an mir. Es tut mir leid für dich, Bonnie, aber …«
    »Es tut dir einfach nicht leid genug, als dass du deinen Kopf riskieren würdest«, vollendete Bonnie seinen Satz.
    Er faltete die Flügel und studierte sie eher, als dass er sie ansah. »Prometheus hat euch ein bisschen Feuer hingeworfen, und schau, was mit ihm passiert ist.«
    »Ich verstehe. Einfach mal wieder eine Sterbliche, die vom System gelinkt wurde. Warum sollte dich das kümmern?«
    Er murmelte eine Entschuldigung. Die Sterblichen sahen sich über den Tisch hinweg eine Weile an.
    »Das war’s dann. Wir können nichts tun. Tut mir leid, dass ich euch gestört habe.« Bonnie stand auf. »Ich finde selbst hinaus.«
    »Warten Sie«, sagte Teri, »wir können doch zumindest mit Lucky darüber reden. Er ist vielleicht nicht Ihr Gott, aber er ist meiner, und hier geht es auch um ihn. Außerdem ist er mit einer Freundin von mir zusammen, also …« Sie wandte sich an Quick. »Du sagtest, das passiert jedes Mal, wenn Lucky eine Beziehung anfängt?«
    »Stimmt.«
    »Was passiert mit der Sterblichen, mit der er ausgeht, wenn diese Göttin auf der Bildfläche erscheint?«
    Quick antwortete nicht.
    »Was passiert?«
    »Genau das, was du dir vorstellst.«
    »Du wusstest davon?«
    Er nickte.
    »Und du hast uns nicht gewarnt?«
    »Ihr seid nicht meine Anhänger«, sagte er.
    »Das ist schwach, Quick. Ich hätte mehr von dir erwartet.«
    Der Schlangengott legte den Kopf auf dem Tisch ab und bedeckte die Augen mit den Flügeln. »Ich wollte es euch sagen, aber Lucky ist mein Freund. Ich dachte, es stünde mir nicht zu. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er vorhatte, es euch zu sagen.«
    »Wann? Nachdem meine Freundin vom Blitz erschlagen wurde?«
    »Blitze sind normalerweise nicht Syphs Stil«, antwortete er.
    Sie starrte ihn wütend an. Der Glanz verließ seine Schuppen, die Regenbogenfedern wurden blass.
    »Ich hatte dir ja gesagt, dass dieses Gott-Ding keine gute Idee war«, sagte Teri.
    Das war nur die halbe Wahrheit. Phil war zwar mit der Idee angekommen, aber sie war diejenige gewesen, die ihn überzeugt hatte, die Sache durchzuziehen. Sie stürmte davon, bevor er etwas sagen konnte, obwohl das ganz gut war, denn wahrscheinlich wäre es kein guter Zeitpunkt gewesen, sie daran zu erinnern.
    »Tut mir leid, Phil«, sagte Quick. »Ich dachte schon daran, es euch zu sagen, aber es ist kompliziert. Es gibt einen Moralkodex.«
    »Schon gut«, antwortete Phil. »Ich verstehe. Lucky ist dein Freund.«
    Er vermied es absichtlich, vorwurfsvoll zu klingen. Er konnte Teri nicht verdenken, dass sie

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