Gott im Unglück
war nicht der richtige Zeitpunkt für Schuldzuweisungen.
Grollend stürmte sie davon. Phil dachte daran, ihr zu folgen, aber wahrscheinlich war es besser, sie sich abkühlen zu lassen.
»Wenn Sie Ihre Beziehung mit Ihrem Gott abbrechen möchten«, sagte Melody, »können wir anfangen, die Papiere fertig zu machen. Es kann allerdings eine Weile dauern, und es gibt Geldbußen.«
Phils erste Reaktion war, zu dem Angebot Ja zu sagen. Aber die Geldstrafen ließen ihn zögern. Das Gesetz schützte nicht nur Sterbliche vor dem kapriziösen Wesen der Götter. Es schützte auch die Götter vor der Launenhaftigkeit der Sterblichen. Es musste eine Stetigkeit geben, einen verlässlichen Austausch von Huldigung und Gunst. Das alles verstand er. Es war kein perfektes System, aber ein besseres hatten sie nicht. Und auch wenn es seine Mängel hatte, es bot doch Ordnung. Sterbliche mussten nicht mehr befürchten, dass ihre Stadt in Flammen aufging, nur weil ein paar Sterbliche einer mächtigen Gottheit opferten, die nichts von Subtilität hielt. Wenn einem jetzt das Haus in die Luft flog, hatte man es verdient. Oder zumindest hatte man sich, wenn auch vielleicht indirekt, in die Schusslinie göttlichen Zorns gebracht.
»Nein, ist in Ordnung«, sagte er. »Vielleicht später. Wie lange dauert dieser heilige Krieg schon an?«
»Es tut mir leid, aber ich darf …«
»… keine Auskünfte erteilen«, sagte er. »Verstanden.«
Watson kam zurück. »Mr Robinson, gab es an diesem Dienstag einen Unfall bei Ihnen im Büro?«
»Mein Chef hatte einen Herzinfarkt.« Die Erkenntnis dämmerte ihm langsam, aber die Agents ließen ihm Zeit.
»Warten Sie. Ach du meine Güte … es war kein Unfall, oder?«
»Wir dürfen keine Einzelheiten über laufende Ermittlungen herausgeben.«
Phil schüttelte den Kopf. »Ach, kommen Sie! Das ist nicht fair! Wir müssen auch ein paar Rechte haben. Ist es nicht schlimm genug, dass unser eigener Gott vergessen hat zu erwähnen, dass wir vielleicht umkommen könnten, nur weil wir ihn in unserem Gästezimmer schlafen lassen? Jetzt fragen Sie mich nach einem mysteriösen Todesfall und wollen mir keinerlei Informationen geben. Was soll daran gerecht sein?«
Agent Melody zuckte die Achseln. »Ein kriminaltechnisches Team hat eine Todesrune auf seiner Kaffeetasse gefunden. Sie war mit unsichtbarer Tinte geschrieben. Wir haben Glück, sie entdeckt zu haben.«
»Jemand hat ihn umgebracht?«
»Sozusagen«, sagte Agent Melody. »Wir glauben, er hat versucht, Sie zu töten – und dass der Versuch nach hinten losging. Sie hätten aus der Tasse trinken sollen. Höchstwahrscheinlich hatte er vor, sie auszutauschen, sodass es keine Beweise gegeben und nach einem Herzinfarkt ausgesehen hätte. Hätte wahrscheinlich auch funktioniert, wenn er die Tassen nicht verwechselt hätte. Glück für Sie, Mr Robinson.«
»Ja, Glück.«
Aber es war kein reines Glück gewesen. Hätte Phil seinen Kaffee nicht verschüttet und hätte er nicht die Tassen vertauscht – in dem Versuch, sein Missgeschick zu verschleiern –, dann wäre er jetzt tot. Lucky hatte es versäumt, Gorgoz zu erwähnen, aber Luckys Einfluss hatte ihm auch das Leben gerettet. Es war kompliziert.
»Eine Durchsuchung von Rosenquists Wohnung hat einen geheimen Altar und verbotene Kultrequisiten ergeben«, fügte Watson hinzu. »Dem Anschein nach hat er Gorgoz gehuldigt.«
»Aber er war ein leitender Angestellter«, sagte Phil. »Warum sollte er einem illegalen Gott nachfolgen?«
»Kommt öfter vor, als man meinen möchte«, sagte der Sterbliche. »Statistisch werden die meisten nicht genehmigten Huldigungen von der Mittelklasse ausgeführt.«
Phil wusste nicht, was er glauben sollte. Wie fast jeder tendierte er zu der Vorstellung, dass die Tempel im Untergrund von zwielichtigen Erscheinungen, Gangstern und Mördern bevölkert wurden. Leuten, die in dieser Welt nicht weiterkamen und sich in ihrer Verzweiflung an die dunklen Götter wandten. Aber das ergab keinen rechten Sinn. Warum sollten Leute, die bereit waren, unmoralische und gefährliche Mächte zu Hilfe zu rufen, im Leben nicht vorankommen? Er hatte im mittleren Management viele Mitarbeiter kennengelernt und war von ihrem kompletten Mangel an praktischen Fähigkeiten im Job beeindruckt gewesen.
Und was war mit all den anderen Angestellten, die befördert wurden und die man nie wiedersah, trotz ihrer Versprechen, »in Kontakt zu bleiben«? Waren sie Mitglieder verborgener Verbindungen, zu
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