Gott im Unglück
gezögert?«
Morpheus zögerte wieder, ganz kurz. »Ohne bestimmten Grund.«
»Sag mir nicht, dass du mich hinhältst, Alter. Du kennst ein paar Extratricks, oder? Irgendeinen Traumgott-Schummelcode.«
»Vielleicht kann ich da etwas tun, aber es gibt gewisse Risiken. Dinge können schiefgehen.«
»Was kann schiefgehen? Du bist Morpheus, der Gott der Träume, der Herr des nächtlichen Reiches, der große Häuptling. Quick und ich bleiben daneben stehen und überlassen es deinen fähigen Händen.«
»Okay. Na schön.«
Morpheus wedelte mit der Hand in Richtung der Versammlung in den Roben und sprach mit gedämpfter und ehrfürchtiger Stimme. »Im Augenblick ist es nur eine vage Erinnerung an vergangene Ereignisse, gesehen durch ein Paar sterbliche Augen. Aber unter allen Erinnerungen, egal wie vage, egal wie verzerrt, liegt der Schatten der Wahrheit. Selbst die unvollständigste Erinnerung ist noch ein Fenster …«
»Das ist super«, unterbrach ihn Lucky. »Die Metaphysik ist toll. Aber wir haben es ein bisschen eilig.«
»Im Grunde gehe ich nur zurück und benutze meine Mächte, um Teile der Erinnerung neu zu formen, die der Regisseur nicht kennen konnte.« Morpheus ließ seine Fingerknöchel knacken und klatschte in die Hände. Die Lichter leuchteten hell und klar auf, und alles wurde mit dem absoluten Licht der Wahrheit erhellt. Die Szene fror ein.
Lucky sprang auf die Bühne zurück und ging zu Gorgoz’ Erstem Jünger hinüber. Er zog die Kapuze zurück.
»Ich habe keine Ahnung, wer dieser Kerl ist«, sagte Lucky.
»Was hast du erwartet?«, fragte Quick. »Einen großen Filmstar?«
»Hätte die ganze Sache einfacher gemacht.« Lucky durchsuchte die Taschen des Jüngers, aber ohne Erfolg. »Das war Zeitverschwendung.«
Morpheus schnippte mit den Fingern. »Schau noch mal in seine Taschen.«
Die zweite Durchsuchung förderte eine Brieftasche zutage.
»Wie hast du das gemacht?«
»Es ist ein Traum. Wer sagt, dass der Typ keine Brieftasche dabeihatte?«
»Morph, mir gefällt dein Stil.« Lucky fand einen Führerschein. »Kann ich den behalten?«
»Klar. Was interessiert es mich?«
Der Trugbild-Spieler, der Gorgoz spielte, kicherte kühl. »Du bist genauso lächerlich wie immer, Luka.«
»Ruhig, Großer«, sagte Lucky. »Verlier’ dich nicht in deiner Rolle.«
Gorgoz stand auf und zog die Kapuze zurück. Das Gesicht des Schauspielers war fort, ersetzt durch das verzerrte, echte Gesicht. Es war ein paar Jahrhunderte her, seit Lucky Gorgoz von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. Er war seitdem nicht hübscher geworden.
»Ganz ruhig, Gorg, alter Kumpel.«
»Immer dieses endlose, unerträgliche Geplapper«, sagte Gorgoz. »Du redest Unsinn daher wie ein Nebenvorstellungsansager, nicht wie ein wahrer Gott. Es ist kein Wunder, dass die Sterblichen ihre Furcht vor uns verloren haben.« Er brüllte und versprühte dabei Schleim und Spucke. »Du wagst es, in meinen Herrschaftsbereich einzudringen, in die Seele von einem meiner Anhänger!«
»Ich wusste gar nicht mehr, dass er so eloquent war«, sagte Lucky.
»Er ist eine Manifestation des Unterbewusstseins des Regisseurs«, erklärte Morpheus. »Keine exakte Kopie.«
Gorgoz warf sich auf Lucky und umklammerte seine Kehle.
»Gorg, Gorgie, Gorgster«, keuchte der Gott des Wohlstands.
»Ruhig, du plappernder Tor!«, zischte Gorgoz. »Bereite dich darauf vor, die Konsequenzen deiner Grenzüberschreitung zu spüren!«
»O-oh«, sagte Morpheus.
»O-oh, was?«, fragte Quick. »Was ist schiefgelaufen?«
»Ich habe euch gewarnt, dass es gefährlich werden würde. Die Simulation ist außer Kontrolle geraten.«
»Äh, Jungs«, quiekte Lucky. »Ich könnte hier ein bisschen Hilfe gebrauchen!«
Quetzalcoatl sprang quer über die Bühne. Er wurde von einer lässigen Handbewegung Gorgoz’ beiseitegefegt, der leise kratzend kicherte.
»Sieh dich an, Gott des Blutes und des Todes. Schau, was sie aus dir gemacht haben. Luka war immer ein Dummkopf. Aber du … du wurdest von einem ganzen Reich verehrt.«
Quick rieb sich den Kiefer. Unsterblich zu sein machte ihn nicht gegen Schmerzen immun, und Gorgoz hatte selbst in dieser Gestalt noch eine böse Rückhand.
Lucky verwandelte sich in eine gewaltige Bestie, was Gorgoz zwang, ihn loszulassen. Auf der Bühne brach ein Tumult aus, als die Schauspieler in alle Richtungen auseinanderstoben.
»Okay, Gorg!«, brüllte Lucky und hieb seine riesigen Fäuste aneinander. »Du wolltest es nicht anders!«
Er stürzte
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