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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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sich auf Gorgoz. Die beiden Götter purzelten über die Bühne und krachten durch die falschen Ziegelmauern. Das Dröhnen und die Erschütterungen ihres Kampfes der Titanen ließen den Bühnenraum erbeben.
    Quick und Morpheus warteten eine Weile ab. Keiner der beiden war besonders besorgt. Unsterblichkeit machte auch noch die schonungsloseste Schlacht zwischen Göttern zu einer Übung in Idiotie.
    »Sollten wir eingreifen?«, fragte Quick.
    »Das ist mein Set!«, schrie der Regisseur. »Hier habe ich das Sagen!«
    Lucky flog durch die Luft und kollidierte mit einem Scheinwerfergerüst. Das ganze Ding krachte herunter. Lucky, jetzt wieder in seiner kleineren Hawaiihemd-Gestalt, krabbelte unter den Trümmern hervor. Hier und da fehlten Fellstücke, außerdem war sein halber Schwanz geschoren.
    »Für eine Simulation hat er einen ganz schönen Schlag am Leib!«
    Gorgoz preschte über das Set und richtete einen Finger auf den Regisseur. »Das ist deine Schuld. Du enttäuschst mich nicht nur, dein schwacher, sterblicher Geist enthüllt auch noch Geheimnisse, die nicht für diese Narren bestimmt sind! Jetzt sollst du die Konsequenzen deines Versagens spüren.«
    »Er steht wirklich darauf, Leute Konsequenzen spüren zu sehen«, bemerkte Quick.
    »Manches ändert sich nie«, sagte Lucky.
    Der Regisseur duckte sich hinter den Göttern.
    »Es gibt keinen Grund zur Sorge«, sagte Morpheus. »Er kann dir nichts tun. Er ist nur ein Trugbild, das eine Rolle spielt. Ein bisschen zu gut vielleicht, aber es ist trotzdem nur eine Rolle. Und du bist der Regisseur dieses Unterbewusstseins. Das Sagen hast hier immer noch du. Das darfst du nicht vergessen.«
    »Ja, das stimmt, das habe ich.« Der Regisseur drängte sich an den Göttern vorbei und baute sich vor Gorgoz’ tobendem Traumduplikat auf. »Du bist gefeuert«, sagte er selbstgefällig. »Okay, Leute. Baut die Kulisse ab. Wir machen eine kurze Mittagspause, dann bauen wir für Sextraum Nummer acht auf. Ihr wisst schon, den mit der unartigen Bibliothekarin und der Schlagsahne. Ich glaube, das haben wir uns verdient.«
    Gorgoz enthauptete den Regisseur mit einem Schwung seiner Klauen. Der Kopf rollte vor Morpheus’ Füße und starrte ihn finster an.
    »Danke für den Rat, Arschloch«, grummelte der Regisseur, bevor er verblasste und sich ins Nichts auflöste. In der wachen Welt fiel seine physische Erscheinung tot um.
    Lucky und Quick machten einen Schritt von Morpheus weg, als wollten sie jede Sippenhaft vermeiden.
    »Das dürfte nicht möglich sein«, sagte Morpheus.
    Gorgoz kicherte. »Mir ist alles möglich. Während ihr alle in der Morgendämmerung des Daseins vom Urchaos ausgespuckt wurdet, war ich schon da. Ich bin die ultimative Verkörperung des Chaos, das das Universum gebar. Und wenn all dies zu Staub zerfallen ist, wenn jedes sterbliche Leben ausgelöscht ist, wenn jede Seele zerquetscht, jeder geringe Gott in das Nichts zurückgekehrt ist, das ihn hervorgebracht hat, werde ich weiterhin da sein. Nur der Wahnsinn überdauert. Nur die Entropie ist endlos.« Er verengte seine orangefarbenen Augen und grinste. Was mit der unordentlichen Ansammlung seiner Zähne und Hauer gar nicht leicht war.
    »Also verpisst euch, ihr kleinen Scheißer!«
    Gorgoz schnippte mit den Fingern. Der Bühnenraum explodierte und wurde von einem brüllenden weißen Feuerstoß verzehrt.
    Die Götter wurden durch die Tür hinaus und in den Flur geschleudert.
    Lucky schüttelte sich die graue Asche von der versengten Haut. »Was zum Geier war das?«
    Morpheus wischte sich Ruß vom Gesicht. »Das ist ein Problem. Aber nicht meines. Ich bin fertig. Ich bin hier raus.«
    Die Tür ging auf und Gorgoz trat heraus. Lucky und Quick wappneten sich gegen einen erneuten Angriff, doch das Trugbild war wieder der harmlose ursprüngliche Schauspieler. Er rieb sich stöhnend die Schläfen und ging langsam davon.
    »Ich war niemals hier. Sich mit Gorgoz anzulegen, ist gar nicht gut.« Morpheus wandte sich zum Gehen. Lucky und Quick rannten ihm nach, um sich nicht zu verirren.
    »Aber ich dachte, er wäre nicht einmal Gorgoz gewesen!«, sagte Lucky.
    »War er auch nicht. Er war nur ein Trugbild. Aber Gorgoz muss etwas zurückgelassen haben, irgendeine Saat der Macht. Das war echtes Fegefeuer-Zeug, direkt aus dem Zeitalter der Legenden. Und es war nur ein Überrest. Es war nicht einmal sein wahres Selbst.«
    Morpheus blieb stehen und wirbelte zu Lucky herum.
    »Ich weiß, du und Gorgoz, ihr habt da eine Sache am

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