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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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ich dir?«
    »Oh, das war kein Problem. Ich kann nichts annehmen.«
    »Ich habe das noch nie vorher gemacht. Sind Trinkgelder erlaubt? Oder ist das verpönt?«
    »Es ist nicht nötig.«
    »Ich bestehe darauf. Sind fünf Dollar okay?«
    Christine gab Syph ein bisschen Geld. In der Sekunde, als Syph das Geld berührte, spürte sie ein Aufwallen im kosmischen Gleichgewicht. Es war nicht das Geld selbst, sondern der Akt der Huldigung. Es mochte Jahrhunderte her sein, seit jemand Syph freiwillig gehuldigt hatte; Ewigkeiten, seit sie einen Sterblichen getroffen hatte, der nicht unglücklich war, sie zu kennen. Sie hatte ganz vergessen, wie sich das anfühlte.
    Das war das Geheimnis der Macht eines Gottes und der Grund, warum sie Janet nichts tun konnte. Lucky war ein geringer Gott, aber er hatte seine Anhänger. Mehr als Syph. Es ging nur um Huldigung, und sie konnte nicht mit ihm Schritt halten, weil sie die vergangenen tausend Jahre mit Trübsalblasen verbracht und ihre Anhänger vernachlässigt hatte.
    Kein Wunder, dass Lucky sie nicht respektierte. Sie war ja kaum noch eine Göttin. Jeder Gott im Universum konnte ihre Macht bremsen.
    »Ach«, sagte Syph zu Christine, die im Weggehen begriffen war, »wenn dir später noch danach ist, in meinem Namen eine Flasche Wein in den Ausguss zu kippen, würde ich mich nicht beschweren.«
    »Klar.«
    »Das gute Zeug«, fügte Syph hinzu. »Am besten nichts aus dem Karton.«
    »Okay.« Christine beeilte sich davonzukommen.
    Syph war mitten in der Verwandlung, als Scott den Kopf aus seiner Wohnung streckte.
    »Äh, Entschuldigung.«
    »Ja?«, erwiderte sie kühl.
    »Du bist eine Göttin der verschmähten Liebenden?«
    »Mehr oder weniger.«
    Zögernd näherte er sich. »Hilfst du auch Kerlen? Oder arbeitest du nur für Tussis?«
    Syph dachte über die Frage nach. Das hatte sie sich noch gar nicht überlegt.
    »Weißt du, da war diese Tussi namens Stella«, fuhr er fort, »und sie hat mich richtig beschissen. Sie hat mein Auto mit dem Schlüssel zerkratzt. Und sie hat eine Schwangerschaft vorgetäuscht, um mir Geld aus den Rippen zu leiern. Und sie hat meinen Hund mitgenommen.«
    »Deinen Hund?«, wiederholte Syph nachdenklich. »Im Himmel und auf Erden gibt es nichts, das die bedingungslose Liebe so verkörpert wie unsere treuen hündischen Gefährten.«
    Scotts Gesicht hellte sich auf. »Dann machst du es also? Hilfst du mir?«
    »Könnte sein.« Syph musterte den frischen Fünfdollarschein in ihrer Hand. »Das hängt ganz davon ab, was du bereit bist, für mich zu tun.«

SIEBZEHN
    Teri und Phil waren nicht besonders glücklich zu erfahren, dass sie sich mitten in einem illegalen heiligen Krieg befanden. Noch aufgebrachter waren sie, dass sie von zwei Agents der Behörde für Göttliche Angelegenheiten auf ihrem Rasen darüber informiert wurden.
    Eine graue Limousine, ein Krankenwagen und ein Streifenwagen standen vor ihrem Haus. Neugierige Nachbarn gafften von ihren Veranden oder spähten aus den Fenstern. Weder Phil noch Teri waren der Typ, der sich übermäßig Gedanken wegen der Nachbarn machte, aber es war ein höllischer Tumult. Vor allem die Limousine und die beiden Agents, die darin angekommen waren. Die Göttlichen Angelegenheiten machten die Leute nervös, und das zu Recht. Die meisten Götter spielten nach den Regeln. Aber nicht alle. Und die schurkischen Götter waren genauso gefährlich wie in den Geschichtsbüchern. Sogar noch ein bisschen mehr, denn die Hybris der Sterblichen machte diese ungebändigten Götter nur noch zorniger.
    Die Agents arbeiteten in Zweierteams, je ein Sterblicher und ein Unsterblicher. Agent Watson, der Sterbliche, war ein hoch aufgeschossener Mann im Einheitsgrau der Göttlichen Angelegenheiten. Der unsterbliche Agent war eine Muse namens Agent Melody. Ihr Hosenanzug war leuchtend violett, und jede Geste wirkte so, als sollte sie eigentlich vertont werden. Wagner wäre allein von dem Anblick, wie sie Stift und Papier aus ihrer Jackentasche nahm, zu einer viersekündigen Symphonie inspiriert worden.
    Phil war ein klein wenig künstlerischer veranlagt als seine Frau. Gerade genug, um sich in der Gegenwart von Agent Melody fahrig zu fühlen, in Gedanken Haikus zu bilden und Schwierigkeiten zu haben, sich zu konzentrieren.
    Die Sirene des Krankenwagens plärrte, als er mit den beiden gescheiterten Mördern davonfuhr.
    »Wie geht es ihnen?«, fragte Teri.
    Watson antwortete: »Sie scheinen insgesamt fünf selbst zugefügte Wunden von

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