Gott im Unglück
auch, dass es eine ziemlich große Sache war, als Lucky ihr das Frühstück ans Bett brachte. Man brauchte keine göttliche Macht, um Milch über Cheerios zu gießen (und es waren ihre Milch und ihre Cheerios), aber allein die Tatsache, dass er einer Sterblichen etwas anbot, ohne etwas dafür zu verlangen, kam bei Göttern nicht oft vor.
»Du hast keinen Orangensaft mehr«, sagte Lucky.
»Lustig«, antwortete sie. »Ich war mir sicher, ich hätte noch ein Glas voll.«
»Nö. Hab nachgesehen.«
Er setzte sich aufs Bett.
»Es läuft ziemlich gut zwischen uns, oder?«, fragte er.
»Ziemlich gut«, stimmte sie zu.
»Ist lange her, seit ich jemanden kennengelernt habe, mit dem ich einfach Zeit verbringen kann.«
»Was ist mit dir und Quick?«
»Er ist cool«, sagte Lucky, »aber mit Sterblichen ist es anders. Einfach interessanter.«
»Das ist also mein Vorteil? Dass ich sterblich bin? Du willst dich einfach ein bisschen unters Volk mischen?«
»So hab ich das nicht gemeint.«
Sie kraulte ihn am Ohr. »Ich weiß, Baby.«
Er lächelte. »Ich sage nur, dass die letzten zwei Wochen bisher das Highlight dieses Jahrhunderts für mich waren.«
»Für mich auch«, sagte sie. »Bisher«, fügte sie grinsend hinzu.
Er legte die Hände zusammen und öffnete sie wieder, und jetzt lag eine goldene Halskette mit der Silhouette eines Waschbärkopfes darin.
»Hübsch«, sagte sie.
»Ich will, dass du sie trägst.«
»Ich weiß nicht, Lucky. Ich hab’s nicht so mit Schmuck. Ich weiß, ich bin eine Frau und sollte Schmuck mögen, aber ich habe schon genug Schwierigkeiten, Ohrringe nicht zu verlieren. Und ist das nicht gefährlich dicht an einem Treue-Talisman? Versuchst du, mich zu einer deiner Anhängerinnen zu machen?«
»Na schön. Vergiss es.« Er warf die Kette mit übertriebener Geste weg, und sie verschwand. »Kein Problem.«
Janet hatte schon mit mehr als einem Unsterblichen Affären gehabt. Es machte Spaß, war unverbindlich, eine Chance, gesellschaftlich mit Unsterblichen zu verkehren, zu lachen, sich zu amüsieren – ohne Gefahr zu laufen, dass es zu ernst wurde. Sie mochte es so.
Aber diesmal fühlte es sich anders an. Sie hatte diese Reaktion nicht erwartet. Er versuchte, es abzutun und hinter einem unbekümmerten Lächeln zu verbergen. Aber sie erkannte daran, wie seine Schnurrhaare herabhingen, dass er enttäuscht war. Sie wusste selbst nicht recht, was sie von alledem halten sollte. Aber sie wollte die Halskette. Nicht weil sie hübsch war. Das war sie nicht. Oder weil sie von einem Gott kam.
Nein, sondern weil sie von ihm kam.
»Ich habe nur Spaß gemacht«, sagte sie. »Ich würde sie sehr gern tragen.«
Lucky ließ die Kette wieder erscheinen und legte sie ihr an.
»Wird das jetzt etwas Ernstes mit uns?«, fragte sie.
»Ich weiß nicht. Wird es?«
Sie lächelten sich unbeholfen an. Sie zwickte ihn spielerisch ins Ohr.
Lucky warf einen Blick auf sein Handgelenk, obwohl er gar keine Uhr trug. »Ich sollte mal los. Nach Phil und Teri schauen.«
»Klar.«
»Äh, also ich habe mich super amüsiert.«
»Ich auch.«
Sie nahm einen Löffel Cheerios und kaute sehr langsam, um Lucky zu zwingen, das Gespräch fortzuführen. Sie wusste selbst nicht recht, was sie sagen sollte, und er war so süß, wenn er stammelte.
»Ja. Okay.« Er zögerte und suchte nach den richtigen Worten als Gesprächsabschluss. »Du hattest tatsächlich noch ein Glas Saft. Ich, äh, hab’s getrunken.«
»Oh, ich weiß.« Sie zwinkerte und imitierte sein typisches Schnippen und die Fingerpistole.
Lucky lachte.
Er ging. Sobald sie die Eingangstür ins Schloss fallen hörte, stieß Janet einen langen Seufzer aus. Die Sache wurde langsam kompliziert. Sie strich mit den Fingern über die kühle Halskette.
»Verdammt.«
Jemand klopfte an der Tür. Sie sprang auf, hoffte, es sei Lucky, schnappte sich zur Sicherheit aber trotzdem einen Bademantel. Sie band ihn zu und öffnete. Syph fixierte Janet mit kaltem, starrem Blick. Die Blätter eines Baumes in der Nähe welkten.
»Hey, du bist doch diese Göttin«, sagte Janet. »Die, mit der Lucky neulich im Restaurant gesprochen hat.«
»Ja, Luka und ich sind alte Freunde«, sagte Syph, »und wir müssen reden.«
»Du hast ihn gerade verpasst.«
»Nein, ich muss nicht mit ihm reden. Ich muss mit dir reden.«
Janet lehnte sich an den Türrahmen. Sie taxierte die Göttin neutral, bevor sie leicht grinste.
»Klar. Komm rein. Was zu trinken?«, fragte Janet. »Ich habe keinen
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