Gott im Unglück
Saft mehr, aber ich kann Kaffee machen.«
»Danke. Das wäre nett. Das ist übrigens eine entzückende Halskette.«
»Was? Das alte Ding?« Janet kicherte. »Ich finde es ein bisschen geschmacklos, aber es war ein Geschenk, also trage ich es.«
Sie werkelte in der Küche herum, spülte die Kaffeekanne aus und startete die Maschine. Es dauerte ein paar Minuten, und Syph sagte nichts. Janet dachte schon fast, die Göttin sei wieder gegangen. Es war ihr nicht wichtig genug, um nachzusehen, bevor die Kaffeemaschine piepste. Einen Augenblick überlegte sie, ob sie nur eine Tasse eingießen sollte, doch dann ergriff sie die Gelegenheit und machte sich selbst auch eine. Syph saß auf ihrer Couch.
»Möchtest du Milch?«, fragte Janet.
»Ich trinke ihn am liebsten schwarz«, antwortete Syph. »Ich habe ohnehin so ein Gefühl, dass deine Milch sauer geworden ist.«
Janet roch an der Tüte. »Nein, sie ist gut.«
Sie goss ein bisschen in ihren Kaffee, während Syph sie finster beobachtete.
»Ein kleiner Plausch also, was? Nur zwischen uns Mädels?« Janet nippte an ihrem dampfenden Kaffee.
Stirnrunzelnd blickte Syph in ihre eigene Tasse. Die Flüssigkeit war zu einem einzigen Block aus braunem Eis gefroren. Janet sagte nichts dazu, konnte aber nicht widerstehen, ihren befriedigten Seufzer noch ein bisschen auszudehnen. Sie setzte ihr schönstes Lächeln auf, denn sie wusste, es würde Syph höllisch ärgern.
»Was gibt’s?« Janet legte ein zusätzliches Trällern in ihren Tonfall.
»Du genießt wohl dein kleines Stelldichein mit einem Gott, was?«
»Klar. Lucky ist cool.«
Syph unterdrückte ihr Knurren mit geringem Erfolg.
»Freut mich, dass du Spaß hast. Es ist nett für Sterbliche, ein bisschen Freude zu finden, wenn man bedenkt, wie jämmerlich kurz und bedeutungslos euer Leben ist. Nichts für ungut.«
Janet hielt ihr Lächeln aufrecht. »Kein Problem.«
Syphs Missfallen manifestierte sich in einem finsteren Blick. Das war alles. Nichts anderes veränderte sich. Es gab keinen Temperaturabfall, kein zerbrochenes Glas, keine Risse im Putz oder explodierende Glühbirnen. Abgesehen von ihrem eigenen gefrorenen Kaffee hatte die Göttin keinerlei Auswirkungen auf die Umgebung, bewusst oder unbewusst.
»Hübsche Wohnung hast du hier«, sagte Syph. »Sehr … bewohnt.«
»Es ist nicht viel, aber es ist ein Zuhause.«
»Luka war von den einfachen Sterblichen immer fasziniert. Weißt du, ich glaube nicht, dass er in seinem Leben je eine Nymphe entführt hat. Selbst dann nicht, als es in Mode war. Nein, Luka ging es immer um die Bäuerinnen, die Milchmädchen, die schlammverschmierten Mägde, die auf den Feldern schufteten. Robust, mit stämmigen Gliedmaßen und strammen Hüften, selten der spindeldürre Typ.«
Syph musterte Janet übertrieben. Die Göttin lächelte schief.
»Tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen.«
»Soll das ein Witz sein?«, fragte Janet. »Ich arbeite sehr hart an diesen stämmigen Beinen. Hast du eine Ahnung, wie viele Kniebeugen nötig sind, um die in Form zu bringen?«
Syphs Gesicht wurde ausdruckslos.
»Ach, was bist du doch für eine witzige kleine Sterbliche«, sagte sie in eisigem Ton.
»Ich gebe mir Mühe. Ich denke mir, wenn ich schon ein jämmerlich kurzes und bedeutungsloses Leben habe, kann ich doch wenigstens das Beste daraus machen.«
»Eine hervorragende Philosophie«, stimmte Syph zu. Sie ging im Raum herum und gab vor, sich umzusehen, doch innerlich kochte sie. »Aber ich staune manchmal, dass ihr nicht besser auf euer Leben achtet, wo es doch schon allzu kurz ist. Es gibt so viele törichte Entscheidungen zu treffen, und ihr scheint immer entschlossen, so viele wie möglich davon mitzunehmen.«
»Ach, wenn man sterblich ist, weiß man, dass man sterben wird«, sagte Janet. »Die meisten von uns versuchen, nicht zu viel darüber nachzudenken. Ich erwarte natürlich nicht, dass du das verstehst. Du wirst für immer und ewig leben.«
Irgendwie ließ sie das wie eine Beleidigung klingen.
»Noch lange, nachdem du im Dreck vermodert und deine Knochen zu Pulver zerfallen sind, werden Lucky und ich auf dieser Erde wandeln«, sagte Syph. »Vorausgesetzt, ihr Sterblichen habt sie bis dahin nicht in die Luft gejagt.«
»Oder ihr Götter habt sie nicht vor uns zu Staub zerschmettert«, ergänzte Janet.
Syph und Janet ließen ihr höfliches Lächeln erlöschen und blickten sich fest in die Augen.
»Sehr gut«, sagte die Göttin. »Lass uns offen sein,
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